Kreative Partyspiele, in denen wir unsere Malkünste unter Beweis stellen müssen, sind im letzten Jahr so einige auf den Markt gekommen.
Bei Skizz it muss ich besonders schnell malen und dennoch so gut skizzieren, dass die ratende Person den Begriff erkennt und ich die Punkte vor meinen Konkurrent:innen einheimsen kann. Bei Krakelorakel versuche ich, aus vorgegebenen, gepunkteten Linien das Beste herauszuholen, damit der Begriff von meinen Mitspielenden erkannt wird und wir gemeinsam das Spiel gewinnen.
Mit dem Brettspiel Ultraviolett gibt es nun einen weiteren Vertreter in der Kategorie “Zeichenspiele” auf dem Markt, das sich in den wesentlichen Punkten nicht von den oben genannten Beispielen unterscheidet: Ich muss etwas malen und die anderen sollten es im Idealfall richtig erraten.
Der Untertitel verspricht, dass es ein abgefahrenes Exemplar seines Genres sei, wo unsichtbare “Zaubertinte” im Spiel ist. Ob dieses Versprechen eingelöst wird und Ultraviolett in meiner Sammlung bleibt, das erfahrt ihr im Folgenden.
Tanja

In Ultraviolett erhalten alle Mitspielenden einen Sichtschirm, ein kleines Blatt zum zeichnen einen Folienstift, ein abwischbares Wertungsplättchen, vier Würfel in den Farben pink, gelb, grün und blau und einen UV-Stift mit UV-Lampe.
In der Mitte des Tisches wird der Spielplan für alle gut sichtbar ausgelegt. Es gibt 300 Karten mit Satzfragmenten, die in vier unterschiedliche Kategorien aufgeteilt sind: Subjekt, Prädikat, Adjektiv und Objekt. Diese werden getrennt voneinander gut gemischt als Nachziehstapel bereitgelegt. Jede Kategorie ist dabei einer Farbe zugeordnet und je sechs Karten werden offen auf die passenden Felder des Spielplans gelegt. Diese sind mit den Zahlen 1-6 versehen.
Jede Runde beginnt damit, dass alle gleichzeitig die vier Würfel hinter ihrem Sichtschirm würfeln. Zahl und Farbe des Würfels beziehen sich auf die entsprechende Karte auf dem Spielplan. Das Ergebnis des Wurfes gibt euch also vor, welchen Satz ihr zeichnen müsst. Sobald gewürfelt wurde und die Würfel in die richtige Reihenfolge gelegt wurden, beginnt die Malphase.
Zum Zeichnen benutzt ihr euren UV-Stift. Die UV-Lampe dürft ihr aber zur Kontrolle eurer Malkünste nicht benutzen. Auch die Verwendung von Zahlen und Buchstaben ist nicht erlaubt.
Ist eine Person fertig mit Zeichnen, dreht die Person die Sanduhr um. Alle anderen dürfen noch weiter malen, bis die Sanduhr abgelaufen ist.
Und schon beginnt die Auswertungsphase. Beginnend mit der Person, die die Sanduhr umgedreht hat, präsentiert ihr im Uhrzeigersinn eure Werke und leuchtet mit eurer UV-Lampe auf euer Blatt.
Alle anderen müssen nun erraten, welchen Satz, also welche Karte pro Kategorie ihr gemalt habt und schreiben hinter ihrem Sichtschirm die entsprechende Zahlenkombination auf das Wertungsplättchen.
Punkte erhält man wie folgt:
- 1 Punkt pro Kunstwerk, das ihr von einem Mitspielenden erraten habt.
- 1 Punkt pro Person, die euer Kunstwerk erraten hat.
Dabei muss immer die komplette Zahlenkombination stimmen.
Nach einer Runde werden alle Karten abgeräumt, durch neue Karten ersetzt und die nächste Runde kann beginnen. Nach 5 Runden (= kurze Partie) oder wenn einer von Euch 42 Punkte erreicht hat (= lange Partie), endet das Spiel und es gewinnt Ultraviolett, wer die meisten Punkte erzielen konnte.
Brettspiel Regeln
Spielregeln (ext. Link zu Kampfhummel)


