Landschaften und Tiere ins perfekte Zusammenspiel setzen. Flamingos in Gewässern ansiedeln, die nah an Feldern liegen, Fledermäuse bei kleineren Bergen, die sich an hohen Wäldern anschmiegen. Possierliche Eichhörnchen in Siedlungen, die in Waldnähe liegen. Das alles verbunden mit Landschaftsarchitektur via Spielsteinen und dem klugen Abwägen, welche Tierarten sich damit kombinieren lassen. Das ist Harmonie(s) pur.
Björn
In Johan Benvenutos Brettspiel Harmonies bauen wir Runde für Runde auf unserem persönlichen Spielplan unsere ganz eigene Landschaft sowohl in die Fläche als auch in die Höhe. Über die Landschaftskonstellationen und auch über Tiere, die sich dort ansiedeln, werden wir am Ende Siegpunkte generieren.
Neben unserem persönlichen Spieltableau in Hexfeldoptik, befindet sich in der Tischmitte ein gemeinsamer Spielplan auf dem sich fünf Felder befinden. Auf jedem davon befinden sich drei zufällige Spielsteine in sechs verschiedenen Farben. Diese Farben symbolisieren Gebäude (rot), Gewässer (blau), Gebirge (grau), Erde (braun), Wälder (grün) und Felder (gelb).
Diese Spielsteine setze ich auf meinem Spielplan ein. Hierbei dürfen Gebirge (grau) bis zu drei Steine in die Höhe gebaut werden, oder ein Gebäude (rot) darf dabei auf einen grauen Stein gesetzt werden. Wälder (grün) können mit Erde (braun) als Grundlage in die Höhe gebracht werden, während Felder und Gewässer immer ebenerdig bleiben. Für entsprechende Höhen bei Bergen und Wäldern, für entsprechende Flächengrößen bei Feldern oder für die Vielzahl an unterschiedlichen Farben um ein Gebäude herum, gibt es am Ende Siegpunkte.
Klingt simpel, fast schon ein bisschen ermüdend, aber dafür kommen nun noch die Tiere ins Spiel, die sich in unserer Landschaft ansiedeln sollen. Hierfür können wir Runde für Runde aus einer Auslage solcherlei Tierkarten an uns nehmen. Dafür stehen mir an meinem Tableau maximal vier Plätze zur Verfügung.
Auf den Tierkarten wird mit kleinen Würfeln markiert, wie viele der Tierart ich ansiedeln kann. Unsere o.g. Fledermäuse kann ich zum Beispiel bis zu viermal ansiedeln. Hierfür brauche ich in meiner Landschaft einen hochgelegenen Wald (zweimal braun, einmal grün) und einen niedrigen Hügel (ein grauer Stein) angrenzend. Auf diesem grauen Stein darf ich eine der Fledermauswürfel ablegen. Nur ein Stein pro Feld, aber noch drei Fledermäuse auf der Karte. Je mehr Steine ich von der Karte nehme, je mehr Punkte gibt es am Spielende. Baue ich nun einen weiteren grauen Hügel an den hohen Wald, kann ich auf diesen wiederrum einen Fledermauswürfel ablegen. So benötigt jedes Tier sein eigenes Gebilde in der Landschaft, um abgelegt werden zu können und das Dilemma beginnt.
Wo muss ich wie bauen, damit ich auch die anderen Tiere ablegen kann? Der Wolf will z.B. auf einem hochgelegenen Wald abgelegt werden – Perfekt, da ich diesen für die Fledermäuse sowieso bauen muss, ärgerlich, dass die wölfische Erwartung zwei angrenzende gelbe Spielsteine erwartet, da sollen doch meine grauen Steine für die Fledermäuse liegen.
So nimmt das Spiel sehr leicht von den Zügen – Spielsteine nehmen, optional eine Tierkarte nehmen und ein Tierwürfelchen einsetzen – seinen Lauf. Im Kopf beginnt es aber zu vibrieren. Wo muss ich die Steine einsetzen, damit ich gleich noch meine Hasen platzieren kann? Kann ich das mit der ausliegenden Pfauenkarte kombinieren? Schaffe ich die geplanten Punkte für meine Landschaft? Und dann kommt der Moment, an dem sich keine Spielsteine mehr nachlegen lassen oder man selbst nur noch zwei oder weniger Felder auf dem eigenen Tableau belegen kann und es dann schon vorbei ist und neben wunderschönen Tierkarten und einer tollen hölzernen 3D-Landschaft, um das schnöde Zählen von Siegpunkten geht.
