Im Vorfeld der SPIEL 22 gab es einen intensiven Blick auf die Brettspiel Neuheiten von Queen Games.
Der Queen Games Pressetag startete am Samstag, dem 17.09., pünktlich um 14 Uhr in Bonn mit einer freundlichen Begrüßung, Vorstellung der besonderen Gäste aus dem Autorenkreis des Verlages und einer Einführung ins Programm.
Neben Ulrich Fonrobert und Verlagschef Rajive Gupta begrüßten auch Dirk Henn und Stefan Feld die zahlreichen Vertreter von Presse, Blogs und YouTube-Kanälen und machten neugierig auf die Neuheiten, die auf den Spieletischen bereits aufgebaut waren und Appetit auf die ersten Partien machten.
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Impressionen
Los ging es am Samstag mit dem Fokus auf den Neuheiten Helsinki, Powerline und Marrakesh.
Unsere Spieleindrücke:
Helsinki
Helsinki basiert auf dem Prinzipien, die wir bereits von Copenhagen kennen, erscheint aber wie eine Weiterentwicklung, die an die Spieler:innen auch höhere Ansprüche in Sachen Komplexität stellt. Nach dem Bewegen unserer Figuren auf dem zentralen Spielplan entscheiden wir, ob wir Karten aufnehmen oder durch das Ausspielen von Karten Pavillons auf unser Spieler:innentableau bauen. Unser Ziel ist es, ganze Spalten und Reihen zu füllen und dabei auch noch über Dachaufbauten – möglichst auf Kreuzungen – zu punkten. Überbauen wir Wappen, können wir mit diesen Sonderaktionen in Anspruch nehmen.
Helsinki spielt sich auf gehobenem Familiennivau und verlangt einiges an Planung, da sich die Tetris-Teile, die wir als Pavillons einbauen, immer nur von der Seite auf den Plan „einschieben“ lassen, auf dem sich unsere Spielfigur auf dem zentralen Spielplan befindet. Daher müssen wir nicht nur schauen, dass wir zu unseren Bauplänen passende Karten erwischen, sondern müssen das Bewegen der Spielfigur und Bauaktionen immer richtig timen, damit sie für die Bauvorhaben auch an der richtigen Stelle stehen.
Das Spiel eignet sich gut für alle, die nach Copenhagen den nächsten Schritt machen möchten oder ein Puzzelspiel auf gehobenem Familienniveau suchen. Für Vielspieler ist Helsinki deutlich interessanter als Copenhagen, da hier mehr Planungsgeschick vonnöten ist und die interessanteren Entscheidungen getroffen werden müssen.
Powerline
Powerline ist das erste Spiel aus der neuen „Green Planet“-Reihe, die Spiele für eine gute Zukunft von Planet und Menschheit anbietet. In Powerline versuchen die Spieler, Städte mit neuen Quellen der Energieerzeugung zu verbinden. Auf dem eigenen Spieler:innentableau befinden sich Stromleitungen in unterschiedlicher Länge, die im Verbund mit Kraftwerken Städte mit Energie versorgen. Für all dies gibt es Punkte sowie in drei (Zwischen-)Wertungen noch weitere Boni.
In jeder der 16 Spielrunden werden sechs farbige Würfel geworfen und anschließend immer in der gleichen Reihenfolge angeordnet. Die Spieler:innen können nun wählen, ob sie die Würfel von rechts nach links oder von links nach rechts nutzen wollen, um die Stromleitungen auf ihrem Brett zu vervollständigen. Sie müssen aber zwingend die vorgegebene Reihenfolge einhalten. Für nicht verwendete Würfel erhält man Minuspunkte, Joker erleichtern das Vorankommen.
Powerline wird weitestgehend simultan gespielt, daher erfährt man hier wenig Downtime und es macht kaum einen Unterschied, ob man das Spiel zu Zweit oder Sechst spielt. Das Planen des Einsatzes der Würfel auf dem Spielfeld ist gar nicht so einfach, wie man anfänglich denkt, und mit zunehmender Spieldauer wird es immer schwieriger, da die Alternativen auf dem sich mehr und mehr füllenden Spielfeld fehlen.
Wie häufig eine bestimmte Anzahl an Würfeln eingesetzt werden darf, ist ebenfalls vorgegeben. Auch das beschränkt die Möglichkeiten immer weiter und somit wird die gestellte Aufgabe gegen Spielende immer verzwickter.
Vielspieler könnten sich daher mit Fortschreiten der Partie aufgrund des fehlenden Plan B „gespielt“ fühlen, Gelegenheitsspieler dürfte das weniger stören und die Planungsaufgabe sicherlich gut herausfordern.