“Beweise dein künstlerisches Talent, indem du einen völlig absurden Satz mit einem UV-Stift mit unsichtbarer Tinte so gut darstellt, dass deine Künstler-Kollegen ihn erraten können.” Nachdem ich mir diesen Einführungstext von Ultraviolett durchgelesen hatte, dachte ich spontan: “Wie um alles in der Welt soll das denn funktionieren?”
Nicht nur, dass ich quasi blind male, da ich das, was ich aufs Papier bringe, ja nicht sehen kann, sondern auch, dass die Sätze, die durch meine gewürfelte Kombination entstehen, in den meisten Fällen zwischen “skurril” und “vollkommen abgedreht” rangieren. Das Beispiel in der Anleitung: „Darth Vader verbuddelt einen rhythmischen Vulkan.” löste in mir sofort eine Malblockade aus. Okay, ich bin raus, ohne mich.
Zum Glück habe ich die Anleitung aber weitergelesen und den Tipp des Verlages entdeckt, dass man auch alle Begriffe für sich alleinstehend malen kann, also den Satz nicht als zusammenhängendes Bild malen muss. Dies würde zwar einen Extrapunkt geben, wenn er korrekt erraten wird, aber die einzelnen Bilder sind meiner Meinung nach schon Herausforderung genug! Damit kann ich leben, darauf lasse ich mich mal ein und habe es nicht bereut!
Ich habe mich wirklich schon in den verschiedensten Malspielen ausgetobt, aber der Kniff, dass ich mit einem UV Stift drauf los zeichne, ohne ein unmittelbares Ergebnis zu sehen, ist mir so noch nicht untergekommen. Ich muss mir genau überlegen, wie ich es angehe, wo ich den Stift ansetze und mir zusätzlich merken, was ich wie und wo schon gemalt habe. Das auch noch mit dem Hintergrundwissen, dass jeden Moment die Sanduhr ins Spiel kommt und ich unter Zeitdruck meine Werke vollenden muss.

Durch die gewürfelten Kombinationen entstehen sehr unterschiedliche Sätze. Ich male einen Löwen, der verliebt durch einen Wald wandert, meine Mitspielenden in der gleichen Runde aber zum Beispiel einen Gartenzwerg, der eine kitschige Tasse pflückt und so weiter. Selbst wenn ähnliche Sätze entstehen, muss es nicht heißen, dass ich diese als solche auch erkenne, da ja jede:r die Aufgabe anders umsetzt.
Beim Präsentieren der Werke wurde in meinen Runden viel kommuniziert und gelacht. Es wurde gelobt, wie schön um die Ecke gedacht und einzelne Kategorien kreativ umgesetzt wurden, aber eben auch mal gar nichts zu erkennen war. Man freut sich über jede erkannte Kombination oder ist ratlos, sogar entsetzt über die Tatsache, dass das gesamte Rateteam den eigenen Ausführungen so gar nicht folgen konnte. Cretins, halt! Alles mit einem Augenzwinkern, zumindest in meinen Runden, denn das Spiel darf man nicht zu ernst nehmen und die Ansprüche nicht zu hoch schrauben, sonst geht der Partyspiel- Charakter verloren und die Stimmung am Tisch wahrscheinlich auch.
Das Präsentieren mit dem UV-Licht schafft eine besondere Atmosphäre, man beleuchtet das eigene Werk und in einigen Runden kamen sogar Zuschauer an den Tisch, um zu erfahren, was denn hier gespielt wird und blieben bis zur Auflösung des Rätsels am Tisch. Bisher hat sich übrigens keiner gewagt, ein zusammenhängendes Bild aus den vier Kategorien zu malen, was den Spielspaß aber nicht geschmälert hat.
Die gestalterische Umsetzung des gesamten Spiels finde ich auch sehr gelungen und erinnert mich an Schwarzlicht-Minigolfplätze oder -Bowlingbahnen: alles in schwarz gehalten und Abbildungen in Neonfarben. Jeder Sichtschutz ist einem bekannten Künstler gewidmet und originell umgesetzt.

- Neuer, origineller Ansatz für ein Zeichenspiel
- In der Auswertungsphase viele Raum für Austausch und Trash Talk
- Die Regeln sind schnell erklärt und zusätzlich auf den persönlichen Sichtschirmen nochmal kurz und knapp zusammengefasst.
Ultraviolett ist ein Zeichenspiel mit neuem Ansatz: Das Malen mit der unsichtbaren Tinte und dem “Sichtbarmachen” mit UV-Licht-Stiften in der Auswertungsphase sind eine originelle Spielidee, die viele neugierig macht und spontan zum Mitmachen einlädt.
Die Gestaltung dieses Erwachsenenspiels gefällt mir sehr gut und gerade die Anspielungen auf die Künstlerszene sind sehr humorvoll umgesetzt.



AUTOR: Angela Vögtli
ARTIST: keine Angabe
VERLAG: Kampfhummel
ERSCHEINUNGSJAHR: 2025

3-4 Spielende
12 Jahre
30-60 Min.









