Dienstag, Februar 4, 2025
StartJahr2024REVIEW | Rezension Brettspiel Calçada

REVIEW | Rezension Brettspiel Calçada

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Für alle, die es – wie ich – bisher nicht wussten: Die Calçada portuguesa ist eine charakteristische portugiesische Wegpflasterung, meist aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt, so dass daraus interessante Muster entstehen, die man auch schon auf dem Cover des gleichnamigen Spiels zu sehen bekommt. Im Brettspiel Calçada gestalten wir unsere eigenen Straßenbezirke ganz nach unseren Vorstellungen – haben dabei aber auch einige Vorgaben zu beachten…

Carina


Alle Mitspielenden erhalten ein Tableau, auf denen acht Bezirke eingezeichnet sind. Die Teilbereiche der Bezirke enthalten Zahlenwerte von 1 bis 5. 

Die Calçada-Plättchen werden nach Farben sortiert und gemischt. Je drei pro Farbe werden offen in die Auslage gelegt. Die Plättchen gibt es in fünf Farben mit sechs unterschiedlichen Symbolen – 5x Stadtmotive sowie 1x Bonusmarker. 

Der Spielplan wird in die Tischmitte gelegt. Er enthält sechs Felder, auf die unterschiedlich viele Steine in den fünf Plättchenfarben gelegt werden. 

Die Wertungstafel, die der Spieleranzahl entspricht, wird ausgelegt und ein Stein in jeder Plättchen-Farbe darauf platziert. Alle Spielenden erhalten noch zwei Bonusmarker. Dann kann es losgehen.

Wer an der Reihe ist, wählt einen Stein auf dem Spielplan und bewegt ihn ein Feld im Uhrzeigersinn weiter. Die Farbe bestimmt, welches Calçada-Plättchen sich der Spielende aus der Auslage nehmen darf. Die Anzahl der Steine auf dem Feld, wo der Stein weggenommen wurde, entscheidet, auf welchem Feld auf dem eigenen Spielplan das Plättchen abgelegt werden darf. Waren es vier Steine, kommt es auf ein Feld mit der Zahl 4. 

Auf dem eigenen Spielplan darf ich in einem zusammenhängenden Bezirk immer nur Plättchen einer Farbe sammeln. Grundsätzlich sollte ich aber versuchen, möglichst große bezirksübergreifende, zusammenhängende Flächen mit Plättchen des gleichen Symbols zu sammeln, da dies am Ende des Spiels Punkte einbringt – je größer, desto mehr.

Habe ich einen Bezirk durch gleichfarbige Plättchen komplett abgeschlossen, darf ich ihn werten: Ich multipliziere dazu die Anzahl der Felder des Bezirks mit dem Wert, den der Wertungsstein auf der Wertungstafel gerade anzeigt und trage die Punktzahl auf der Wertungsleiste meines Tableaus ab. Danach rutscht der Wertungsstein eine Etage tiefer und bringt dann weniger Punkte ein. Das Spielende wird eingeleitet, sobald zwei Wertungssteine über den Rand des Tableaus gerutscht sind. Dann wird die Runde noch zu Ende gespielt, die zusammenhängenden Symbolfelder ausgewertet und unvollständige Bezirke abgerechnet. Auch ungenutzte Bonusplättchen bringen noch Punkte.

Bonusplättchen kann man während des Spiels einsetzen, um Steine auf dem Spielplan vor dem Spielzug zu verschieben oder um die Plättchen-Auslage zu tauschen. 

Wer die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Calçada.

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu Piatnik)


Calçada ist ein Plättchenlegespiel, das mit einem neuen Kniff für die Auswahl und die Positionierung der Plättchen daherkommt. Hinzu kommt: Der Twist beim Sammeln und Positionieren der Plättchen liegt darin, dass man innerhalb von Bezirken Plättchen gleicher Farben und bezirksübergreifend gleiche Motive sammelt. Daraus ergeben sich interessante kleine Zwänge und Entscheidungen, die aber gut zu bewältigen sind, ohne dabei zu verkopft zu werden. Das Spiel eignet sich daher sehr gut für gemischte Gruppen, Wenigspielende und Familien.

Welches nehm ich denn?

Der Auswahlmechanismus der Plättchen in Calçada ist eine nette, neue Idee – es handelt sich dabei nicht um einen Mancala-Mechanismus, obwohl man es im ersten Moment denken könnte, weil die Anordnung ähnlich aussieht. Der Mechanismus ist außerdem recht „weich“ gestaltet, da man immer irgendeine Möglichkeit findet, etwas Sinnvolles zu tun. Es findet sich immer eine Steinkombination auf einem der Felder, die für einen passt. Und wenn es nicht passt, hat man immer noch ein Bonusplättchen übrig, damit man es passend machen kann.

50 shades of beige

Hat man dann seine Auswahl getroffen und den Stein gesetzt, geht es an die Auswahl des Plättchens. Auch hier gilt: Ist mal nicht das richtige in der Auslage, kann man mit einem Bonusplättchen nachhelfen und eine neue Auslage herbeizaubern. Dabei kann man natürlich auch mal Pech haben, aber recht oft findet sich nach dem Austausch das Motiv, nach dem man sucht. Puzzelt man das Plättchen auf dem eigenen Tableau ein, heißt es aber aufpassen: Die Abgrenzung der Bezirke zueinander ist zu beachten! Und dabei ist Calçada wirklich fehleranfällig. Auf dem „50 shades of beige“-Tableau sind die Grenzen schwer zu erkennen und nicht selten kommt es vor, dass man auf einmal versehentlich mit zwei unterschiedlichen Farben in einem Bezirk baut. Es ist auch schon vorgekommen, dass jemand bereits ein Gebiet abgeschlossen hatte und die Wertung verpennt hat, die eigentlich das Spielende ausgelöst hätte. Das ist ungünstig, kann mit dieser Gestaltung aber leider passieren.

