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REVIEW | Rezension Brettspiel Moorland

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Brettspielbox Brettspiele

„Wiedervernässung“, „nasse Landbewirtschaftung“ und „Paludikultur“ waren Worte, die ich bisher nicht kannte – bis ich die Hintergrundinformationen zu Moorland gelesen habe. Jetzt weiß ich mehr über das empfindliche Ökosystem Moor – ich sags ja immer wieder: Brettspielen bildet! 

Mit dem Kauf des Spiels trägt jeder auch ein wenig zu internationalen Naturschutzprojekten bei, da Deep Print Games mit dem Global Nature Fund zusammenarbeitet.

Auch wir tragen in jeder Partie dieses Spiels dazu bei, dass die Moore erhalten bleiben. Wie das funktioniert, lest Ihr im Folgenden. 

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

In Moorland haben wir die Aufgabe, ein Moor zu renaturieren und ein optimales Ökosystem zu schaffen. Das Moor entsteht auf den vier Moorplänen vor uns, die wir nach Vorgabe der Wasserkarten in jeder Partie neu zusammensetzen.

In jeder Runde nehmen wir eine der ausliegenden Moorkarten und legen diese an unser Tableau. Dort sind zwei Slots. Spätestens, wenn wir die dritte Karte gezogen haben (also in Runde drei), müssen wir in unserem Spielzug eine Moorkarte in unserem Moor anlegen, da wir maximal zwei Karten mit in die nächste Runde nehmen dürfen. 

Um eine Karte zu platzieren, müssen sich mindestens die auf der Karte abgebildeten Pflanzen als Pflanzenmarker auf dem jeweiligen Feld meines Moorplans befinden. Pflanzenmarker dürfen wir auch in jedem Spielzug platzieren, aber nur die, die auf der jeweiligen Rundenkarte abgebildet sind. Dies sind immer zwei von insgesamt vier verfügbaren. Man darf immer so viele Pflanzenmarker nehmen, wie das Zielfeld erlaubt – ein bis drei sind möglich. 

Schließlich darf man Moorkarten auf dem Moorplan einsetzen. 

Die Pflanzenmarker, die dort vorher lagen, müssen je nach Zeichen auf der Karte entweder in den Vorrat zurückgelegt werden, verwurzeln auf der Karte oder können weitergeschwemmt werden. 

Das Schwemmen ist ein wichtiger Baustein im Spiel, denn auf diese Weise gelangen Pflanzenmarker wieder auf andere Felder und beschaffen uns somit die „Baustoffe“ für das Auslegen weiterer Karten, auf die man sonst lange „hinsparen“ müsste. Falls es aber kein Feld gibt, auf das der Wasserlauf Pflanzenmarker schwemmen kann, kommen diese als Minuspunkte auf unser Tableau.

Falls man keine Moorkarte passend legen kann oder möchte, kann jede Karte auch mit ihrer Rückseite gespielt werden, die eine Kreuzung zeigt. Auch für das Legen einer solchen Karte muss ein Pflanzenmarker als Minuspunkt auf das Tableau gelegt werden.

Bei Spielende gibt es Punkte für folgende Kategorien:

  • für verwurzelte Pflanzen
  • für Artenvielfalt der auf den Karten ebenfalls abgebildeten Tierarten
  • für Paare aus diesen Tieren
  • für die meisten Wasserläufer, die sich auf den Wasserwegen auf unseren Karten tummeln
  • für jede Karte unseres längsten Wasserlaufs
  • für Wassermarker, die wir erhalten, wenn wir die ersten sind, die ein Feld auf unserem Moorplan belegen
  • Minuspunkte für auf dem Tableau abgelegten Pflanzenmarkern.

Wer schließlich die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Moorland.



