Eigentlich sind Spiele dieser Art eher nicht mein Thema. Aber seit der Entdeckung von Root habe ich immer mal wieder ein Auge auf asymmetrische Spiele.
2107 A.D.: Menschliche Kolonisten auf Procyon III haben ein uraltes außerirdisches Artefakt ausgegraben.
Die Aethyn, eine außerirdische Fraktion, greifen die Verteidigungsanlagen der Siedlung an und versuchen, den uralten Terror zu stoppen, den die Menschen womöglich unwissentlich geweckt haben.
Ein Kommunikationsproblem und eine Menge Streß. Das zweite Projekt von Taverna Ludica in der Spieleschmiede ist ein Spiel von David Turzci. Derzeit kann es noch gut 23 Tage lang gefördert werden.
Und ich hatte die Gelegenheit es mir via Tabeltop Simulator vom Verlagsinhaber erklären zu lassen. Hier mein Eindruck vom Spiel.
Die Verteidigung von Procyon III
(Autoren: David Turzci / Grafik: Jose David Jakub Politzer / 1-4 Spieler / 14 Jahre / Dauer: 90-120 Minuten)
Ich muss direkt zu Beginn sagen, dass mich das Thema persönlich auf den ersten Blick nicht so richtig angesprochen hat. Menschen dringen auf die Oberfläche eines Planeten ein und stoßen auf ein Artefakt eines früheren Eindringlings (andere gefährliche Aliens). Vor lauter Angst, dass dieses Artekfakt den Angstgegner aus früheren Zeiten anlockt, greifen die Aethyn vom Nachbarplanenten die Menschen an. Wenn man dann in das Spiel einsteigt, fühlt man die thematische Dichte des Spiels. Dieses liegt auch an den unterschiedlich zu spielenden Fraktionen.
Beide Fraktionen bestehen aus einer Boden- wie auch einer Landeinheit, die von je einem Spieler gespielt wird, so dass wir eigentlich sogar vier verschiedene Fraktionen haben. Dabei spielen die je menschlichen wie auch Alienfraktionen kooperativ zusammen. Zumindest ist dieses extrem zielführend, um zu gewinnen.
Im Spielzentrum liegen zwei Spielpläne (links Orbit und rechts Planetenoberfläche). Die Planetenoberfläche ist in einen West-, Zentral- und einen Ostteil mit verschiedenen Gebieten aufgeteilt, wobei der Zentrale Teil sowohl West wie auch Ost zugeordnet werden kann. Die Aufteilung sieht man auch auf dem Planeten aus der Sicht des Orbits.
Vor den Spielern liegt zunächst einmal ein intensives Regelstudium von 24 Seiten +Fraktionen (englisch), um die einzelnen Fraktionen etc. kennenzulernen.
Die vier Fraktionen haben die folgenden Eigenschaften sowie unterschiedlichen Mechaniken (Dice-Placement | Dice-Pool-Management, Bagbuilding, Deck-Destruction, Programmierung und Kartenmangement), die zum Einsatz kommen. Das erinnert mich ein wenig an Root, wo sich jede Fraktion ebenfalls anders spielt, nur, dass wir hier auch noch in Teams kooperativ unterwegs sind:
Die einzelnen Fraktionen führen ihre Züge reihum durch: Schwarm (Bodentruppen der Aethyn) – Armada (Luftwaffe der Menschen) – Expedition (Bodentruppen der Menschen) – Former (Luftwaffe der Aethyn).
Mehr zu den einzelnen Fraktionen:
Hier ein paar Auszüge aus den Fähigkeiten der einzelnen Fraktionen.
Schwarm (Bodentruppen der Aethyn)
- Ziel: Überwältigen Sie die Menschen, aber schützen Sie Ihre Kaiserin! Die Kaiserin muss in die Stadt vordringen, um den Schutz des Artefaktes zu gewährleisten.
- Besonderheit: Aus den getöteten Menschen können neue Truppen erhoben werden.
- Wir ziehen vier Karten und wählen drei Karten aus. Mittels der Karten können entweder in einer abgebildeten Zone Angriffe ausgeführt oder Truppenverschiebungen durchgeführt werden. Alternativ kann der Kartentext als Aktion ausgeführt werden (Angriffe, eigene Truppen erheben etc.).
- Der Angriff wird mittels BagBuilding durchgeführt. Dabei werden Würfel aus dem Beutel gezogen.
- Mittlerer Glücksfaktor, Ressourcenzuteilung, BagBuilding, Mehrzweckkarten.
Armada (Luftwaffe der Menschen)
- Ziel: Einsatz massiver Feuerkraft und starker Schilde zur Unterstützung der Expedition. Dabei steht u.a. das Mutterschiff der Feinde im Zentrum des Interesses.
- Es werden zu bestimmten Zeitpunkten sechs Karten gezogen. Drei bleiben auf der Hand, drei wandern in das Kampfdeck.
