Sonntag, November 17, 2024
StartJahr2024REVIEW | Rezension Brettspiel Goblin Coaster

REVIEW | Rezension Brettspiel Goblin Coaster

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Goblins sind nicht allzu clever – so kommt es hier bei der Eröffnung der Achterbahn „Goblin Coaster“ zu einem folgenschweren Missverständnis: Denn nicht die Fertigstellung wird gefeiert, sondern die Baueröffnung. Aber das hindert den Bürgermeister nicht daran, den ersten Wagen zu besteigen und los geht die wilde Fahrt. Tja, und was dann passiert, lest Ihr im Folgenden.

Carina


Goblin Coaster ist ein kooperatives Spiel, in dem wir gemeinsam versuchen, die Strecke einer Achterbahn zu bauen, bevor der Wagen, der sich bereits auf die Strecke begeben hat, in den Abgrund stürzt. Das Spiel ist in 5 Schwierigkeitsstufen/Leveln spielbar. Wir starten hier mit der Erläuterung des Grundspiels in Level 1.

Die für das Level benötigten Plättchenteile werden in den Beutel gegeben. Dann ziehen die Mitspielenden ihre Startteile dort hinaus – je nach Spielendenanzahl unterschiedlich viele. Zu viert beispielsweise zwei Teile. Die Startrampe wird in der Tischmitte ausgelegt und die Startschiene daran angelegt. Die orange Sanduhr (30 Sekunden) wird vor das erste Feld der Startrampe gelegt. Der Startspieler wird bestimmt und nimmt sich den Beutel. Los gehts!

Die Sanduhr wird umgedreht und auf das erste Feld der Startrampe gestellt. Wer an der Reihe ist, führt folgende Schritte nacheinander aus:

·       Ein Schienenteil aus dem Beutel ziehen und vor sich ablegen.

·       Ein Schienenteil aus der eigenen Auslage auswählen und an die Stecke der Achterbahn anbauen. Dafür müssen die Teile aneinanderpassen – entweder mit den parallelen braunen Holzteilen oder dem roten X. Wenn man nicht passend anlegen kann, wirft man ein Teil zurück in den Beutel. 

·       Den Beutel im Uhrzeigersinn weitergeben.

Ihr dürft die Sanduhr, die unseren Wagen auf der Achterbahn darstellt, während des Spiels nicht ablaufen lassen. Dreht sie um, bevor die durchgelaufen ist. Sobald sie umgedreht wird, stellt ihr sie auf das nächste Feld der gebauten Strecke. 

Ihr habt verloren, wenn die Sanduhr abgelaufen ist, ohne dass Ihr es bemerkt habt oder wenn es kein Feld mehr auf Eurer Strecke gibt, auf die Ihr die Sanduhr stellen könnte, wenn Ihr sie umdrehen wollt. 

Ihr gewinnt Goblin Coaster, sobald Ihr die Strecke zurück zur Startrampe gebaut habt und die Sanduhr dort auf einem Schlussteil, das die Startrampe berühren muss, angekommen ist. 

Level 2: In diesem Level kommen Hindernisse ins Spiel, die durch bestimmte Gegenstände, die wir ebenfalls aus dem Sack ziehen und auf der Strecke einsetzen müssen, aus dem Weg geräumt werden müssen.

Level 3: In diesem Level werden Checkpoints auf dem Spieltisch platziert, die wir mit unserer Strecke umfahren müssen. Alternativ spielen wir „Auf zum Schatz“, wo wir eine gerade Strecke entlangfahren, die bei einem Schatzplättchen endet. 

Level 4: In diesem Level bewegt sich die Sanduhr schneller und wird bei bestimmten Schritten nicht umgedreht – der Druck wird deutlich erhöht!

Level 5: In diesem Level kommen noch sechs sog. „Sicherheitsvorschriften“ über den Beutel mit ins Spiel, die an den Rand der Strecke gelegt werden und die von den Spielenden erfüllt werden müssen, bis die Sanduhr die Sicherheitsvorschrift hinter sich lässt. So dürft Ihr beispielsweise nicht mehr sprechen, müsst Eure Nase zuhalten, während Ihr an der Reihe seid, oder andere Fiesigkeiten, die ich hier nicht verraten möchte. 

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu HUCH!)


Goblin Coaster ist ein Echtzeitspiel und auch hier ist es nicht anders als bei anderen seiner Art: Es gilt nicht hektisch zu werden und die Ruhe zu bewahren, denn nur so kann man die bisweilen unübersichtliche Lage einigermaßen in Schach halten. Das ist zugegebenermaßen allein schon gedanklich ziemlich schwierig, denn sitzen wir doch in einer Achterbahn, die leider noch vor der Fertigstellung eröffnet wurde. Eine ganz entspannte Vorstellung und ein originelles Setting, das sehr gut zum Spielgeschehen passt. 

