Freitag, Januar 24, 2025
StartJahr2023REVIEW | Rezension Brettspiel Aqua

REVIEW | Rezension Brettspiel Aqua

Brettspielbox Brettspiele

Plättchenlegespiele gibt es mittlerweile wie Sand am Meer oder wie Korallen unter Wasser… Schön, dass es noch einige wenige dieser faszinierenden Lebensräume, die uns das Brettspiel Aqua näherbringen möchte, auch in dieser unfassbaren Strahlkraft noch gibt – für dieses Spiel optisch hervorragend eingefangen von Vincent Dutrait!

Spielmechanisch leuchtet Aqua weniger, denn man entdeckt hier eher Altbekanntes neu vermischt in einem anderen Lebensraum. Wer von Spielen wie diesen noch nicht genug hat, sollte hier daher mal eintauchen…

Carina


Das Plättchenlegespiel Aqua wird über insgesamt 17 Runden gespielt. 

Zu Beginn jeder Runde wird die Auslage vom Startspielenden mit einem Korallenplättchen mehr als Personen mitspielen bestückt. Der Startspielende beginnt und wählt ein Plättchen oder den Startspielermarker. Ebenso im Uhrzeigersinn alle anderen, bis jeder ein Korallenplättchen genommen hat. Hat man den Startmarker gewählt, nimmt man sich als Letztes ein Plättchen aus der Auslage, ist in der nächsten Runde aber als Erstes am Zug.

Das Plättchen wird an das Startplättchen angrenzend angebaut und muss mindestens an einer Seite farblich passend angelegt werden. Die sechseckigen Plättchen sind dabei immer aus drei Rauten aufgebaut, die zwei oder drei unterschiedliche Farben/Korallenarten anzeigen. 

Sobald durch das Zusammenfügen von drei gleichfarbigen Rauten ein neuer Lebensraum entstanden ist, muss das entsprechende kleine Tier dort platziert werden, welches diesen Lebensraum benötigt. Kleine Tiere bringen am Spielende entweder 2 oder 3 Punkte. 

Schafft man es, kleine Tiere zu vorgegebenen Formen zu platzieren, lockt man damit große Tiere an. Dies sind weitere Plättchen, die man dann oben auf die kleinen Tiere platziert. Die großen Tiere bringen deutlich mehr Punkte als die kleinen. Je früher man sie anlockt, umso mehr Punkte bringen sie ein, denn die ausliegenden Plättchen tragen Werte in absteigender Folge.

Durch gleichfarbige Flächen, die aus mindestens vier Rauten bestehen, bildet man Riffe. Die Riffe bringen bei Spielende Punkte für alle angrenzenden kleinen Tiere.

Zudem liegen neben den kleinen Tieren in der Auslage Wertungsplättchen aus. Diese bestimmen bei der Schlussabrechnung, für welche Bedingungen man noch Punkte erhält. Beispielsweise erhält man für die meisten Tiere einer Art Punkte oder multipliziert die jeweilige Tierart mit anderen angrenzenden Tierarten etc. 

Das Spiel endet nach 17 Runden mit der Schlusswertung. Die großen und kleinen Tiere sowie Riffe werden gewertet. Die einzelnen Wertungsbedingungen werden ebenfalls durchgegangen und ausgezählt. Wer die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Aqua. 

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu Asmodee)


Eine Review zu Aqua könnte man sich grundsätzlich sehr einfach machen und sagen: Du magst Cascadia und möchtest mehr? Vielleicht Unter Wasser? Dann los: Aqua ist genau das Richtige für Dich! Gleichzeitig kann man Aqua genau das vorwerfen und fragen: Was macht es, was wir nicht schon kennen? Zugegebenermaßen wenig. 

Na, das kennen wir doch irgendwoher?

Fangen wir mal mit dem Bekannten und auch Bewährten an, das Aqua zu bieten hat: Hexplättchen mit Landschaftsarten, die zu neuen Landschaften verbunden werden müssen und dadurch Neues schaffen. Bekannt und durchaus zugänglich, denn das erklärt sich nahezu von selber und ist jedem bekannt, der schonmal ein Plättchenlegespiel gespielt hat. Allerdings führt dies in der Praxis bei Aqua interessanterweise schonmal zu Schwierigkeiten. Die Aufteilung der Plättchen in Rauten ist scheinbar nicht für jeden so intuitiv erfassbar und fällt daher auch nicht jedem gleich leicht. Da muss dann doch hin und wieder ein Plättchen in die Auslage zurückgelegt werden, weil man sich verguckt hat und es doch nicht an die Stelle passte, an der man es vorgesehen hatte. Aber alles keine Raketenwissenschaft. 