Hierbei gibt es ein Dilemma zwischen Feuerstärke und Aktivierungsmöglichkeiten von eigenen Raumschiffen. - Die Karten haben dabei einen nachwirkenden Faktor (mittlerer Textteil), der als passiver Effekt für den kommenden Zug gilt, bis eine weitere abgelegt Karte diesen überdeckt.
- Es gibt drei verschiedene Raumschifftypen.
- Glücksfaktor mittel bis hoch, Rundenprogrammierung, Zufallsminderung, Ressourcenmanagement.
Expedition (Bodentruppen der Menschen)
- Vier Helden mit einzigartigen Fähigkeiten, plus eine Armee.
- Ziel: Überleben und Evakuieren von Wissenschaftlern, bis Hilfe eintrifft oder die Kaiserin zu besiegen.
- In meinem Zug kann ich einen Helden aktivieren. Ergänzend dazu Spezialfähigkeiten nutzen und Bewegungen oder Angriffe mit meinen Einheiten durchführen oder Gebäude aktivieren.
- Die Helden erhalten im Laufe des Spiels Wunden und werden schwächer.
- Trefferpunkte werden vom aktiven Spieler wie auch Gegner abwechselnd verteilt.
- Geringer Glücksfaktor, Deckzerstörung, Aktionspunkte.
Former (Luftwaffe der Aethyn)
- Ziel: Blockade der menschlichen Flotte (Armada). Unterstützung der Schwarmtruppen. Abfang der Wissenschaftler.
- Vier verschiedene Schiffstypen sind enthalten.
- Eine Steuerung erfolgt über Kommandokarten und Würfel.
- Zu Beginn wird ein neues Schiff gebaut. Dann wähle ich einen meiner Würfel aus (diese haben Aktivierungen oder Spezialfähigkeiten zur Auswahl). Dann wähle ich entsprechend meiner Wahl Gebiete aus, in denen ich Schiffe aktiviere. Durch bestimmte Schiffe kann ich Teile meiner Flotte schützen. Mittels Sporen versuche ich gegnerische Schiffe kampfunfähig zu machen.
- Geringer Glücksfaktor, Würfelpool-Management, Kartenauswahl, Handaufbau.
Die beiden menschlichen wie auch Alien-Fraktionen können sich gegenseitig zwischen Orbit und Planet unterstützen.
Das Spiel endet, wenn am Ende einer Runde eines der beiden Teams 42 Siegpunkte erreicht oder überschritten hat, spätestens aber nach der 10. Spielrunde.
Das Spiel selbst ist wie folgt spielbar:
1 – Solo
2 – zwei gegen das Spiel oder zwei spielen je zwei Fraktion
3 – zwei gegen einen
4 – zwie gegen zwei
Eindruck:
Wie schon Eingangs gesagt, das Thema ist speziell und wird nicht jeden ansprechen, aber einen intensiven Blick auf das Spiel (Sci-Fi-Euro-Wargame) lohnt sich aufgrund der Vielfalt an verschiedenen eingebauten Mechaniken.
Ein besonderes Spiel für eine besondere Zielgruppe. Vier Fraktionen, die sich komplett unterschiedlich spielen. Da bedarf es sicherlich einige Zeit, sich mit allem gut auszukennen. Sehr wahrscheinlich ist Die Verteidigung von Procyon III ein Spiel für eine feste Spielgruppe, die wie bei Root Lust hat, sich in die einzelnen Fraktionen einzuarbeiten.
Preislich ist das Spiel mit knapp 100 Euro sicherlich nicht ohne. Jedoch steckt neben der inhaltlichen Entwicklung von vier komplett unterschiedlich zu spielenden Fraktionen auch eine Menge Material im Spiel. Und wenn man es eh in einer festen Gruppe zusammenspielt, kann man sich den Preis auch aufteilen.
Für weitere Infos könnt ihr auf der Spieleschmiedeseite 4 Videos zu den jeweiligen Fraktionen sehen oder ihr lest bei Brett und Pad nach, wie die beiden ihre Partie empfunden haben.
Das Spiel kann hier getestet werden.
Material
Hier ist der Inhalt der Brettspielbox:
Kosten
Die Preise inkl. Transportkosten liegen bei:
- Standard: 99 Euro
- Miniaturen Upgrade: 109 Euro
Stretch Goals
Als Stretch Goals sind Erklärvideos vom Pott Gamer ausgerufen worden.
Ich hätte bei einem solchen Nischenspiel nie an eine deutsche Übersetzung geglaubt und war dann beim Kickstarter der englischen Ausgabe dabei. Da fände ich es gut, wenn Lokalisierungen bereits erwähnt werden würden. Wenn ich die Wahl hätte, ziehe ich deutsch vor.
Aber zum Spiel, ich denke auch, dass es ein recht einzigartiges Spielerlebnis wird. Daher wäre es natürlich zu wünschen, dass es auch in der Schmiede klappt für alle Interessenten.