Unsere erste Fahrt in Level 1 ist noch recht chillig – verglichen mit späteren Aufgaben. Hier lernen wir das Spiel in seinen Grundzügen kennen und üben uns im schnellen Schienenbau. Dieser Skill wird uns später nützlich sein, denn wie gesagt: Das hier ist erst Level 1 und damit quasi „Kindergarten“.

Materialschwächen – Pfusch am Bau?

Leider ist das Spielmaterial dabei ein wenig hinderlich, denn die Plättchen passen nicht immer richtig gut aneinander. Was misslich ist, denn man ist doch darauf angewiesen, dass es hier schnell voran geht und man bei all dem Stress nicht auch noch groß rumfummeln möchte, um hier alle Streckenabschnitte aneinander zu bekommen. Da steht schonmal was schief und wenn dann die Sanduhr darauf steht, läuft die Uhr nicht richtig.

Außerdem: In der Hektik kommt es häufiger mal zu der Überlegung: „Oh, ich lege das Plättchen doch lieber auf die andere Seite“ – und dann geht schnell mal was kaputt, wenn ein hakendes Plättchen wieder aus der Verbindung gerupft wird. Hinzu kommt, dass die Streckenplättchen lackiert sind, was zwar toll aussieht, aber für ein stark materialstrapaziertes Spiel keine gute Idee ist. Für Folgeauflagen empfehle ich mehr „Spiel“ an den Verbindungspunkten und ein Verzicht auf die Lackoberfläche.

Gechillter Start

Im ersten Level lernen wir dann die richtigen Skills für guten Streckenbau kennen: 

  • Streckenplanung, so dass die Strecke wieder zurück zur Startrampe führt.
  • Plättchen ertasten im Beutel, so dass man die richtigen Formen herauszieht.
  • Die richtige Anschlussstelle ist wichtig: Braune Holzbohlen oder das rote X. 

Meist rennt einem die Zeit hier nicht so davon und Level 1 klappt eigentlich immer irgendwie. 

Alle sind noch positiv aufgeladen und freuen sich, dass man sie die richtige Form gezogen haben oder der Anschluss passt.

Dann gehts weiter

Schnell wir dann Level 2 gefordert! Her mit neuen Herausforderungen! Das war doch bisher alles viel zu einfach! Okay, Ihr wollte mehr? Ihr bekommt mehr!

Nun kommen die Hindernisse ins Spiel und der Merksatz: Der kluge Goblin baut vor! Die quadratischen Plättchen sind einfach im Beutel erspürt – leider zieht man aber doch häufig das falsche Plättchen und nicht den benötigten Gegenstand, um auf der Strecke weiterzukommen. Daher gilt hier: Risiko streuen! Wer einen Gegenstand vor sich liegen hat: Liegen lassen, er wird sicher noch benötigt und die Gruppe freut sich dann, dass das Problem schnell gelöst werden kann. Aber auch hier ist alles noch ohne Herzinfarkt zu bewältigen.

Der Uhr-Beauftragte

Spätestens in Level 2 bietet es sich an, immer einen Sanduhr-Beauftragten zu ernennen, der statt der Suche nach dem richtigen Gegenstand oder Streckenabschnitte in der Hauptaufgabe die Uhr genau im Auge behält. Die Gruppe muss hier am besten eine klare Kommunikation oder Aufgabenzuteilung finden: Macht das immer der gleiche Mitspielende oder wechselt die Aufgabe? 

Man hört vom Uhrbeauftragten dann gerne mal „Uhr!!! Uhr!!!“ – wenn er oder sie selber bis zum Ellbogen im Beutel steckt, um das benötigte Plättchen zu finden, während alle anderen in eine lebhafte Diskussion um die kurzfristige taktische Spielausrichtung vertieft sind. 

Besonders fies in dieser Spielphase: Die Hindernis-Symbole sind auf der Rückseite der Streckenteile sind durchaus andere. Merkt man zuerst in der Hektik gar nicht. Schön, wenn es dann auffällt und der passende Gegenstand in den Auslagen der Mitspielenden nicht verfügbar ist. Herrliche Szenen, in denen es manchen Mitspielenden nicht mehr auf den Sitzen hält. 