Kleine und große Wassertiere

Mit gleichen Landschaften bilden wir neue Hexfelder der gleichen Farbe/Landschaftsart, um damit Tiere anzulocken, die uns Punkte bringen. Auch nichts aufregend Neues. Die Herausforderung besteht natürlich in der Planung: Ich möchte nicht irgendein Tier anlocken, sondern eines, bei dem ich ggf. auch über die Wertungseffekte bei Spielende noch weitere Punkte erzielen kann. Das ist nicht immer so einfach, denn die richtigen Farben zu erwischen, um ein Hexfeld abzuschließen, ist Glückssache: Zum einen dadurch, was überhaupt erstmal in der Auslage im Angebot landet und dann muss mir das auch noch mir zur Verfügung stehen, wenn ich an der Reihe bin. Das ist leider selten der Fall. Auch, wenn ich mir den Startspielerstein sichern konnte, bedeutet das nicht, dass ich die benötigten Farben in der nächsten Runde auch direkt in den Zugriff bekomme. 

Hach, schon wieder nicht…

Denn ich benötige häufig nur eine bestimmte Raute, um ein Farbfeld passend abzuschließen und mir das entsprechende Tier nehmen zu können. Im Spiel enthalten sind allerdings sehr viele Plättchen, die farbige Doppelrauten enthalten. Mit ihnen lassen sich leicht Riffe bilden, doch das Bilden von Feldern für kleine Tiere ist mit ihnen unmöglich. Das fällt im Spiel immer wieder störend auf. Natürlich kann man auch über Riffe gut Punkte machen. Aber wenn man bestimmte Formationen mit kleinen Tieren aufbauen möchte, weil man es auf ein bestimmtes großes Tier abgesehen hat, benötigt man manchmal nur eine einzige Raute in einer bestimmten Farbe. Und dann bekommt man diese nicht – manchmal über Runden. Das kann frustrierend sein. Und es kann Punkte kosten, weil man sich in der Zeit nicht auf neue Aufgabenstellungen konzentrieren kann, die einen weiterbringen, oder Mitspielende die besonders lukrativen großen einfach schneller Tiere abgreifen.

Aufgrund der verfügbaren Auslage an Plättchen baut man sich grundsätzlich viel zu schnell ein Riff und hat daher leider manchmal das Gefühl, dass man durch die Plättchenauswahl gespielt wird. Man hätte zudem mehr Flexibilität gewonnen, wenn man die Plättchen auch auf der gespiegelten Rückseite hätte verwenden können. Das hätte manchen Frust vermieden…

Zugänglichkeit und Variantenreichtum

Das sind aber auch schon die größten Schwierigkeiten, denen man im Spiel begegnen kann. Grundsätzlich ist Aquaerstmal sehr zugänglich. Das Regelwerk bietet den einfachen Einstieg über die Familienvariante, die recht simpel ist, und mit der Fortgeschrittenen-Variante den Schritt hin zu den zusätzlichen Wertungsmöglichkeiten bei Spielende. Erfahrenen Spielerinnen und Spielern sei empfohlen, direkt mit dieser Version einzusteigen, sonst bleibt das Spiel doch recht anspruchslos. Positiv hervorzuheben ist die Vielzahl der unterschiedlichen Wertungsplättchen, die im Spiel enthalten sind und die viele Partien Abwechslung in die Wertung und damit auch die strategische Ausrichtung während des Spiels bringt. Auch mit den am Ende der Spielregeln enthaltenen Herausforderungen, Szenarien, Errungenschaften etc. bieten viel Abwechslung für Spielerinnen und Spieler, die gar nicht genug von der Unterwasserwelt bekommen können.

Was multipliziere ich jetzt womit?