Marrakesh
City Collection Teil 4
Marrakesh ist der vierte Teil der Stefan Feld City Collection und das einzige der sechs bislang bekannten Spiele, das nicht auf einer Neukonzeption eines „alten“ Spiels des Autors beruht.
Marrakesch wird über drei Runden gespielt, in der uns jeweils vier Spielzüge zur Verfügung stehen. In jedem Spielzug wählen die Spieler gleichzeitig und verdeckt drei farbige Zylinder, sog. „Keshis“, hinter ihrem Sichtschirm aus. Dann setzen sie ihre Spielfiguren auf den farblich passenden Felder auf ihrem Spieler:innentableau ein und werfen anschließend alle Keshis in den Würfelturm. Nicht alle davon kommen zwingend auch im „Auslauf“ an. Aus den angekommenen Keshis wählen die Spieler reihum eine Farbe und nehmen sich 1-2 davon. Sie setzen sie auf ihrem Spieler:innentableau auf den farblich passenden Aktionsbereichen ein, so dass die dort durchgeführten Aktionen künftig verbessert werden.
Nun führen alle Spieler:innen ihre durch die Spielfiguren aktivierten Aktionen durch. Es können u.a Datteln angebaut, Handel betrieben, Oasen entdeckt, der Fluss bereist, Schriftrollen erworben oder die Treppen zum Palast oder der Moschee erstiegen werden. Die Aktionsmöglichkeiten sind teilweise sehr verwoben, bringen direkte Boni, Wertungsmöglichkeiten für die Schlusswertung oder kurzfristig Rohstoffe für den Handel oder die Versorgung der Bewohner.
Nach der Erstpartie, die mit Erklärung einiges an Zeit in Anspruch nahm, war ich erschöpft aber glücklich – ich liebe die vielfältigen Möglichkeiten, die Stefan Feld-Spiele im Grundsatz immer beinhalten. Und davon hat auch gerade Marrakesh wieder eine ganze Menge zu bieten!
Gleichzeitig Fluch und Segen und der besondere Reiz des Spiels ist die Auswahl der Aktionen durch die Assistenten-Spielfiguren, bevor man sicher sein kann, dass man diese Aktionen auch mit den Keshis aktivieren oder wie gewünscht nutzen kann. Geht der Plan auf, ist alles bestens, wenn nicht, hört man den ein oder anderen Fluch am Spieltisch.
Stefan Feld ließ es sich auf den Presstagen nicht nehmen, bei den einzelnen Partien persönlich vorbeizuschauen, zu erleben, wie die Spiele ankamen, Regelfeinheiten zu diskutieren und immer fröhlich die Verantwortung für alles zu übernehmen, was an den Spieltischen verflucht wurde.
Mein Fazit: Marrakesh ist ein fein verzahnter, „typischer Feld“, der auf Expertenspielniveau einiges an Überlegungen von uns verlangt und schließlich auch wieder in einem Punktefest endet. Jeder klassische Euro-Gamer sollte hier mal einen genaueren Blick riskieren.
Neben den Angeboten auf dem Spieltisch konnten die Teilnehmer:innen sich in den Spielpausen mit indischen Köstlichkeiten stärken, die Rajive Gupta für die Gäste vorbereitet hatte. Auf diese Weise wurde nicht nur angeregt über das Spiele-Programm, sondern auch lebhaft über den Schärfegrad der erlebten Speisen gefachsimpelt.
Am Sonntag starteten wir um 9:30 Uhr in den zweiten Pressetag. Auch hier standen wieder zahlreiche Spieleerklärer:innen zur Verfügung, um die Spiele schnell erlebbar zu machen.
Hamburg
City Collection Teil 1
Ich konnte bis zum Mittag auf diese Weise noch Hamburg ausprobieren, das im Rahmen der City Collection dem Spiel Brügge nachfolgt. Hier mein Spieleindruck:
Hamburg ist ein kartengetriebenes Spiel, in der die Karten verschiedene Verwendungsmöglichkeiten haben. Das Spiel wird über acht Runden gespielt. In jeder werden zu Beginn sechs Würfel gewürfelt, die ggf. Bedrohungen in unserer Stadt auslösen, gegen die wir uns im Spiel aktiv schützen müssen, und die Wertungsbedingungen für das Spielende definieren. Gegen die Zahlung von Münzen können wir dann auf dem Rathausplatz vorankommen, was bei Spielende je nach Fortschritt Punkte bringt. In der anschließenden Aktionsphase haben die Spieler:innen die Möglichkeit, vier Karten zu spielen, um Aktionen auszulösen. Wir erweitern unseren Stadtmauerabschnitt, bauen Zoos, Parks und diverse Gebäude auf vorbereiteten Grundstücken, können uns neues Geld oder Arbeiter beschaffen. Bei Rundenende werden ggf. noch Mehrheitspunkte vergeben. Bei Spielende bringt uns fast jede vorangegangene Aktion Punkte ein.
