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REVIEW | Rezension Brettspiel Cloud City

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Spiele von Phil-Walker Harding sind nicht unbedingt für jeden etwas. Die meisten Spiele sind auf Familien- oder leichtem Kennerniveau angesiedelt – was für mich aber absolut nichts Schlechtes bedeutet. Hier ist die erreichbare Zielgruppe und damit der Markt am größten. Diese Unterhaltung auf Familienniveau bietet auch Cloud City, das mit seinen Häusern und Brücken als ziemlicher Eyecatcher daherkommt. Was es spielerisch zu bieten hat, schauen wir uns im Folgenden genauer an.

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

In Cloud City nehmen wir die Rolle von Architekten ein, deren Auftrag in der Planung einer neuen Stadt besteht. Diese soll nicht nur die Wolken „kratzen“, sondern diese sogar überragen und über den Wolken die einzelnen Gebäude auch noch mittels Fußgängerbrücken verbinden. Wer diese am besten plant, erhält die meisten Stimmen des Stadtrats und wird den Zuschlag für den Bau der Cloud City erhalten. 

Wir starten in unserer Stadt mit einem Basis-Plättchen mit Platz für zwei Gebäude, die wir farblich passend auf das Plättchen einsetzen. Gebäude gibt es in drei Farben bzw. Größen: Die kleinen Blauen, die mittleren Grünen und die großen Beigen. 

Immer wenn wir am Zug sind, dürfen wir eines unserer drei Hand-Plättchen in unsere Stadt einsetzen, zwei Häuser darauf platzieren und Häuser der gleichen Höhe in unserer Stadt dann – wenn möglich – mit Fußgängerbrücken verbinden. Diese gibt es in unterschiedlichen Längen und sind die Punktebringer für die Schlusswertung. Je länger, desto mehr Punkte. Aber Achtung: Die Fußgängerbrücken sind endlich und nicht von allen Längen sind gleich viele enthalten. Hier gilt: Was weg ist, ist weg! 

Am Ende des Zuges ziehen wir immer eines der Plättchen aus der offenen Auslage oder vom verdeckten Stapel nach. 

Das Spiel endet, wenn alle ihre Grundfläche aus 3×3 Plättchen fertiggestellt, die entsprechenden Häuser gebaut und die Fußgängerbrücken gesetzt hat. Dann werden die Punkte addiert, die auf den verbauten Fußgängerbrücken aufgedruckt sind. Wer die meisten Punkte erzielt hat, gewinnt.

Das Spiel kann in einer Partie zu Zweit oder zu Dritt auch als rechteckige Stadt in einem 3×4-Raster gebaut werden. Ebenso sind als Erweiterung „Professionelle Modelle“ noch Karten enthalten, die man ebenfalls ins Spiel einbinden kann. Die Karten enthalten Aufträge, für die es am Ende des Spiels weitere Zusatzpunkte geben kann, sofern man die Bedingungen erfüllt.



AUTOR: Phil-Walker Harding ■ ILLUSTRATION/GRAFIK: Fabrice ROS
VERLAG: Blue Orange|Asmodee ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020

spieler

2-4 Spieler

alter

ab 10 Jahren

zeit

ca. 30 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Leicht und zugänglich 

Cloud City ist denkbar einfach gehalten und daher leicht zu lernen. Die Anleitung ist übersichtlich, mit Beispielen angereichert und dennoch kurz. Auch Einsteiger können sich das Spiel schnell selbst erarbeiten.

Die Zugänglichkeit setzt sich im Spielgeschehen fort. Plättchen legen, Gebäude setzen, Fußgängerbrücken bauen, Plättchen nachziehen, fertig. Das ist wirklich nicht komplex und der größte Anspruch besteht darin, sich selbst nicht die Möglichkeiten zu verbauen, räumlich zu denken und die Fußgängerbrücken so einzubauen, dass das gesamte Konstrukt nicht ins Wanken gerät. 

Räumlich denken will gelernt sein

Räumliches Denken ist nicht für jeden gleich einfach. Mit Cloud City kann man diese Fähigkeit dann bestens trainieren. Schnell lernt man, dass ein grünes Gebäude zwischen zwei blauen dazu führt, dass man sich die blaue Verbindungsbrücke dann schenken kann. Manchmal muss man diesen Tot aber sterben, sofern man aber unbedingt an dieser Stelle eine Gebäude benötigt, um eine Brücke mit dem Wert 8 unterzubringen. Von diesen gibt es in jeder Farbe nur drei und sie sind daher sehr begehrt!