Die Auswertung am Spielende kann nochmal etwas irritierend sein und ist ein wenig Übungssache. Spielt man die einfache Variante, zählen nur die Tierplättchen und Riffe. Das ist einfach machbar. Spielt man mit den Wertungsplättchen, den sog. „Ökosystemen“, kann es etwas komplizierter werden. Auch hier gibt es nochmal die Unterscheidung zwischen „Standard“ und „Fortgeschritten“. In der Standard-Version wird die Anzahl eines „hier beheimateten Tieres“ mit der Punktzahl auf dem Wertungsplättchen multipliziert, sofern man das dort abgebildete große Tier in seine Auslage puzzeln konnte. Und noch während ich das hier schreibe, denke ich, dass das vermutlich beim Lesen keiner auf Anhieb versteht oder nachvollziehen kann. Aber das sind ja noch die einfachen Wertungsplättchen. Bei den „Fortgeschrittenen“ muss man manchmal dreimal überlegen, wie das denn nun gemeint ist. Vielleicht hätten hier ein paar mehr Wertungsbeispiele gutgetan. 

Ziemlich bunte Unterwasserwelt

Die Unterwasserwelt ist in diesem Spiel übrigens erstaunlich bunt. Hier scheint die Natur noch in Ordnung – hier strahlen die Farben der Korallenriffe in allen Farben. Der Illustrator Vincent Dutrait hat einen nicht unerheblichen Teil zur Attraktivität des Spiels beigetragen, so dass es völlig gerechtfertigt ist, dass er auf dem Cover noch vor den Spieleautoren genannt ist. Das Cover von Aqua ist eines der schönsten des Jahrgangs – finde zumindest ich – und auch die Gestaltung der Korallenplättchen und Tiere ist äußerst gut gelungen. Meist schaut man nochmal etwas irritiert auf seine Auslage und wundert sich, dass man hier unter Wasser sein soll und nicht auf einer blühenden Blumenwiese. 

Auch die Materialqualität ist zu loben. Die Dicke der Plättchen ist wertig und auch das Inlay zum Selberbasteln ist eine schöne Lösung, um Ordnung in den Karton zu bekommen.

Anmerkung zum Spiel zu zweit:

Aqua funktioniert in allen Spieleranzahlen. Zu Zweit kommt dem Startspielermarker allerdings eine untergeordnete Bedeutung zu. Gefühlt wechselt da die Reihenfolge eh immer von Runde zu Runde. Zu zweit hat man zudem ein bisschen das Gefühl – wie bei Cascadia auch –, dass man nur das halbe Spiel spielt, weil man die Hälfte der Plättchen in der Schachtel lassen muss. 

  • Hochwertiges Spielmaterial und opulente Optik durch tolle Illustrationen
  • Viel Varianz durch Varianten sowie enthaltene Herausforderungen und Szenarien
  • Randnotizen mit wichtigen Begriffserklärungen machen (Wieder)Einstieg ins Spiel leichter
  • Altbekanntes in neuem Gewand
  • Meines Erachtens zu viele Riffplättchen enthalten, um gezielt auf kleine Tiere spielen zu können
  • Für die Wertung mit fortgeschrittenen Plättchen ist gedankliche Übung notwendig

Aqua ist die Unterwasser-Schwester von Cascadia – wir legen Plättchen zu Landschaften, locken Tiere in Lebensräume und versuchen, bei für uns allen offen liegende Aufgaben möglichst erfolgreich zu punkten. Wer Neues erwartet, kann dies nur beim Wertungssystem finden, das dem Spiel in seiner Fortgeschrittenen-Variante Variabilität gibt und je nach gewählten Aufgaben auch andere Schwerpunkte für das Spiel bietet. Ob man darauf nach den eigenen Wünschen reagieren kann, bleibt fraglich: Oftmals ist das verfügbare Plättchenmaterial nicht hilfreich, was Frustmomente erzeugt.

Optisch ist Aqua sehr gut gelungen und präsentiert uns eine leuchtende Unterwasserwelt mit schönem Spielmaterial. Das Regelwerk ist zugänglich und bietet für den Langzeitspielreiz Herausforderungen, Szenarien, Errungenschaften und Regeländerungen. 

Alles in allem ein solides Spiel, das durch seine Optik punktet, aber mechanisch wenig Neues zu bieten hat. 

AUTOR: Dan Halstad & Tristan Halstad
ARTIST: Vincent Dutrait
VERLAG:
Sidekick Games
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

1-4 Spielende

8 Jahre

30-45 Min.

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