Kurz vor Beginn der Spiel 2014 gibt es an dieser Stelle noch ein Interview mit einem der bekanntesten und erfolgreichsten Illustratoren der aktuellen Brettspielszene: Michael Menzel. Zudem wurde er mit den Legenden von Andor ebenfalls als Autor aktiv und das ebenfalls erfolgreich.
Auf der Spiel ist er gleich mit mehreren Spielen vertreten (u.a. mit Teil II – Legenden von Andor – die Reise in den Norden)
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MESSEBERICHTE:15.10. 16.10. 17.10 18.10. 19.10. Photos
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BRETTSPIELBOX: An der wievielten SPIEL nimmst Du in 2014 teil?
Michael Menzel: Ich bin zum 11. Mal dabai. Bei meiner ersten SPIEL‘ war ich, als damaliger Nichtspieler, wirklich baff, wie viel dort gespielt wird.
BRETTSPIELBOX: was macht die SPIEL für Dich aus?
Michael Menzel: Essen ist für mich aus rein beruflicher Sicht die wichtigste Messe des Jahres. Hier werden die Arbeiten der vergangen Monate und Jahre erstmals präsentiert aber anders als in Nürnberg sieht man auch direkt wie die Sachen bei den Spielern ankommen. Das ist einfach toll! Außerdem ist die Messe die Gelegenheit viele liebe Menschen wieder zu sehen.
BRETTSPIELBOX: Du bringst zur Messe zum einen die Legenden von Andor – Erweiterung Reise in den Norden als Illustrator wie Autor heraus und bist noch an den Spielen Royals (abacusspiele), die Siedler von Catan – Ägypten (Kosmos), Tambuzi (Haba) und Honigbienchen (Amigo) beteiligt (ich hoffe, ich habe alle Spiele erwischt). Wie behält man da noch den Überblick?
Michael Menzel: Das ist kein Problem. Ich freue mich einfach bei möglichst vielen verschiedenen Verlagen Spiele-Neuheiten zu haben. Jeder Verlag arbeitet anders und setzt in der Entwicklung seiner Spiele andere Prioritäten. Es ist die Vielfalt, die den Beruf so spannend macht.
BRETTSPIELBOX: Wenn man z.B. die Siedler von Catan nimmt, wie lange brauchst Du von der ersten Idee zur Finalisierung eines Spiels?
Michael Menzel: Mein Beruf hat gar nicht so arg viel mit Kreativität und Ideen zu tun. In der Regel ist das Illustrieren ein Handwerk. Viele gute Ideen zur Gestaltung kommen von den Redaktionen oder bereits von den Autoren. Im Falle von Catan ist es darüber hinaus so, dass man auf Jahre der Erfahrung zurückgreifen kann. Um ein Spiel wie beispielsweise „Royals“ (Abacus) zu illustrieren, braucht es etwa ein halbes Jahr.
BRETTSPIELBOX: Im Jahr der Brettspieljubiläen feierst Du auch eins und bist seit 10 Jahre als Illustrator für Spiele tätig. Was sind Deine persönlichen Highlights neben den Legenden von Andor gewesen?
Michael Menzel: Das ist ganz schwer zu beantworten, denn es gab sehr viele wirklich wunderbare Spiele-Projekte. Darunter nimmt „Die Säulen der Erde“ (Kosmos) eine ganz entscheidene Rolle ein, denn es ist das erste Spiel, das diesen ganz besonderen Grad an Detail-Liebe hat, der für mich so eine Art „Durchbruch“ war. Dann fällt mir spontan Safranito (Zoch) ein, das ein so schönes und für mich so ungewöhnliches Design hat. Es ist zudem herrlich produziert worden – mit den Banden und den schweren Chips. Ein absolutes Highlight ist für mich das Mitbringspiel „Kalle Kanalratte“ (Haba). Man sucht in einer Auslage verdeckter Gulli-Deckel nach einer Ratte. Alle anderen Gullideckel sind „Nieten“ daher hätten sie einfach schwarz, oder leer sein können. Stattdessen haben wir unter jeden Gullideckel einen verdutzten Kanal-Bewohner gemalt. Das fängt an beim Straßenfeger-Krokodil bis hin zu Spitzwegs armen Poeten. Herrlich! Die Letzten 10 Jahre sind voll von diesen besondern Spiele-Projekten.
BRETTSPIELBOX: Das Cover eines Spiels ist sicherlich das wichtigste Element oder der Türöffner für ein Spiel zum Spieler. Was macht ein perfektes Cover aus?
