Gescheitert nach Jahren des Wartens: Ein Traum, der nie landete
Als Black Box Adventures im Sommer 2020 das Kickstarter-Projekt Adventures in Neverland startete, klang alles vielversprechend: Über 4.800 Unterstützerinnen und Unterstützer, mehr als eine halbe Million Euro – das ambitionierte Storytelling-Spiel auf den Spuren von Peter Pan schien gesichert. Die Auslieferung war für 2021 geplant.
Was folgte, war nicht die Reise ins Abenteuerland – sondern ein frustrierendes Spiel aus Ankündigungen, Verzögerungen und Vertröstungen.

🧭 Was ist passiert? Eine Chronologie des Vertröstens
2020–2021:
- Kickstarter-Erfolg, aber dann: lange Funkstille.
- Erste Verzögerungen wegen Übersetzungen, Miniaturen, Produktionspartnern.
2020–2021: - Begeisterter Start. Erste Updates.
- Erste Produktionsverzögerungen wegen Pandemie, Übersetzungen, Koordination.
2022:
- April 2022:
„Die finale Produktion hat begonnen!“
Man kündigt die Auslieferung für August–September 2022 an. - Juni 2022:
„Nur positive Neuigkeiten: Holz- und Plastikteile in Produktion, Papiere fast fertig.“
Auch eine „Writer’s Guide“ zur Erstellung eigener Geschichten wird versprochen - September: Produktionsprobleme bei GameTrayz. Fehlerhafte Miniaturen (Jolly Roger) entdeckt. Auslieferung nun „April 2023“.
- Persönliche Ereignisse (Hochzeit), handgebaute Prototypen für SPIEL ’22.
- Versprechen: „Ihr bekommt das Spiel zuerst, vor dem Handel.“
2023:
- Oktober: Black Box Adventures ist auf der SPIEL in Essen, wie auch schon 2022. Das Spiel wird demonstriert, der Ton ist optimistisch.
- Gleichzeitig gibt es neue Verzögerungen durch fehlerhafte Game Trays, mangelhafte Playmats und späte Übersetzungen.
- Dezember: Hoffnung auf Lieferung im Januar 2024.
2024 – Ein Jahr voller Versprechungen
- März: Persönliche Umstände (Geburt eines Kindes) verzögern Updates. Dann angeblich Durchbruch bei der Playmat-Produktion.
- Juni: Finale Produktion der Spiele startet angeblich im September. Versand der ersten 8.500 Exemplare für November in Aussicht gestellt.
- August: Bestätigung: Produktion startet im September. Aber: Playmat-Produzent liefert keine Belege. Trotzdem soll Spielproduktion losgehen.
- September: Produktion angeblich „planmäßig“ – konkrete Beweise oder Bilder fehlen.
- November: Neue Verzögerung wegen zusätzlicher Druckplatten für bessere Textqualität. Versand nun für Januar 2025 angekündigt.
- Januar–Mai 2025: Nichts passiert. Updates enthalten nur schwammige Aussagen und Hinweise auf Zollprobleme.
- Juni 2025: Ein Schlüssellieferant springt ab – das Projekt wird offiziell abgebrochen.
Kommunikationsversagen statt Transparenz
Black Box Adventures veröffentlichte über 60 Updates – doch viele wirkten wie ein Déjà-vu: „kleiner Rückschlag, aber bald geht’s los“. Über Jahre hinweg.
Immer wieder wurden neue Zeitpläne aufgestellt – kein einziger wurde eingehalten.
Konkrete Nachweise (Fotos, Produktionsberichte) blieben die Ausnahme. Stattdessen: persönliche Anekdoten, schwammige Formulierungen, PR-Texte voller Enthusiasmus – aber ohne Substanz.
Die Aussage aus Oktober 2023:
„Warum sollten wir sonst zur SPIEL kommen und euch Updates schreiben, wenn wir nicht liefern wollten?“
Heute wissen wir: Das reichte nicht.
💸 Rückzahlung? Ja, aber…
Im Juni 2025 kündigte der Verlag eine anteilige Rückzahlung an – ohne Zeitplan, ohne Summe. Die Rechte am Spiel gehen zurück an die Designerin. Ob ein neuer Verlag das Projekt übernimmt, ist ungewiss.
Lehren aus Neverland
Dieses Scheitern war kein einmaliges Missgeschick – es war ein strukturelles Kommunikationsversagen und ein Projektmanagement, das nie zu greifen schien.
Backer investierten Geld – und vor allem Vertrauen. Beides wurde verspielt.
Crowdfunding ist kein Onlineshop. Aber es ist auch keine Bühne für fünf Jahre Intransparenz.
Adventures in Neverland steht exemplarisch für das, was bei Kickstarter schieflaufen kann:
Große Ambitionen, schwache Umsetzung – und jahrelanges Hoffen ohne belastbares Fundament.
Der größte Fehler? Nicht das Scheitern.
Sondern das ständige Vertrösten, das Vertrauen systematisch zerstört hat.