Brettspielregeln
Spielregeln (ext. Link zu Asmodee)
Illustration und Material lassen einen das Spiel als Augenweide und haptischer Leckerbissen erleben und die einfachen Abläufe machen es dann auch zu einem leicht zu erklärenden Spiel. Die im Spiel gestellte Aufgabe hat es dann aber schon für Einsteiger in sich. Das Puzzeln in die Fläche und in die Höhe, das Erstellen von Mustern für die Tieransiedlung, da braucht es schon Vorausplanung und räumliches Vorstellungsvermögen. Ein Spiel, dass vor gut 5 Jahren ebenfalls damit gespielt hat, war Dreamscape des Autoren David Ausloos. Jenes Spiel hat mehr Kopfschmerzen als Spielspaß erzeugt und eine Komplexität gehabt, die ich damals, wie heute, als nahezu unnötig empfinde.
Harmonies bietet hier dann doch genau den Raum zum Puzzeln, der es angenehm erscheinen lässt. Fast schon Solitär wäre das Spiel, wenn nicht bestimmte Steinkombinationen auf dem zentralen Tableau genau dann aufgenommen werden, wenn man sie selbst am meisten braucht. Tierkarten bei Mitspielenden landen, deren Voraussetzungen einfach ein Geschenk gewesen wären, da von einem selbst bereits gebaut waren.
Es bleibt trotzdem beim Spielen friedfertig und so ist es auch in unseren Runden immer gewesen. Am Ende waren dann doch nur die eigene Landschaft und die ausgewählten Tierarten von Bedeutung, zumal die Auslage einem fünf Optionen jedes Mal aufs Neue angeboten hat. Das die nicht vollständig untergebrachten Tierwürfel trotzdem punkten und keine Strafpunkte für unfertige Tierkarten erhält, trägt positiv zum Titel bei.
Schwierig wurde es aber dann doch, wenn die Flächen sich langsam füllten und man im Kopf die einzelnen Anforderungen der Tierkarten drehte und wendete, um zu schauen, ob auf der Fläche nicht doch noch Platz für einen Würfel besteht. Da sollte man fair spielen und auch den Mitspielenden Hinweise geben, wenn sie die Ablagemöglichkeit übersehen.
Ein Manko im Spiel ist die Tierkartenauslage. Hier gibt es keinen Mechanismus diese ggf. neu auszulegen. Nur das Nehmen einer Tierkarte füllt die Auflage wieder auf und in einem zwei Personen Spiel ist es einige Male vorgekommen, dass eine Person sich „erbarmen“ musste, eine Karte zu nehmen, um für Rotation zu sorgen. Am Ende verringert es den Verwaltungsaufwand, da nur das von Spielsteinen befreite Feld wieder mit neuen Steinen aufgefüllt werden muss. Trotzdem wäre eine Lösung hierfür schön gewesen.
Die Anleitung ist gut strukturiert, sehr gut mit Bildern und Beispielen ausgestattet und bietet in separaten Textfeldern Spielhinweise für die Einsteiger. Alles so proportioniert, dass man nicht den Überblick zwischen Regel, Beispiel und Hinweis verliert.
Für längeren Spielspaß gibt es auf der Rückseite der Spieltableaus noch eine andere Landschaft, hier wird der Fluss anders gewertet, was auch zu einer anderen Herausforderung in der Puzzleaufgabe führt und man kann mit Naturgeisterkarten spielen, welche einem bestimmte Landschaftsgebilde zusätzlich bepunkten. Zu guter Letzt hat auch Harmonies einen Solomodus, der sich gut und schnell spielen lässt. Hier gibt es den Mechanismus, der sich erneuernden Auslage.
- Material und Illustration wundervoll haptisch bzw. gezeichnet
- Einfacher und schnell gelernter Ablauf
- Schöne Denkaufgabe, die richtige Landschaft für die richtigen Tiere zu bauen
- Fehlende Rotation in der Tierkartenauslage
- Personen mit räumlichen Vorstellungsvermögen sind im Vorteil
- Solitäres Puzzle, da wenig echte Interaktion
Ein wunderschönes Familienspiel plus, dass einem genau die richtige Denkaufgabe stellt, ohne für echte Kopfschmerzen zu sorgen. Der Titel findet sich auch im Spielverlauf wieder – keine eingebauten Ärgerfaktoren, keine Punktebestrafung, faktisch nur Belohnung. Es bleibt aber Harmonie mit sich selbst, ob die anderen Spielenden da sind oder nicht, hat eigentlich keine Bedeutung.