Nach acht Jahren schließt AMIGO Games Inc. zum Jahresende – Pandemie, steigende Kosten und Zölle setzen US-Geschäft unter Druck
Der deutsche Verlag AMIGO Spiel + Freizeit GmbH beendet zum Jahresende die Aktivitäten seiner US-Tochter AMIGO Games Inc.. Damit endet ein achtjähriges Kapitel, das mit großen Hoffnungen begann, aber an den wirtschaftlichen Realitäten nach der Corona-Pandemie und den aktuellen Handelsstreitigkeiten scheitert.
Der Aufbruch in den US-Markt
2018 hatte AMIGO-Inhaber Uwe Pauli die amerikanische Niederlassung gegründet. Ziel war es, mit einem eigenen Team vor Ort den Zugang zum US-Markt zu stärken – insbesondere für Klassiker wie Bohnanza oder 6 nimmt! sowie für neuere Reihen wie LAMA und Cabanga!.
Doch schon nach anderthalb Jahren kam der Bruch: Die weltweite Pandemie legte nicht nur den Handel lahm, sondern sorgte auch für drastisch steigende Fracht- und Produktionskosten. Trotz einiger Erfolge – etwa der Wiedereinführung der Bohnanza-Reihe und einer zwischenzeitlichen Produktion in den USA mit Cartamundi North America – blieb die wirtschaftliche Lage schwierig.
Steigende Unsicherheit und Zölle als letzte Hürde
In den letzten zwölf Monaten verschärfte sich die Situation erneut. Die US-Strafzölle auf Spiele und Komponenten aus China, Lieferengpässe sowie die fehlende Planbarkeit im Markt machten eine nachhaltige Strategie zunehmend unmöglich. „Es fällt uns nicht leicht, aber es ist die richtige Entscheidung“, erklärt Alexander Jost, Geschäftsführer bei AMIGO Spiel + Freizeit GmbH. „Nach acht Jahren intensiver Bemühungen müssen wir uns eingestehen, dass wir den wirtschaftlichen Herausforderungen im amerikanischen Markt mit unserem kleinen Unternehmen nicht gerecht werden können.“
Das amerikanische Team um Alex Yeager (COO, zuvor bei Mayfair Games) und Corey Delmonto (Sales Director) habe in den vergangenen Jahren „mit großem Engagement und Herzblut“ gearbeitet, so Jost weiter. Beiden dankte die Geschäftsführung ausdrücklich für ihren Einsatz.
Stimmen aus den USA
Yeager beschreibt die Entscheidung als nachvollziehbar, aber schmerzhaft:
„Die Unsicherheit im US-Markt ist derzeit so groß, dass wir nur noch von einem Worst-Case-Szenario zum nächsten planen konnten. Das hat irgendwann den eigentlichen Geschäftsbetrieb überlagert.“
Auch Delmonto blickt mit Wehmut zurück: „Bei meiner ersten SPIEL in Essen habe ich ein altes UNO-Exemplar gefunden, das AMIGO in den 90ern veröffentlicht hatte. Die Menschen, die damals daran mitgearbeitet hatten, standen heute wieder am Stand – das zeigt, wie viel Kontinuität und Leidenschaft in diesem Verlag steckt.“
Zurück zum Lizenzmodell
Künftig will AMIGO wieder auf das bewährte Lizenz- und Exportmodell zurückgreifen, das bereits vor 2018 erfolgreich funktionierte. Das bedeutet: AMIGO-Spiele werden auch weiterhin in den USA erhältlich sein, allerdings über Partnerverlage und Vertriebslizenzen statt über eine eigene Niederlassung.
Ein realistischer, aber bitterer Schritt
Mit der Schließung von AMIGO Games Inc. zieht sich einer der traditionsreichsten deutschen Verlage aus dem direkten US-Geschäft zurück – ein Schritt, der exemplarisch für die derzeitige Unsicherheit der Branche steht.
Nach den Insolvenzen und Umstrukturierungen anderer Verlage in den vergangenen Monaten zeigt sich: Die Pandemie, steigende Produktionskosten und neue Zollregelungen wirken in der Spielebranche weiterhin nach.
Quellen:
- Amigo Pressemitteilung
- Boardgamewire