Slalomfahrt

Wer nun noch nicht genug Schweißperlen auf der Stirn hat, der darf in Level 3 Checkpunkte umfahren – man wird sehen: Das macht dann die neue Anforderung nochmal deutlich höher, denn hier werden die Streckenbiegungen nochmal wichtiger. Man gräbt sich da schonmal durch den Beutel und es ist erstaunlich, wie schlecht man beim Suchen dort doch Geraden und Kurven voneinander unterscheiden kann.

Das Absolvieren der geraden Alternativ-Strecke in Level 3 ist echt schwer. Vor lauter Suche nach dem richtigen Endstück und der Diskussion, welches Vorgehen jetzt sinnvoll ist, verliert man den wichtigen Punkt des Voranschreitens aus den Augen. Am meisten sucht man allerdings im Beutel nach den richtigen Wegstrecken…

Prima, dass der Beutel wenigstens groß genug ist und entsprechenden Grabungsfreiraum lässt. Er könnte gerne noch etwas weniger labberig sein, denn wenn man ihn in aller Hektik hin- und herwirft, dann muss man immer erstmal wieder den Eingang finden. Kostbare Sekunden, die verfliegen…

Nichts für schwache Nerven

Level 4 bringt uns wenig Neues, aber weiteren Schub und schnellere Geschwindigkeit, sonst aber wenig Neues. Mit den Herausforderungen des letzten Levels wird das Ganze dann aber abschließend zum Slapstick-Festival. Wer sich die Nase zuhält, braucht jemanden, der den Beutel aufhält, wer Uhrbeauftragter ist und gleichzeitig nicht sprechen darf, der sollte sich überlegen, wie er stattdessen darauf aufmerksam macht, dass die Zeit abläuft. Aufmerksame Mitspielende werden es daran erkennen, dass demjenigen die nackte Panik ins Gesicht geschrieben steht…

Im letzten Level benötigen wir schon eine eingespielte Gruppe. Das schafft nur eine eingeschweißte Goblingemeinde, die bereits vorher erfolgreich durch Dick und Dünn gegangen ist. 

Hier werden Echtzeitmuffel nicht bekehrt

Man braucht bei Goblin Coaster sowieso die richtige Gruppe, aber das ist aber mit allen Echtzeitspielen so. Wer mit Echtzeitspielen nichts anfangen kann, wird hier nicht auf einmal begeistert sein. Level 1 und ggf. auch 2 sind auch für Echtzeit-Muffel noch irgendwie zu ertragen, aber alles, was jenseits davon liegt, muss man schon gemeinsam wollen. Daher ist das Spiel sicher nicht für jede Runde geschaffen, bedient dafür den Geschmack von Echtzeitfans sicher sehr gut. 

Auch über die Regeln lässt sich das Spiel gut erschließen: Man kommt gut rein und steigert sich nach und nach. Je mehr Spielende sich am Tisch versammeln, desto größer der Koordinationsaufwand. Mit mehr als vier Mitspielenden würde ich mich nicht auf die Strecke begeben sollen, denn das kann ganz schön stressig werden. 

  • Erzeugt ein positives, gruppendynamisches Spielgefühl.
  • Gute Einführung und sanfte Steigerung der Schwierigkeit Level für Level.
  • Witziges Thema, das sehr gut zum Spielgeschehen passt.
  • Materialschwächen in Bezug auf die Passgenauigkeit der Streckenteile
  • Bei einem Spiel mit dieser Materialbelastung hätte ich keine Lackbeschichtung auf den Teilen gewählt
  • In die große Schachtel passt das Spiel dreimal hinein. Eine kleinere Verpackung hätte es auch getan. 

Goblin Coaster ist ein kooperatives Echtzeitspiel und damit nicht für jeden oder jede etwas. Man muss schon die richtige Gruppe finden, die sich im Laufe des Spiels gut aufeinander einspielt und eingroovt. Dafür bietet das Spiel auf jeden Fall den Raum, denn es leitet die Gruppe Schritt für Schritt durch die Einführung und dann Level für Level an schwierigere Aufgaben heran.

Wer Lust auf diese irre Tour über eine Goblin-Achterbahn hat und sogar Spaß dabei empfindet, sich im letzten Level sogar ein wenig zum Affen zu machen, der ist hier genau richtig und wird viel Spaß mit Goblin Coaster haben. 

Wer bei dieser Beschreibung bereits die Augen verdreht und Schweißausbrüche und Stresspusteln bekommt, sollte lieber die Finger davon lassen. 

AUTOR: Ursula Hermens-Meyberg, Jan Meyberg
ARTIST: Antje Stephan, Claus Stephan
VERLAG:
HUCH!
ERSCHEINUNGSJAHR: 2023

2-6 Spielende

8 Jahre

20 Min.

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