Michael Menzel: Es ist auch gleichzeitig die schwierigste Aufgabe. Was das perfekte Cover ausmacht kann ich nicht sagen, aber ein Cover sollte versuchen, die Leute zu erreichen, die Spaß an dem Spiel, das sich dahinter verbirgt, haben könnten. Es sollte sich auch von anderen Covern abheben und unterscheiden. Das wird zunehmend schwierig, denn wenn die Spiele einander aber immer ähnlicher werden (z.B. Baumeister-Thema) nutzen sich natürlich auch die Motive ab. Darum bin ich froh über Spiele wie „Rokoko“ oder „Speicherstadt“ (beide Eggertspiele). Das mit Abstand stärkste Cover der letzten Jahre ist aus meinen Sicht Russian Railroads (Hans im Glück). Es ist anders, es irritiert und es will überhaupt nicht so tun als wäre RRR ein Familienspiel. Das haben Claus Stephan und Martin Hoffmann hervorragend gemacht. Und dass sich der Hans im Glück Verlag für so ein so cooles Cover entscheidet, finde ich einfach nur klasse!
BRETTSPIELBOX: Mit der Illustration von Rokoko hast Du Dir einen großen Wunsch erfüllt. Gibt es noch ein Thema, was Du gerne künstlerisch gestalten möchtest?
Michael Menzel: Nein. Derzeit arbeite ich an ein paar sehr schönen Themen und bin was das angeht Wunschlos glücklich. Ich habe das gute Gefühl, dass sich bei den Verlagen die Erkenntnis durchsetzt, dass ein Wischiwaschi Thema, dass einfach nur aufgesetzt ist, die Leute nicht mehr reizt.
BRETTSPIELBOX: Hat man als Illustrator einen (großen) Einfluß auf das Spiel? Insbesondere wenn man selbst als erfolgreicher Autor aktiv ist oder hält man sich eher zurück?
Michael Menzel: Mein Ausflug als Autor hat keinen Einfluss auf meinem eigentlichen Job, dem Illustrieren. Wie viel Einfluss ich als Illustrator auf ein Spiel nehme liegt in der Hand des Verlages und wird sehr unterschiedlich gehandhabt. Mal ist es das reine Illustrieren nach einem fest vorgegebenen Briefing. Mal ist es gewünscht, dass ich sowohl bei der Themenfindung als auch bei grafischen Lösungen mit einsteige. Ich könnte Dir nicht sagen, was mir besser gefällt, denn beides hat seinen Reiz.
BRETTSPIELBOX: Zum aktuellen Spiel von Dir: Was macht die Legenden von Andor – die Reise in den Norden aus?
Michael Menzel: Das große Thema dieser Erweiterung ist das Entdecken fremder Länder. Und das passt einfach hervorragend gut zum Andor-System, denn wie ja auch schon im Grundspiel, entdeckt man die Geschichte auch erst während des Spiels. So wie wir eine Insel nach der nächsten erschließen, so werden auch die Regeln und die vielen Möglichkeiten nach und nach erschlossen. Als Illustrator habe ich mich gefreut erneut einen doppelseitigen Spielplan illustrieren zu dürfen. Auf der Rückseite sieht man das Ziel unserer Reise, das ferne Land Hadria. Und auch da gibt es neue Elemente wie Schnee und Ewige Feuer und magische Waffen etc. zu entdecken. Es ist wirklich eine sehr große Reise und ich bin stolz sagen zu können, dass wir auch mit dieser Box die 2 kg-Marke geknackt haben.
BRETTSPIELBOX: Ist wirklich nach dem dritten Teil Schluß oder kannst Du Dir noch mehr vorstellen?
Michael Menzel: Ich habe mit meiner Frau Stefanie Schmitt die Geschichte Andors entwickelt und nun haben wir, dank dem großen Erfolg des Spiels, die Möglichkeit auch Teil II und III zu erzählen. Danach ist allerdings tatsächlich Schluss. Auf der anderen Seite haben wir aber jetzt eine tolle und sehr kreative Community, die jede Menge Fan-Legenden, Spielvarianten und Fan-Helden entwickelt hat. Ich glaube, dass Andor für diese Menschen eine Plattform geworden, auf der sie ihre eigenen Ideen verwirklichen können. Und diese Geschichten sind noch lange nicht erschöpft, denke ich.
BRETTSPIELBOX: Was sind Deine persönlichen Highlights in 2014? Was würdest Du den Messebesuchern empfehlen?
Michael Menzel: Nun, so sehr viel kenne ich auch noch nicht aber ich glaube, dass „Royals“ ein ganz feines Spiel geworden ist. Die redaktionelle Arbeit von Abacus hat dem Spiel, das manche vielleicht noch als „Head of States“ kennen, sehr gut getan. Ich empfand es beim Spielen als sehr schlank mit einer tollen Spannungskurve.
Wer Michael Menzel live erleben möchte, hat dazu am Kosmos-Stand (3-B118) Gelegenheit: Am Freitag und Samstag gibt es jeweils um 15.00 Uhr eine Signierstunde am Kosmos-Stand, in der auch die neue Mini-Erweiterung verteilt wird.