Home Jahr 2021 REVIEW | Rezension Brettspiel Namaste

REVIEW | Rezension Brettspiel Namaste

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Namaste – mit dieser indischen Grußformel und Begriffen wie „Glückspunkte“, „Mieses Karma“, „Wahrheitsfeldern“ werden wir im neuen Roll & Write von moses. willkommen geheißen.

Roll & Writes gibt es derzeit viele. Sticht Namaste aus der Masse heraus?

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Namaste ist ein Roll & Write, bei dem es darum geht, Zeilen und Spalten mit Zahlen zu füllen und dafür Punkte zu erhalten. Wer eine Zeile oder Spalte zuerst füllt, erhält dafür die jeweilige volle Punktzahl, wer sie später füllt, erhält immer nur die Hälfte der Punktzahl.

Jede:r erhält zu Spielbeginn ein Spielblatt vom Block und einen Stift. Als aktive:r Spieler:in würfelt man immer mit dem türkisfarbenen Würfel und zusätzlich mit mindestens einem weiteren der drei weißen Würfel. Die Summe der gewürfelten Augenzahl muss immer auf dem eigenen Spielblatt eingetragen werden. In den Zeilen müssen dabei die Zahlen immer nach rechts aufsteigend eingetragen werden. In den Spalten müssen sie immer nach unten hin aufsteigen.

Die Würfel tragen die Werte 1/7 bis 6. Würfelt man 1/7, darf man frei wählen, ob der Würfel als 1 oder als 7 zählt. Die passiven Spieler:innen dürfen ebenfalls einen Wert auf ihrem Spielblatt notieren, aber immer nur die Summe der weißen Würfel.

Wer eine Zeile oder Spalte mit Zahlen komplett gefüllt hat, sagt das laut an und notiert die mittlerste Zahl der Zeile oder Spalte in einem zur Reihe gehörigen Wertungsfeld. Alle anderen markieren die Zeile oder Spalte nun, da sie ab jetzt bei Fertigstellung der Reihe nur noch die aufgerundete Hälfte des eigenen Wertes dort für sich notieren dürfen.

Kann man einen Wurf einmal nicht der Regel entsprechend in sein Raster eintragen, muss man den Wert des türkisfarbenen Würfels als Mieses Karma notieren. Dieses zählt bei Spielende als Minuspunkte. Das Spielende ist erreicht, wenn alle Felder im Raster beim einem Mitspielenden ausgefüllt sind oder alle vier Mieses Karma-Felder gefüllt wurden. Die Punkte in den Wertungsfeldern werden addiert, Mieses Karma abgezogen, wer nun die meisten Punkte erzielt, gewinnt Namaste.



AUTOR: Bernhard Lach, Uwe Rapp ■ GRAFIK/GESTALTUNG: Kreativbunker
VERLAG: moses. ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021

2-4 Spieler

ab 8 Jahren

ca. 20 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Was haben wir denn da?

Namaste ist eines der vielen Roll & Writes, die derzeit auf den Markt kommen. Alle machen ein Wenig anders, haben Ihre Besonderheit und das Thema ist ziemlich übergestülpt. Bei Namaste wollen wir nun also „Glückspunkte“ und „gutes Karma“ erreichen, aber das bleibt uns beim Spielen doch eigentlich ziemlich egal. Die Farbgebung des Spiels ist hübsch und typisch moses., allerdings kein bisschen indisch. Der eingezeichnete Buddha und die in den Wertungskästchen enthaltenen Symbole sollen zwar der thematischen Einbettung dienen, es gelingt ihnen aber nur wenig. 

Erstmal in dem ganzen Karma zurecht finden…

Was wir wollen und sollen, ist doch eigentlich nur Zahlen in ein Raster eintragen, das am Anfang ziemlich unübersichtlich erscheint und bei Spieleinstieg die meisten eher verwirrt als hilft. Eigentlich ist am Anfang oder Ende jeder Zeile und jeder Spalte ein Pfeil, der den dazugehörigen Wertungskasten anzeigt, dennoch erschließt sich das nicht auf den ersten Blick. Nach ein, zwei Partien, findet man sich gut zurecht.  Bis dahin muss man erstmal kommen, denn die erste Partie könnte bei Namaste ein echter Killer sein…

Und dann sind da noch diese ganzen Zahlen!

Hat man sich nämlich optisch ein wenig orientiert, folgt dann beim Spielen der ersten Partie eine sehr hohe Lernkurve, die überwunden werden muss! Man hat halt noch so gar keine Ahnung, wo welche Zahl Sinn macht. Bezeichnend ist daher die Anfangsfrage mit jedem neuen Mitspielenden: „Welche Zahl kann man doch gleich maximal erreichen?“ Von 2 bis 28 ist hier alles möglich – das ist im wahrsten Sinne des Wortes unser Spielraum.

