Montag, November 25, 2024
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REVIEW | Rezension Brettspiel Make the difference

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Könnt Ihr Euch an die Zeit erinnern, als Ihr noch nicht lesen konntet und Ihr beim Blättern durch eine Zeitschrift dann ganz hinten endlich das gefunden habt, was für Euch gedacht war? Ganz klar! Die „Finde den Unterschied“-Bilder, mit denen wir bereits in frühen Jahren auf ein genaues Auge geschult wurden.

Leider war der Spaß immer recht schnell vorbei und man musste ewig lange auf die nächste Ausgabe warten, bis man die nächsten Unterschiede suchen durfte. Jetzt könnt Ihr endlich so viele Bilder hintereinander lösen, wie Ihr lustig seid, denn Oink Games hat uns Make The Difference beschert!

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Jeder Mitspielende erhält zu Spielbeginn einen der zehn im Spiel enthaltenen Motivblöcke mit Strichzeichnungen, nimmt das oberste Blatt sowie einen schwarzen Filzstift und darf genau fünf Veränderungen auf seinem Blatt einzeichnen. Striche, Kringel, Wellenlinien – je länger, desto besser. Denn es geht später darum, dass diese Veränderungen erst möglichst spät gefunden werden und wenn sie gar nicht gefunden werden, dass sie möglichst lang sind. 

Haben das alle Mitspielenden verdeckt erledigt, geht es an die Auflösung aller Bilder.

Bei jeder Auflösung wird über das Bild mit den Veränderungen eine durchsichtige Folie mit leichter Struktur gelegt, die einen die Filzstift-Änderungen nicht erkennen lässt, da sie noch feuchte Spiegelungen etc. ausgleicht. Daneben wir dann der Original-Motivblock gelegt. 

Nun beugen sich alle anderen Mitspielenden über die beiden Bilder und los geht es mit dem Abgleich, denn: die Sanduhr läuft.

Wer Veränderungen richtig identifiziert, erhält direkt einen Punktechip. Ist sie durchgelaufen, wird die Sanduhr erneut umgedreht. Werden nun noch Unterschiede entdeckt, erhält neben dem Findenden auch einen Punkt, wer das Bild erstellt hat.

Sind nach der zweiten Sanduhr immer noch nicht alle Abweichungen gefunden, gibt es noch ein Mini-Lineal im Spiel, das misst, wie lang oder groß die Änderung war – so kann der Zeichnende noch an weitere zwei oder drei Punkte gelangen.

Wer nach der Auflösung aller Bilder die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Make The Difference

Anmerkung: Für das Spiel gibt es auch ein Erweiterungspaket mit sechs weiteren Motiv-Blöcken. 



AUTOR: Shintaro Ono ■ ILLUSTRATIONEN: Shintaro Ono, Jun Sasaki 
VERLAG: Oink Games ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022/deutsch: 2023

spieler

2-5 Spieler

alter

ab 7 Jahren

zeit

ca. 20 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Oink Games)


SPIELGEFÜHL

Jetzt gibt es sie auch endlich bei Oink Games: Die Big Box! In dieser wird Make The Difference herausgegeben. Sie liegt trotzdem noch sehr gut in der Hand und passt auch prima in jede Handtasche. Auf diese Weise kann man das süße, kleine Spielchen jederzeit dabeihaben und als kleine Zwischenunterhaltung auf den Tisch bringen. Eine abendfüllende Geschichte ist das Spiel nämlich nicht. Zu zweit geht das Ganze auch locker in zehn Minuten. 

Ach, wie früher!

Bringt man das Spiel zum ersten Mal auf den Tisch, sind alle direkt in ihre Kindheit zurückversetzt und freuen sich, so eine Art Retro-Mechanik nochmal spielen zu dürfen. Der Vorteil: Man muss kaum erklären, was hier zu tun ist, denn es reicht zu sagen, dass das Spiel läuft wie diese „Finde den Fehler-Bilder“. Bei den meisten stößt man damit auf Freude, einige verdrehen sie Augen, da ihnen dieses Kunststück als Kind schon nicht gut gelungen ist.

Das findet Ihr nie!

Hat man seine Mitspielenden dann entsprechend abgeholt, kann es losgehen. Von den Ausgangsbildern kann man schon ganz schön geflasht sein und muss sich erstmal orientieren. 

Aber dann sieht man in den meisten Gesichtern der Mitspielenden ein kleines, fieses Grinsen – frei nach dem Motto: Das findet Ihr nie! 

Lustig ist, dass viele Mitspielende in unabhängigen Runden an den gleichen Stellen der Motive Änderungen einzeichnen – jeder will oberschlau sein. Wir haben doch in unserer Kindheit wohl alle ähnliche Erfahrungen gemacht und daraus entsprechend gelernt: Am schwierigsten zu finden sind doch die Linien, die sich „ganz natürlich“ zwischen anderen Linien einfinden. Eine Wiederholung einer vorhandenen Linie, ein vierter Kringel, wo schon drei andere sind oder eine Verlängerung an einer bestimmten Stelle, die nicht richtig geschlossen aussieht und die wir monk-mäßig schließen müssen.

Wo zum Teufel…?

Und das ist dann auch gar nicht so der falsche Weg, wenn man als ratende Person auf die Bilder schaut: Wo hätte ich denn die Unterschiede selbst eingezeichnet? Die Antwort auf diese Frage führt häufig zu schnellen Funden.

Aber sicherlich wird man danach sicherheitshalber systematisch vorgehen und Bereich für Bereich und Abschnitt für Abschnitt vergleichend abscannen und hat natürlich Pech, wenn man an der vermeintlich falschen Ecke oder Bildseite mit dem Abgleich beginnt – andere aber an der Seite, wo sich die Fehler tummeln.

