Matthias Nagy – Nun gibt es den dritten und letzten Teil aus der Interview Reihe mit Matthias.
Nach den ersten beiden Teilen:
werfen wir einen Blick auf das Programm von Frosted Games in 2018 und darüber hinaus. Frosted Games wird in 2018 besonders aktiv sein.
In 2018 kommen 8, 9, 10 Spiele, der Adventskalender und eventuell die Goodie Box. Wie viele sind es genau und was kommt wann?
Matthias Nagy: Eine gute Frage. Eine die ich selber aktuell nicht beantworten kann. Wenn ich alles in 2018 rausbringe, was ich unterschrieben habe, dann könnte es ein kleiner Kollaps werden. Daher muss ich mal schauen, wie ein sinnvoller Zeitplan aussehen könnte.
Wir beginnen mit Hochverrat! was ich glücklicherweise von Essen 17 auf Nürnberg 18 geschoben habe. Das Spiel hat die drei Monate zusätzlich gut gebrauchen können. Dort konnte ich noch etwas an der Umsetzung feilen. Ich habe auch die Rechte an 13 Minuten und Eiserner Vorhang, welche ich, nach dem Erfolg von 13 Tage, natürlich auch noch rausbringen will. Da sehe ich einiges an Potential, aber wann ist völlig offen.
The Cousin’s War kommt auch auf Deutsch; vermutlich Ende Mai zur UK Games Expo. Da suche ich noch nach einem guten griffigen Deutschen Namen.
Dann habe ich die Rechte an Familiar’s Trouble einem kooperativen Stichspiel für genau 3 Spieler. Ein echt cooles Spiel aus Japan, welches hier komplett untergegangen ist. Da möchte ich aber noch eine andere Grafik für machen.
Im Mai und August kommen noch zwei weitere Spiele die ich noch nicht angekündigt habe (Anmerkung der Redaktion: eines dieser Spiele wird Paper Tales sein, was am Donnerstag bekannt gegeben wurde) und zu Essen dann das Reykholt von Uwe Rosenberg und hoffentlich ein zweiter Krimi-Fall von Stephan Kessler. Er schreibt schon fleißig.
Zusätzlich sitze ich an Cooper Island von Andreas Odendahl. Das ist auch für Essen geplant. Aber da könnte es passieren, dass ich das nach hinten verschiebe. Das Spiel muss zuerst fertig werden, bevor ich es rausbringe. Es soll das erste Spiel in einer Reihe sein. Das zweite wird hoffentlich von Carsten Lauber sein und liegt hier auch schon eine Weile.
Andere Spiele die hier noch liegen, werden sicher nichts vor 2019. Aber alle anderen Verlage arbeiten locker ein bis zwei Jahre in die Zukunft.
Wie kommt es zu einer solchen zahlenmäßigen Explosion an Spielen?
Matthias Nagy: So explosiv fühlt es sich für mich nicht an. Aber ich verstehe, wie der Eindruck entstehen kann. Man sollte aber wissen, dass einige von den Spielen kleine Spiele sind, die in einer kleinen Schachtel kommen. Aber davon gibt es einige Lokalisierungen, welche auch viel Arbeit brauchen. Dennoch ein anderes Kaliber, als die Eigentwicklung eines Cooper Island.
Nach 13 Tage gibt es in 2018 mit Hochverrat, Cousins War und Eiserner Vorhang gleich drei Spiele mit geschichtlichem Hintergrund als deutsche Lokalisierung neu. Ist das eine Spezialität von dir?
Und/oder persönliche Leidenschaft?
Matthias Nagy: Tatsächlich eine Leidenschaft.
Ein Blick auf die Spiele, zeigt aber auch, dass nicht alle in diese Kerbe schlagen. Ich liebe Stichspiele, also ist da ein Stichspiel dabei. Ich liebe Eurospiele, also mache ich klassische Eurospiele verschiedener Komplexität. Ich liebe kommunikative Spiele, also ist da wieder ein Krimi-Fall dabei. Ich habe jedoch auch ein reines 2er von einem deutschen Autor hier liegen, wo ich echt Freude dran habe. Jedoch gefällt mir das Thema noch nicht so und ich würde gerne ein geschichtliches draufpacken. Aktuell finde ich jedoch kein passendes. Aber da das nicht vor 2019 kommt, hat es zum Glück noch Zeit.
Mit Reykholt von Uwe Rosenberg kommt auch ein Hochkaräter als Autor in dein Portfolio. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Matthias Nagy: Eigentlich eine witzige Geschichte. Ich bin in Herne [Spielewahnsinn] mit Rolf [Raupach], dem damaligen Redakteur der Edition Spielwiese zusammengewesen: ich für Frosted Games – Rolf für Spielwiese. Rolf saß mit Uwe bei mir am Stand und Uwe zeigte uns ein paar Spiele. Bei einem Spiel sagte ich einfach nur, dass ich das spannend fände, woraufhin mir Uwe das Spiel in die Hand drückt und sagte: Dann machst du das. Er ging in dem Moment aus, dass ich das für die Spielwiese betreuen würde.
Nachdem wir das Missverständnis aus dem Weg geräumt hatten und Spielwiese das Spiel auch nicht wollte, blieb es bei mir liegen und Uwe war sehr offen dafür mit mir zu arbeiten. Nennen wir es also glücklicher Umstand.