Die hohe Lernkurve zeigt sich dann auch in der zu erreichenden Punktzahl bei der Endwertung. Da startet man als blutige:r Anfänger:in auch schonmal knapp vor dem Minus.

Wenn man dann den Durchblick hat läufts!

Wen das alles nicht abgeschreckt hat und dann direkt in die zweite Partie startet, der wird sich langsam zurecht finden und seinen Spaß finden. Dieser besteht in der Knobelei, wo welche Zahl am meisten Sinn macht. Hier kann auch mal ein bisschen gezockt werden! 

Wer aber einmal raus hat, wie die Zahlen am besten positioniert werden sollten, muss dann halt nur noch die Glückselemente managen. Diese sind dann der Unterschied in jeder Partie – sonst läuft alles ziemlich ähnlich ab. Optimieren muss man seine Skills bei diesem Spiel nach der vierten, fünften Partie nicht mehr. Als Begleiter bei einem Kaffee oder einem Glas Wein zu Feierabend geht aber immer eine Partie!

Diskussionsvermeidung

Wichtig ist es, dass man immer genau im Blick hat, wann man eine Reihe gefüllt hat. Diese Übersicht geht manchmal verloren und dann gibt es ggf. Diskussionen am Spieltisch. „Wann hast Du die Reihe denn nun voll gemacht?“ „Das war schon vorletzte Runde oder so!“ „Na toll, dann krieg ich ja jetzt nur noch die Hälfte…“

Was ändert sich mit der Spielerzahl?

Mit unterschiedlicher Spielerzahl ändert sich die Verfügbarkeit unterschiedlicher Werte – mehr Spieler, mehr Auswahl. Als passive Spieler müssen wir keinen Wert eintragen und können dann auch schonmal auf Unpassendes verzichten.

Im Spiel zu Zweit muss man allerdings gut abwägen, wie häufig man verzichtet. Denn beim Wettlauf um das Abschließen von Reihen sollte man nicht auf zu viele Einträge verzichten, sonst wird das nichts.

Zu Zweit ist die Punktzahl bei Spielende auch oft recht nah beieinander. Die zuerst abgeschlossenen Reihen halten sich eher die Waage als im Spiel mit mehr Spieler:innen. Da sollte man schonmal den Blick auf den Zettel der Mitspieler:innen werfen und schauen, welche Reihe sich lohnen würde schnell zu vollenden, weil die anderen noch nicht so weit sind. Nur so kann man ggf. hohe Punktzahlen abstauben. In größerer Runde liegen bei Spielende die Werte daher auch eher mal auseinander.

Schöner Variabilitäts-Kniff

Grundsätzlich erinnert die Regel der aufsteigenden Reihen ein wenig an Qwinto, aber die Punktwertung ist dann ja doch wieder anders. Mehr Variabilität gewinnt Namaste auch durch den Würfel mit der 1/7. Hier ergibt sich Spielraum, der gerne genutzt wird und dem Spiel etwas Besonderes gibt.


Zusammenfassung

Namste ist ein typischer Vertreter der Roll & Write-Spiele. Es macht ein paar Dinge anders als Qwinto und Co., erfindet die Würfelwelt aber nicht neu: Zahlen müssen aufsteigend in ein Raster eingetragen werden und wer am schnellsten eine Reihe füllt, erhält mehr Punkte als andere. Auf diese Weise mischt auch ein Wettlaufmechanismus mit.

Wer von Roll & Write-Spielen dieser Art nicht genug bekommen kann, darf sich gerne an Namaste versuchen. Es ist ein solider Unterhalter und kann auch als Absacker dienen. Auf Dauer wird es vermutlich aber nicht tragen, da es wenig besonders oder anders macht. 

  • Bietet in den ersten Partien eine hohe Lernkurve und Entwicklungspotential
  • Ansprechendes Design, aber wenig thematisch

  • Macht wenig so richtig neu
  • Hat man den Dreh nach einigen Partien raus, dann ist der Wiederspielreiz nicht mehr sehr hoch

Aus meiner Spielerperspektive: Namaste ist ein solider Vertreter der Gattung Roll & Write. Ich freue mich da immer noch über Neues, denn Abwechslung tut gut. Namaste habe ich in einem Kurzurlaub dann auch sehr häufig und gerne gespielt. Allerdings hält der Spielreiz nicht allzu lange an und ich weiß ehrlich nicht, ob die Erinnerung an Namaste die nächsten zwei, drei Neuerscheinungen überstehen wird.

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