AUTOR: Steffen Bogen ■ ARTWORK: Annika Heller
VERLAG: Deep Print Games ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2023

spieler

1-4 Spieler

alter

ab 10 Jahren

zeit

ca. 45-60 Minuten

Spielregeln (Download Deutsch)


SPIELGEFÜHL

Wärme tut Mooren nicht wirklich gut, aber mit Moorland müssen die meisten erstmal „warm werden“. In allen Partien durfte ich feststellen, dass manche sehr gut in die für Moorland notwendige Denkweise hineinkommen und andere sich schwertun. Ich selbst habe auch zwei Partien benötigt, um hier richtig zu planen. Denn durchdachte Planung ist notwendig, um bei Moorland erfolgreich zu sein…

Planung findet bei Moorland auf unterschiedlichen Ebenen statt:

  • Zum einen plane ich meine Wasserwege. Dies ist nicht nur wichtig, um für den längsten Wasserweg bei Spielende zu punkten, sondern auch für das Weiterschwemmen meiner Pflanzenmarker. Schneide ich mir einen Weg ab, dann ist sprichwörtlich „Ende im Gelände“ und ich komme bei der Beförderung nicht weiter.
  • Zum anderen plane ich die Pflanzenmarker auf den Erdabschnitten passend zu den auf den Moorkarten verlangten Pflanzen. Dies ist im seltensten Fall einfach und fliegt einem passend zu. Um schnell eine Moorkarte und einen Erdabschnitt passend zueinander zu präparieren, benötigt man nämlich immer auch die durch die Pflanzenkarte angezeigten verfügbaren Pflanzen – auch das passt nur selten wie gewünscht.
  • Zum anderen will das Schwemmen gut überlegt sein. Wohin kann ich über meinen Wasserweg überhaupt schwemmen? Habe ich bereits Moorkarten bei mir liegen, die ähnliche Pflanzenmarker benötigen? Dann habe ich schnell ein passendes Ziel. Habe ich gerade keine Moorkarte bei mir liegen, schwemmt man schonmal ins „Unbekannte“ und dann wird es später schwierig, die passenden Karten zu den Pflanzenmarkern zu bekommen.
  • Und dann gibt es ja noch die Tiere und die Wasserläufer, deren Anzahl ich im Vergleich mit meinen Mitspielenden immer ein wenig im Auge haben sollte….

Erstmal reinkommen

Moorland ist nicht mal so schnell weggespielt. Und da es am Anfang auch ein bisschen anstrengend geraten kann, sich in die Denkmuster hineinzugeben, ist es auch manchmal etwas spröde und nicht zwingend ein Spiel, das Herzen im Sturm erobert. Dennoch kommt es gut an und die meisten sind nach einer Partie einer weiteren nicht abgeneigt, da sie „jetzt das Prinzip verstanden haben“ und „in der nächsten Partie vieles besser machen würden“. 

Stimmig

Optik und Material des Spiels sind ebenfalls kein Mainstream. Moorland kommt mit recht gedeckten Farben daher und die ein wenig an Dali erinnernde Moorlandschaft auf dem dunklen Cover ist nicht jedermanns Sache. Die Farbgebung und die gesamte Gestaltung des Spiels bilden aber den thematisch passenden Rahmen, zu dem, was wir dort tun. 

Dass sich das Team hinter dem Spiel sehr mit der Thematik auseinandergesetzt hat, kann man deutlich spüren. Daher wird das Spiel von den meisten auch als sehr thematisch und stimmig empfunden und – auch wenn es sich wieder mal um ein Naturthema handelt – als mal „was Neues“. 

Wenn Pläne wegschwemmen

Aufregend ist Moorland selten – aber auf jeden Fall immer, wenn mir jemand Mitspielendes genau die Karte aus der Auslage vor der Nase wegschnappt, die ich mir gerade ausgesucht hatte. Dann kocht die Stimmung schonmal hoch. Um direkt wieder abzutauchen in die nächste Grübelphase, in der Plan B erdacht wird. Plan B oder gar besser auch C in der Tasche zu haben, ist hier nicht verkehrt. Daher ist Moorland in großer Runde auch anfällig für Analyse-Paralyse und kann streckenweise Downtime entwickeln. Zu Zweit oder Dritt spielt es sich meines Erachtens angenehmer – ob das daran liegt, dass man weniger Karten in der Auslage sieht, die einem vor der Nase weggeschnappt werden? Ich weiß es nicht.

Grundsätzlich ähnelt die Stimmung im Spiel aber der wichtigsten Tätigkeit – dem Schwemmen. Wir wabern und plätschern alle ein wenig auf unseren eigenen Tableaus vor uns hin. Interaktion kommt nur bei dem Nehmen der Moorplättchen und dem Wegnehmen der Tropfen auf den Wasserkarten auf. Dass ich bewusst anderen Karten aus der Auslage wegnehme wird eher selten passieren und nur nach einigen Partien und einer gewissen Routine.