Schön ist der Kniff, dass es auch Punkte für den Einmalenden gibt, je länger es dauert, dessen Einzeichnungen zu finden. Das ist schlüssig und gut vermittelbar. Dass dann nach Ende der Suchphase noch Extrapunkte warten, falls die nicht gefundenen Änderungen auch noch besonders lang sind, ist natürlich ein Lockmittel dafür, große Änderungen einzuzeichnen. Aber gerade die großen, geradezu frechen Änderungen findet dann am Ende niemand – das ist schon verrückt.

Zeit ist nicht gleich Zeit

Natürlich ist das Spiel im Wesentlichen ein Wettrennen – das sollte allen bewusst sein: Wenn die Sanduhr läuft, gilt es zu liefern. Diesen Zeitdruck mag nicht jede:r, aber es ist auch schön zu erleben, wie die Wahrnehmung der Zeit switcht, wenn die Rollen wechseln: 

Bin ich einer der Suchenden, wird mein Abscannen vermutlich immer ein wenig hektischer, wenn die anderen die Änderungen finden und nicht mehr viel übrig bleibt, um zu punkten. Die Sanduhr ist dann wirklich nicht mein Freund und man wird immer fahriger…

Ändere ich meine Rolle in dem Moment, wo meine Bilder ausgelegt werden, kann die Zeit gar nicht schnell genug verstreichen, da ich natürlich nicht möchte, dass meine Änderungen zu schnell gefunden werden. Und wie groß ist die Freude, wenn dann am Ende gerade meine längste Linie mitten im Bild nicht gefunden wurde, die doch eigentlich sofort ins Auge fallen müsste und mir nun doch noch drei Punkte einbringt. 

Zur Not hilft das Bügeleisen

Das Material ist wieder sehr schön gelungen, die beiliegenden Stifte haben exakt die richtigen Linienstärke. Die Sanduhr läuft einwandfrei und besonders reizend ist das beiliegende Mini-Lineal.

Einzig die Abdeckfolie macht ein wenig Kummer. Ich dachte, wir hätten vielleicht ein Montagsexemplar erwischt, aber es scheint bei nahezu allen Exemplaren so zu sein, dass die Folie nicht plan auf dem Bild aufliegt und sich biegt. Biegt sie sich nur ein wenig, helfen herabdrückende Fingerkuppen am Bildrand, die aber auch die Sicht versperren können.

Ich habe mir beholfen, indem ich die Folie durch ein Tuch gebügelt und somit leicht erhitzt und sie dann anschließend in die Gegenrichtung gebogen habe. Das hat gut geholfen. 

Ist natürlich schade, dass man bei dieser Materialschwäche erst nachhelfen muss, aber das macht mir die Freude am Spiel nicht kaputt. 

Folie, Sicht und Licht

Warum ist diese Plastikmatte überhaupt im Spiel? Sie ist wichtig, denn sonst würde man ggf. beim schräg-auf-das-veränderte-Blatt-Schauen erkennen können, wo die schwarze Linie noch frisch und damit dunkler ist. Ich finde es prima, dass man daran gedacht hat, denn auf diese Weise wird ggf. eine unschöne Mogelmöglichkeit ausgeglichen.

Ebenso sollte man die Blätter auch nie auf die Rückseite umdrehen, denn der Filzstift drückt durch und verrät auf diese Weise evtl. die Position der Veränderung.

Wichtig ist beim Spielen auch immer eine gute Lichtquelle. Am besten spielt man das Spiel tagsüber sowie in der Phase des Suchens im Stehen und alle von der gleichen Seite, so dass niemand das Bild über Kopf anschauen muss. 

Geübtere Spielende können aber ggf. auch freiwillig die Plätze einnehmen, aus denen die Motive schwerer einsehbar sind, um ihren Erfahrungsvorteil ein wenig auszugleichen.


Zusammenfassung

Make The Difference weckt Kindheitserinnerungen an die „Finde den Fehler-Bilder“. Die Spiel-Mechanik ist daher nicht innovativ, die Idee, diese in ein Spiel für mehrere Spielende zu packen allerdings schon. Das Spiel eignet sich daher sehr gut für alle, die an dieser Unterschiedssuche schon immer Spaß hatten sowie Kinder, die das gerade erst neu entdecken. 

Da das Spielprinzip bekannt ist, ist Make The Difference extrem zugänglich. Es ist schnell gespielt und eignet sich bestens für zwischendurch – für eine Partie ist immer Zeit. Das schöne und wertige Material und die lustigen Motive unterstützen zudem die locker-leichte Atmosphäre, die das Spiel auf den Tisch zaubert. 

  • Weckt Kindheitserinnerungen
  • Sehr zugänglich, da nahezu jeder das Grundprinzip kennt
  • Lustige Bildmotive
  • Plastikabdeckung muss ggf. nachgebogen werden
  • Nichts für Menschen, die das Spielprinzip nicht mögen
  • Schwierig ohne gute Lichtverhältnisse

Aus meiner Spielerperspektive: Make Ich mochte die Bildersuchspiele immer sehr gerne und habe mich daher über Make The Difference sehr gefreut, da man nun dieses Spielprinzip nicht mehr nur solitär, sondern in der Gruppe erfahren kann. Wenn hier alle gerne mitspielen, ist es ein tolles Kopf-an-Kopf-Rennen. Auch die Rolle des Zeichners gefällt mir gut, wenn ich den anderen dabei zusehe, wie sie meine Änderungen suchen. 

Persönlich würde ich mir noch eine Variante mit einer Keith-Haring-Lizenz wünschen – das würde optimal passen. 

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