Um bei der Gelegenheit ein bisschen was zu Reykholt loszuwerden, muss man wissen, dass es, als die Felder von Lojang auf meinen Tisch kam und zu Beginn für H@ll Games gedacht war. Ralph [Bruhn] wollte es aber nicht. Somit musste ich das Thema wechseln. Nach Essen war ich einen Tag bei Uwe und habe ihm mehrere Vorschläge gemacht. So richtig passten die Themen jedoch nicht zu den Mechaniken. Auch wenn Uwes Spiele oft als sehr austauschbar verschrien sind, sind sie dann doch nicht. Er brachte mich dann auf einen Zeitungsartikel, über ein Restaurant in Island und wie da Tomaten in einer Fülle wachsen, dass sie sogar einfach in die Wasserkaraffe geworfen werden, um das Wasser nach Tomaten schmecken zu lassen. Das zündete dann auch bei mir.
Ist das dein Highlight für 2018? Kannst du uns zum Spiel noch etwas sagen?
Matthias Nagy: Highlight ist schwer zu sagen. Vermutlich wird es von allen Spielen, die ich 2018 mache, dass mit der höchsten Auflagenzahl und mit ein Grund Cooper Island weiter nach hinten zu schieben, um ihm auch die Luft zum Atmen einzuräumen, die es braucht.
Neben dem eigentlichen Spiel arbeite ich aber mit einem externen Redakteur an den ganzen Karten für Reykholt. Wenn das alles klappt, was wir uns vorgenommen haben, dann könnte das auch ein gewisses Etwas im Spiel geben, was es in der Form noch nie in einem Spiel von Uwe gab. Tiefer ins Detail möchte ich jetzt aber nicht gehen, denn noch arbeiten wir da mit Hochdruck dran.
Was können wir über 2018 hinaus noch erwarten.
Matthias Nagy: Noch mehr? Nun wird es aber schwer. Der Adventskalender und die DSP Goodie Box sind wieder in der Planung. Auch mit Peter Dringautzki plane ich wieder an einem Wandkalender. Dieser wird von Jahr zu Jahr immer mehr angenommen, was mich total freut. Aber alles Weitere wäre zu viel.
Du bist auch in der Hippodice Jury aktiv? Gibt es dort auch interessante Spiele für dich?
Matthias Nagy: Auf jeden Fall. Aber dazu muss man wissen, dass der Hippodice immer so eine Sache ist. Da gibt es komprimiert 10 bis 15 Spiele an einem Tag. Oft reicht es nur für einen Eindruck und selbst dann ist alles, was ich da finden kann, nur mit Bearbeitung machbar. Da gibt es echte Perlen und so manches Spiel, was da vorgestellt wurde, ist auch im Anschluss erschienen und mit richtig viel Freude von den Spielern aufgenommen worden. Aber nicht alles was da kommt, kann ich auch stemmen. Nichtsdestotrotz mache ich das sehr gerne und habe da schon so manches gesehen, was ich dann den Kollegen von Cryptozoic oder What’s Your Game? vorstellen konnte.
Welchen Traum möchtest du dir mit Frosted Games verwirklichen? Welches Spiel herausbringen?
Matthias Nagy: Ich hätte Lust so manches Highlight von GMT auf Deutsch zu machen. Etwa ein Cuba Libre. Aber da muss man realistisch sein. Die Auflage müsste vermutlich bei 500 sein und dann wäre da sehr viel Arbeit drin. Das würde also ein teures Projekt, was vermutlich vor allem von Fans des Spiels gekauft werden würde, die es eh schon haben, aber nun auf Deutsch noch mit anderen spielen könnten. Der Verlag hatte auch leider schon abgewunken.
Ein paar andere Spiele, die es bisher nicht auf Deutsch gibt sind auch auf meiner Wunschliste. Aber da bin ich sogar noch in Verhandlungen mit den Verlagen, um das zu prüfen. Mal sehen ob das was wird. Bei manchem Projekt scheitert es daran, dass ich engstirnig bin und es so machen will, wie ich es möchte. Etwas was ich den Autoren ausrede und mir selber aber gönne.
Natürlich muss es Kompromisse geben, aber irgendwer muss Entscheidungen treffen, und dass mache ich gerne. Ansonsten ist da noch mein eines großes Zuckerguss-Projekt. Das wäre wirklich cool das zu realisieren.
Vielen Dank Matthias.
Hier könnt ihr noch einmal die ersten beiden Teile des Interviews nachlesen:
Interviewreihe auf der Brettspielbox: Inka und Markus Brand (Burgenland / Neuheiten 2014) • Ralph Bruhn (Aquasphere) • Frank Heeren (SPIEL2017) • Hunter & Cron (Gen Con 2015) • Agnieszka Kopera und Andrei Novac (2014) • Michael Menzel (Neuheiten 2014) • Matthias Nagy (Frosted Games 2018) • Alexander Pfister (Spiel 2015 / Broom Service: Kartenspiel) • Martin Schlegel (West of Africa) • Jamey Stegmaier (Viticulture) • Klaus Teuber • Wolfgang Kramer