Hamburg hat uns gut gefallen, müsste aber unbedingt in einer zweiten Partie nochmal genau angeschaut werden, wenn der Spielablauf flüssiger läuft. Die erste Partie hat eine Menge Aufwand beim Verständnis der Symbolsprache gefordert. Die 280 Spielkarten sind im Glossar alle erläutert, es dauert jedoch, bis man alles verinnerlicht. Mit größerem Verständnis sollte auch das Spiel flüssiger laufen und die Konzentration auf die eigentlichen Karten-Aktionen gelenkt werden.
Die „Neuauflage“ von Brügge gefällt mir im Ganzen besser, denn sie lässt mehr taktische Möglichkeiten zu – z.B. bei der Auswahl der Karten, die man jetzt selber steuern kann.
In Hamburg sind zudem noch einige Erweiterungen enthalten.
Darüber hinaus wäre es noch möglich gewesen, Amsterdam, New York City und Dragonsquest sowie Old London Bridge und Partyspiele wie Top Ten Quiz und Soulmates zu testen. Dafür blieb mir aber leider keine Zeit mehr. Für mich ging der zweite Pressetag mit vielen neuen Eindrücken zu Ende.
Carina
An dieser Stelle kann ich übernehmen und ergänze meine Eindrücke zu einigen Brettspielen (Carinas Eindrücke kann ich komplett so teilen). Lediglich Amsterdam haben wir in unserem Team nicht gespielt.
Ich war von Samstag abend bis Sonntag nachmittag vor Ort.
In Summe hat Queen Games für diesen Herbst ein sehr vielversprechendes Line-Up am Start.
New York City
City Collection Teil 3
Das Brettspiel New York City basiert auf Rialto.
Ich muss bei meiner Schilderung jedoch erwähnen, dass ich Rialto leider nie gespielt habe (und kann daher keinen Vergleich tätigen).
New York City wird gespielt über fünf Runden, in denen wir versuchen Mehrheiten in verschiedenen Stadtvierteln von New York zu erringen.
Die Runden sind aufgeteilt in vier Phasen.
- Eine Aufräumphase
- Eine Auswahlphase, in der wir 2×2 Handkarten wählen
- Eine Aktionsphase, in der wir durch das Ausspielen von Handkarten auf der News /Einflussleiste aufsteigen, Ressourcen erwerben, Häuser bauen und Personen anwerben.
- Rundenendphase in der bestimmte Personenplättchen zusätzliche Boni bringen
Durch die geschickte Kombi von Handkarten und Personenplättchen und ihren Fähigkeiten müssen wir in den einzelnen Aktionsphasen versuchen vorne zu landen, um einen zusätzlichen Bonus zu bekommen. Dabei ist die Reihenfolge in dem Brettspiel schon wichtig, um entsprechen reagieren zu können.
Mehrheiten erlangen wir durch das Bauen von Häusern, die am Ende gewertet werden. Dabei gibt es zusätzliche Möglichkeiten die Wertigkeiten der Viertel im Laufe des Spiels zu erhöhen.
Das Spiel lernt und spielt sich relativ schnell und hat dabei eine angenehme Interaktion zwischen den Beteiligten. Gerade den Einsatz der Personenplättchen, für die mal allerdings immer genügend Geld zur Aktivierung übrig haben sollte, gibt den übrigen Aktionen eine schöne Würze. So gelingt an der ein oder anderen Stelle noch einmal ein besondere Coup.
Denn man muss den Mitspielenden gut im Blick haben, bei der Kartenauswahl zu Beginn, beim Bieten auf die Aktion (insbesondere des Auslösers des Bonus), um schlußendlich bei den Mehrheiten vorne zu liegen.
Auch während des Spiels kann man den ein oder anderen Siegpunkt ergattern – die meisten gibt es jedoch in der Endwertung.
Old London Bridge
Old London Bridge habe ich schon in dem ein oder anderen Video bzw. Podcast besprochen. Daher nur kurz, denn das Spiel ist schon seit Sommer auf dem Markt.
Über einen Auktionsmechanismus bestimmen wir die Reihenfolge, in der wir uns eine von sechs Plättchen und der dazugehörigen Aktion sichern.
Mittels des Plättchen, was mit einer Nummer absteigende in die Brücke integriert werden muss, schalten wir uns eine Aktion frei. Die Intensität hängt von der Wappenfarbe auf dem Plättchen ab.