Farblich passend? Oder das richtige Motiv?

Der Wiederstreit auf dem eigenen Tableau begleitet uns bis ans Spielende – die Vorgaben der Bezirke und Zahlen und der Wunsch nach zusammenhängenden Motivbereichen vertragen sich nicht immer. Zumal, wenn uns die gewünschten Motive von anderen vor der Nase weggeschnappt werden. Man sollte seine Mitspielenden auch immer ein wenig im Auge behalten: Was wird dort gesammelt, welche Farbfelder werden dort vermutlich bald abgeschlossen und gewertet und kann ich dem ggf. noch zuvorkommen, um den höheren Wertungsmultiplikator für mich zu gewinnen. Calçada beinhaltet daher auch ein kleines Rennen um die höheren Multiplikatoren auf der Wertungstafel und die ständige Abwägung: Baue ich in der Farbe lieber ein größeres Feld, was aber länger dauert oder treibe ich das Spiel voran… 

Bonustoken-Plättchen nehmen zwar Bauplätze für Plättchen weg, sie sind aber notwendig, um die unverzichtbaren Bonustoken zu erhalten, um das Spiel für sich zu manipulieren. Man legt sich am besten an den Rand. Sie können auch mithelfen, schnell einen Bezirk abzuschließen. 

Psychedelischer Trip

Soweit so gut bei Calçada. Wir haben aber noch nicht über die Gestaltung des Spiels gesprochen und dabei kommen wir zu einer Kröte, die geschluckt werden muss. 

Das zentrale Spieltableau und die Tableaus der Spielenden sind ansprechend gestaltet. Auf den Spielertableaus ist lediglich die schwierige Abgrenzung der Bezirke voneinander zu bemängeln. Die Gestaltung der Plättchen ist allerdings eine optische Herausforderung. Diese liegt zum größten Teil in der thematischen Einbettung des Spiels – die Calçadas sind optisch anstrengende Muster, die hier zusätzlich noch mit den Motiven kombiniert wurden. Wenn das alles vor einem auf dem Tableau liegt, glaubt der ein oder andere, in einem psychedelischen (Alb-)Traum gefangen zu sein. Mir ist aufgefallen, dass ich die schwarz-weiß gemusterten Plättchen meist meide, da ich diese optisch besonders anstrengend finde. Da hätte ich mir ganz klar eine andere Gestaltung gewünscht! Zudem ist der Stil der Illustrationen nicht jedermanns Sache und kam selten gut an. 

Zu zweit, zu dritt, zu viert?

Zu viert kommt man sich bei Calçada sehr ins Gehege. Die Auslage an Plättchen beinhaltet dann selten die gewünschten Motivplättchen. Hier wird der Austausch mit Hilfe der Bonustoken häufiger durchgeführt. Zu zweit und zu dritt hat man größere Chancen auf die gewünschten Plättchen und wenn man Glück hat, spezialisieren sich die anderen auf andere Motive, so dass man sich ein bisschen aus dem Weg gehen kann.

Zu zweit stört es, dass die Wertungstabelle für die Abschlusswertung nicht offen aufgelegt werden kann, da sie sich auf der Rückseite des Wertungstableaus für zwei Spielende befindet – hier sollte man das Regelheft mit der entsprechenden Tabelle offen auslegen, damit man die Tabelle vor Augen hat. 

Auch das Sortieren, Mischen und Stapeln der Plättchen ist immer ein bisschen fiddelig und nervig.

  • Zugängliches und übersichtliches Regelwerk
  • Auswahlmechanismus mit neuem Kniff
  • Schöner Widerstreit im Plättchenlegen zwischen Tableauvorgaben und dem Wunsch nach einem großem Motivgebiet
  • Optisch sehr anstrengende Gestaltung der Plättchen 
  • Ohne ausreichend Bonustoken kann es zäh werden
  • Wiederspielreiz lässt schnell nach

Calçada macht seine Sache als Plättchenlegespiel für gemischte Gruppen, Wenigspielende und Familien gut und solide. Es bietet interessante Mechanismen mit vielen kleinen Entscheidungen und Abwägungen. Der Auswahlmechanismus für die Plättchen kommt mit einem schönen, neuen Kniff daher. Außerdem hat man dank der Bonustoken immer die Möglichkeit, etwas zu seinen Gunsten zu beeinflussen – auf diese Weise kann kein großer Frust aufkommen. 

Auf die Dauer macht man aber immer das gleiche, daher ist es die Frage, wie lange es für Spielende mit höherem Anspruch trägt. Auch die Optik des Spiels ist nicht jedermanns Sache und kann abschreckend wirken. 

AUTOR: Vangelis Bagiartakis, Konstantinos Karagiannis
ARTIST: Felix Wermke
VERLAG:
Piatnik
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

2-4 Spielende

10 Jahre

45 Min.

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