Über sieben Brücken musst du gehen…

Hier komme ich aber auch schon zu einem großen Kritikpunkt: Die Brücken sollten unbedingt nicht in dem Inlay in der Spielschachtel verbleiben, wie die Anleitung empfiehlt, sondern auf dem Tisch – möglichst sogar am besten nach Länge sortiert – ausgelegt werden. Nur so erhalten die Spieler:innen einen Überblick über die Verfügbarkeit der Brücken, die man in den Bau der eigenen Stadt einkalkulieren sollte. Sind beispielsweise alle 8-er Brücken einer Farbe bereits verbaut, wäre es nämlich sehr frustrierend, wenn man gezielt darauf hinhaut und erst dann bemerkt, dass diese Verbindung überhaupt nicht mehr möglich ist. Liegen die Fußgängerbrücken offen aus, kann man das deutlich besser abschätzen!

Wow, das sieht cool aus!

Das Spielmaterial ist der absolute Pluspunkt von Cloud City. Die Häuser und  Brücken verströmen einen Aufforderungscharakter zum Bauen, dem kaum einer widerstehen kann. Die Qualität der Häuser ist sehr gut. Sie sind zwar alle aus Plastik, wo sich manch einer vielleicht Holz gewünscht hätte, aber die Verarbeitung ist sehr gut, so dass sie standfest sind und nichts zu leicht wackelt. Erdbebensicher sind sie aber nicht, daher ist die Altersempfehlung ab 10 auch gut gewählt. Da sollte das mit der Feinmotorik besser klappen.

Die Farbgebung des Materials und des Spiels ist stimmig und alles wirkt ein wenig wie die Modelle im Architekturbüro. Kühle Planer und Hobbyarchitekten kommen mit den Modellen und den klaren Linien sicher optisch auf ihre Kosten. 

Jeder für sich

Der Spielreiz liegt dann definitiv darin, welches interessante Konstrukt da vor einem entsteht, von dem bei Spielende meist ein Erinnerungsfoto entsteht.

Allerdings baut hier jede:r recht solitär vor sich hin. Die einzige Interaktion entsteht beim Nachziehen der offenen Auslage ins Spiel, wo man einander benötigte Plättchen wegnehmen kann oder beim Wettlauf um die langen, punkteträchtigen Brücken. 

Da aber alle auf ihr eigenes Modell fokussiert sind, gerät man hin und wieder in ein paralleles Bauen, so dass jemand noch seine Fußgängerbrücke einbaut, während beim nächsten bereits die Bodenplatte verlegt und nach den richtigen Häusern Ausschau gehalten wird.

Größer und variantenreicher ist besser

Wer gerne in Ruhe vor sich hin baut und puzzelt, ist hier vollkommen richtig. Die Spielverläufe sind immer recht ähnlich. Es wird deutlich interessanter, wenn man das Spiel in seinen mitgelieferten Varianten spielt. Der Bau eines Rechtecks lässt einem schonmal mehr Möglichkeiten. Ebenso bieten die Varianten mit den Auftragskarten weitere Herausforderungen, die das Spiel für einen längeren Spielreiz aufwerten. Hier gibt es beispielsweise die Aufgabe, einen Rundkurs zu bauen, die meisten grünen Häuser aufzuweisen oder die längste Strecke zu bauen.  Es gibt auch Karten, die für bestimmte Konstellationen Minuspunkte einbringen. Dies bringt Abwechslung, aber der Spielreiz hält damit auch nicht ewig.


Zusammenfassung

Cloud City ist ein Bauspiel, das durch seine leichte Zugänglichkeit und die optische Wirkung der finalen Konstruktionen besticht. Es ist im Familien- und leichtem Kennerbereich angesiedelt. 

Das Material mit den Häusern und Brücken lädt sofort zum Spielen ein, ist robust und hält vielen Partien stand. Ob der Spielreiz ebenso für viele Partien reicht, ist fraglich. Obwohl das Spiel Varianten bietet, um die Schwierigkeit nach und nach zu steigern, ähneln sich die Partien doch sehr. Gerade in Familien mit Kindern, die Interesse an solchen Konstruktionen haben, wie Cloud City sie zu bieten hat, ist das Spiel bestimmt gut aufgehoben, um hin und wieder auf den Tisch zu kommen.

  • Tolle Optik der fertigen 3D-Konstruktionen
  • Schönes, stabiles Spielmaterial 
  • Zugängliche Regeln, schnell gelernt und gespielt
  • Fußgängerbrücken unbedingt gut sichtbar auslegen, sonst gibt es Frustmomente
  • Wiederspielreiz lässt früh nach  

Aus meiner Spielerperspektive: Cloud City spiele ich gerne mal mit. Langfristig kann es mich aber leider nicht begeistern, denn dafür bieten mir die einzelnen Partien zu wenig Abwechslung. Bereits in der zweiten Partie haben wir die Varianten integriert und dann gibt es schnell keine Steigerungsmöglichkeiten mehr. 

Um mit Wenigspielern ein schnell erklärbares und optisch ansprechendes Spiel auf den Tisch zu bringen, würde ich Cloud City aber auf jeden Fall auswählen.

Zweite Meinung

Jürgen und ich haben das Spiel auch in der Brettspielbar besprochen. Wer dort reinhören mag: LINK

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