Über 12 Runden versuchen wir somit unsere Auslage zu optimieren und immer stärkere Aktionen durchzuführen. Ziel ist es am Ende das meiste Geld eingenommen zu haben.
Schönes schnelles Familienspiel mit tollem Material. Wirkt auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, aber den Mechanismus hat man nach 2-3 Runden verinnerlicht.
Dragonquest
Auch wenn viele Queen Games Brettspiele echt toll sind, konnte mich das Dragonquest nicht überzeugen. Wir haben einen Dungeon Crawler, in dem wir uns via Würfel fortbewegen. Glück begleitet uns das ganze Spiel über.
Dabei versuchen wir uns über fünf Würfel einen Weg zur Schatzkammer und dann zum Ausgang auf der anderen Seite zu bewegen. Läuft es dumm, bringen die Würfel Kontakt mit Monstern. Läuft es noch dümmer, muss ich mich gegen diese Monster sehr lange zur Wehr setzen. In einem Fall war nach wenigen Runden für einen Mitspieler Schluss. Das ist dann schon mal sehr ärgerlich.
In anderen Fällen gibt es einen kleinen Push-your-Luck-Mechanismus bei dem man entweder viele Schätze oder unliebsamen Kontakt zu Spinnen etc. kommt. Hier gilt es rechtzeitig auszusteigen.
In der Schatzkammer kann man über Würfel sich seine Schätze erwürfeln. Sollte es aber auch nicht übertreiben, da sonst der Drache geweckt wird. Dann gilt es den Dungeon zu verlassen. Dabei können die Mitspielenden immer wieder mal kleine Barrieren in den Weg stellen (auch hier kommt ein Zufallselement zum Einsatz).
In Summe nett gemacht, aber mir war das Glückselement deutlich zu hoch und in Summe die Würfelei zu belanglos.
Label Chili Island
Seit gut zwei Jahren gibt es das Label Chili Island bei Queen Games. Dieses steht für kurzweilige Kommunikationsspiele. Beide konnte ich ebenfalls ausprobieren.
Soulmates
Soulmates ist ein Partyspiel bei dem wir über verschiedene Runden auf eine Frage vier Antworten haben. Nach einer Eigeneinschätzung geben wir reihum eine Einschätzung der Mitspielenden ab. Stimmt diese überein, so gibt es einen Soulmatestein. Zudem wird nach jeder Frage überprüft, wer die gleichen Antworten gegeben hat. Dieses wird ebenfalls mit einem Stein belohnt.
Nach sechs Runden (bei drei Spielenden) wird verglichen, wer sein Soulmate gefunden hat.
Ein Spiel, um Leute kennenzulernen. Da man immer zwei Fragen zur Auswahl hat, kann man auch ein wenig steuern, wieviel man in der Runde preisgeben möchte. Es steht jedem frei, seine Auswahl anschließend noch zu begründen und darüber zu diskutieren.
Kann mir das Spiel sehr gut auch als Opener in einem Teamevent vorstellen, in dem man sich kennenlernt.
Top Ten Quiz
Nicht schon wieder ein Quiz denkt man sich. Und dann entdeckt man bei Top Ten Quiz, dass es doch wieder einiges anders macht.
Wir haben 14 Partien in dem Spiel. Diese bestehen jeweils aus sieben Runden. Dabei spielen wir in Teams gegeneinander.
Die beiden Teamkapitäne schauen sich die Fragestellung an und verraten nur die Kategorie. Aus den „Meinungen“ der Mitspielenden entscheiden sie sich, wieviele der zehn Antworten sie ihrem Team zutrauen.
Je nachdem welcher Kapitän mutiger war, dessen Team darf spielen. Nun wird die Frage dem ratendem Team vorgelesen und der passive Kapitän kennt die bis zu zehn gesuchten Antworten.
Das aktive Team hat zwei Minuten Zeit, um die entsprechenden Antworten dem eigenen Kapitän vorzuschlagen. Dieser darf einzig einloggen. Bei falschen Antworten hat man im Spiel bis zu drei Joker. Schafft es das Team das Gebot zu erreichen, so bekommen sie die Punkte andernfalls kann das gegnerische Team die Punkte stehlen.
Es ging sehr lebhaft am Spieltisch zu. Die Fragenkategorien sind machbar, aber nicht zu leicht. Hat mir sehr viel Spaß gemacht und ist sicherlich durch die Herangehensweise eine andere Quizspielidee.
Christoph
Vielen Dank an das ganze Team von Queengames für die gelungene Veranstaltung!