Worauf es ankommt

Bei Spielende kann es dann ggf. noch Minuspunkte regnen. Haben wir im Laufe des Spiels eine Menge Pflanzenmarker vor uns her gespült und sammelt sich alles auf den letzten freien Feldern, schwimmt man im Überfluss und weiß gar nicht wohin mit all dem Zeug. Wohl dem, der dann noch die freien Verwurzelungsfelder auf den Anfangsfeldern des Moores übrig hat, um dort noch Pflanzenmarker unterzubringen. 

Ist man da bereits am Limit angekommen, müssen restliche Pflanzenmarker als Minuspunkte auf unser Tableau wandern. Dort zu viele Minuspunkte zu haben, kann schonmal den Sieg kosten. 

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es ebenfalls wichtig ist, einen ordentlich langen Wasserlauf zu legen und auch bei den verwurzelten Pflanzen am besten bei 10+ zu liegen, wenn man um den Sieg mitspielen möchte. Nicht zuletzt die Mehrheit bei den Wasserläufern kann bei der Schlusswertung das Zünglein an der Waage sein.

Beherzigt das!

Und ein wichtiger Tipp noch auf den Weg: Es ist nicht schlimm, eine Karte mit ihrer Rückseite als Kreuzung zu legen. Es eröffnet meistens neue Wege und neue Chancen (für einen längeren Wasserweg) und ist mit einem Minuspunkt, den man im Zweifel dafür zahlen muss, ein absolut erschwinglicher Befreiungsschlag aus häufig scheinbar ausweglosen Situationen.

Aber – und das ist auch noch wichtig zu erwähnen: Es gibt nicht nur verfahrene Situationen im Spiel. Manchmal, wenn man gut geplant hat und das Glück ein wenig nachhilft, kommt es auch zu Kettenzügen, in denen man drei Moorkarten in einem Spielzug einsetzen und sinnvoll verarbeiten kann. Das sind leider nur selten mögliche Hochphasen, die aber ebenso passieren können. 

Wer also gut plant, wird belohnt – aber dafür muss man Moorland genauer kennenlernen und ein wenig üben.


Zusammenfassung

Moorland ist ein Kennerspiel, das Planung gleich auf mehreren Ebenen von den Spielenden verlangt. Diese Denkweise liegt nicht jedem und die meisten müssen erst in das Spiel hineinkommen, um darin gut oder besser zu werden. Denen, die das gut können, stellt Moorland eine knackige Denksportaufgabe und bettet diese stimmig und optisch schön gestaltet in das Thema der Renaturierung einer Moorlandschaft ein.

Bei Moorland spielt das richtige Timing eine wichtige Rolle: Manchmal hakt es an den richtigen Karten und durch Frustmomente können dadurch entstehen, dass uns passende Karten vor der Nase weggeschnappt werden. Ebenso sind aber auch Kettenreaktionen möglich, die aber seltene Highlights im Spiel sind.

Auf Moorland muss man sich ein wenig einlassen – es ist kein Snack, aber Fast Food will Deep Print Games auch sicher keines produzieren.

  • Vielschichtige Herausforderung und Denksportaufgabe mit sehr gutem Regelwerk
  • Stimmige und schöne Gestaltung, die das Thema plastisch werden lässt
  • Tolle Spielübersicht, die auf einer Karte alles Wichtige zusammenfasst
  • Spielmechanismus muss in der ersten Partie erst einmal erfahren und verinnerlicht werden 
  • In voller Runde sehr Downtime-anfällig
  • Kann bei Kartenpech für ordentlich Frustmomente und deutliche Punktunterschiede bei Spielende sorgen

Aus meiner Spielerperspektive: Auch bei mir hat Moorland in der ersten Partie nicht zu Liebe auf den ersten Blick geführt. Der Spielmechanismus ist thematisch passend und auch von der Konzeption her auf jeden Fall zu würdigen, aber er ist meines Erachtens nicht intuitiv. Das führt bei mir dazu, dass ich das Spiel manchmal als anstrengend und etwas spröde empfinde. Daher wäre es nicht immer meine erste Wahl am Spielregal. 

Wenn ich allerdings eine Runde beisammenhabe, in der keine Extremgrübler am Tisch sitzen und in der ein thematisch gut eingebettetes Kennerspiel auf den Tisch kommen sollte, passt Moorland sehr gut. 

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