Geschicklichkeitsspiele haben häufig einen schweren Stand. Viele rümpfen die Nase oder fragen direkt, ob man in der Runde nicht lieber etwas anderes spiele könne, wenn ein solches Spiel vorgeschlagen wird.
Nicht anders verläuft es zunächst in Runden, in denen Holterdipolter vorgeschlagen wird. Und jene, die vor der ersten Partie noch etwas anderes spielen wollten, sind dann meist diejenigen, die eine zweite Runde vorschlagen. Erstaunlich, wie Holterdipolter das macht, oder?
Carina
Alle Mitspielenden erhalten je ein Set aus fünf kleinen Gegenständen – genannt „Talismane“: Ring, Keks, Schlüssel, Muschel und Edelstein. Die im Spiel enthaltenen Karten werden gemischt und auf dem Spieltisch bereitgelegt. Daneben werden eine Geistfigur und die Glöckchen positioniert. Und los geht es!
Alle Mitspielenden mischen die Talismane mit beiden Händen und halten sie danach in einer geschlossenen Faust über dem Tisch. Der Startspieler deckt die oberste Karte vom Stapel und zeigt damit die für diese Runde benötigten Talismane an. Nun müssen alle Mitspielenden die auf der Karte angezeigten Talismane auf den Tisch fallen. Wer das als erstes schafft, darf mit der freien Hand nach der Geistfigur greifen. Wer den Geist schnappt und die Aufgabe richtig erfüllt hat, erhält als Sieger der Runde eines der Glöckchen und nimmt es zusammen mit den Talismanen in die Hand.
Es ist verboten, die freie Hand zu benutzen, um Gegenstände aus der Hand herauszusuchen oder fallen zu lassen. In der Grundregel ist es auch erlaubt, die Talismane zwischenzeitlich in der Hand zu betrachten – dies ist in der Regel für Fortgeschrittene ebenfalls verboten.
Fallen andere Talismane als die auf der Karte gezeigten auf den Tisch, müssen alle Gegenstände wieder aufgenommen werden, bevor die Aufgabe erneut erfüllt wird. Fallen zu irgendeinem Zeitpunkt Glöckchen aus der Hand, dann sind diese verloren und müssen zurückgegeben werden.
Sobald einer der Mitspielenden 5 Glöckchen besitzt, ist das Spiel gewonnen. Ist der Kartenstapel aufgebraucht, gewinnt, wer zu diesem Zeitpunkt die meisten Glöckchen besitzt.
Brettspiel Regeln
Spielregeln (ext. Link zu )
Bei Holterdipolter wird viel geflucht – aber auch extrem viel gelacht! Eines ist daher sicher – Emotionen am Spieltisch sind garantiert und zwar in etwa so:
- Die erste Emotion ist Zweifel, der sich bei der Spieleerklärung schnell auf allen Gesichtern zeigt. Was? Ich soll das mit einer Hand schaffen, die richtigen Gegenstände zu finden und auf den Tisch zu bugsieren? Dein Ernst? – Ja, das schaffst Du schon, denn das geht nach ein paar Versuchen besser, als man denkt. … Damit ist der Ehrgeiz meist schon ein bisschen gekitzelt.
- Die nächste Emotion stellt sich ein, wenn man die Aufgabenkarte zum ersten Mal erfüllen konnte. Nicht als erstes geschafft und knapp den Geist verfehlt, weil jemand anderes ein bisschen schneller war? Jetzt will man es aber wissen und der Ehrgeiz ist hellwach!
- Wenn dann die Aufgabe geschafft wurde und es auch geklappt hat, den Geist als erstes zu schnappen, stellt sich das erste Hochgefühl ein: Haha – ich habe mir das erste Glöckchen verdient! Ich kann es also doch! Wäre doch gelacht, wenn ich nicht auch noch mehr schaffe!
- Und man schafft mehr – trotz Glöckchen, das einem fast entwischt wäre! Was hab ich doch gerade für einen Lauf! Auf dem Höhepunkt des Triumphes wirft man sich siegesgewiss und cool das zweite Glöckchen in die Hand – und es fällt daneben.
- Was? Ist das gerade wirklich passiert? Muss ich das jetzt echt abgeben? Aber ich habe es mir doch so mühsam verdient? Ist das jetzt euer Ernst? – Ja, so steht es in den Regeln, sorry.
- Hm, das kann doch nicht wahr sein. Dann hole ich mir jetzt halt das nächste Glöckchen, kann ja nicht so schwer sein, ich hatte ja schon zwei. Muschel, Ring habe ich schon richtig fallen gelassen, jetzt nur noch der Edelstein. Der ist doch da ganz hinten in der Hand… Pling, da fällt das letzte verbliebene Glöckchen aus der Faust auf den Tisch.
- Was? Kann doch gar nicht wahr sein? Auch das ist jetzt noch weg? Ich fasse es nicht! Da ist er, der Frust. Kurze Frage in die Runde: Wie viele Glöckchen habt ihr gerade so? 1, 2, keins. Na gut, alles noch möglich! Weiter!
- Der mit den zwei Glöckchen hat gerade bei seinem Versuch, die Aufgabe zu erfüllen, direkt mal beide Glöckchen fallen lassen und stiert entsetzt auf die Tischplatte – alle anderen kringeln sich vor Lachen und Schadenfreude – ja, so kann es gehen!
Ihr seht, Holterdipolter ist „Wie gewonnen, so zerronnen“ – Das Spiel. Man verliert die hart erarbeiteten Glöckchen in den absurdesten Momenten und trauert jedem Verlust extrem hinterher. Es ist doch so schwierig, überhaupt eines dieser Glöckchen zu ergattern!
Ein bisschen Fingerfertigkeit gehört schon dazu, aber man kann auch durch Training besser werden. Dafür muss man im Gegenzug fast keine Regeln lernen. Holterdipolter ist schnell erklärt, auch für Runden mit absoluten Nichtspielern geeignet, geht schnell und bringt Leben an den Tisch.
Die Materialzusammenstellung ist sehr originell, aber auch zweckdienlich, da hier auch klar unterschiedliche Formen gewählt wurden, die das „Management“ der Gegenstände in der Hand einfacher macht.
- Originell zusammengestelltes Spielmaterial
- Schnell erklärt und auch für Spieleinsteigende geeignet
- Garantiert Emotionen am Spieltisch
- Nichts für totale Geschicklichkeitsmuffel
- Birgt auch Frustpotential, wenn gar nichts klappen will
Holterdipolter ist ein Geschicklichkeitsspiel – wenn man sich darauf einlassen möchte, ist es für alle geeignet: Von wenig Spielerfahrenen bis zum Vielspielenden. Die Regeln sind denkbar einfach, so dass der Einstieg sehr leicht gelingt – deutlich schwieriger wird es, die Aufgabe zu meistern, die uns das Spiel stellt:
Gelingt es uns, die Gegenstände mit einer Hand so zu managen, dass wir die richtigen Gegenstände fallen lassen und die wertvollen, hart erarbeiteten Glöckchen zu behalten? Emotionen am Spieltisch sind dabei auf jeden Fall garantiert. Als Opener, Absacker oder auflockernde Zwischenrunde sollte Holterdipolter fester Bestandteil im Spiele-Repertoire werden!
AUTOR: Paul Schulz
ARTIST: Rie Komatsuzaki, Jun Sasaki
VERLAG: Oink Games
ERSCHEINUNGSJAHR: 2023
2-5 Spielende
6 Jahre
15 Min.
