Freitag, Dezember 5, 2025
StartJahr2025Mino Dice - REVIEW | Rezension Brettspiel

Mino Dice – REVIEW | Rezension Brettspiel

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Mino Dice ist ein Würfel-Stichspiel – ja, das lässt einen erstmal stutzen. 

Wie jetzt? Würfel statt Karten? Ja, genau. 

Und dann noch Stiche ansagen, wenn ich doch gar nicht weiß, was ich da würfeln werde? Ja, genau. 

Spätestens ab diesem Zeitpunkt sollte man sich darüber klar werden, dass wir es hier mit einer unberechenbaren Angelegenheit zu tun bekommen und strategische Vorhaben mal gleich ad acta legen können. Also: Einfach mal locker machen und sich einlassen auf diesen wilden Ritt durch alle erdenklichen Emotionen…

Carina


Mino Dice ist ein Würfel-Stichspiel für bis zu sechs Personen. Alle erhalten einen Sichtschirm, in dem innen die Verteilung der Aufdrucke auf den Würfeln und das Wertungsgefüge sehr hilfreich und verständlich abgebildet ist. Das Spiel läuft je nach Anzahl der mitspielenden Personen über 6, 7 oder 8 Runden. Wir spielen – sehr verwandt zu Skull King oder Wizard – in der ersten Runde über einen Stich, die zweite Runde über zwei Stiche und so weiter. Anlalog zu den Kartenspielen bekommen wir in der ersten Runde einen Würfel, in der zweiten Runde zwei Würfel, in der dritten Runde drei usw. und legen diesen zunächst verdeckt hinter unseren Sichtschutz. 

Bevor es losgeht, kommt ein bekanntes Element ins Spiel: Wir müssen vorhersagen, wie viele Stiche wir bekommen werden. Bei Skull King streckten wir noch unsere Hand aus und riefen „YO-HO-HO“ – hier rufen wir natürlich alle „MI-NO-TAU-RUS“ und strecken bei der letzten Silbe so viele Finger in die Luft, wie wir denken, dass wir Stiche bekommen werden. Diese Vorhersage wird auf dem Wertungsblock notiert. 

Wer beginnt, würfelt seinen ersten Würfel, spielt damit auf und die anderen der Reihe nach ebenso. Grundsätzlich muss dabei die Würfelfarbe bedient werden. 

Es gibt unterschiedliche Würfel: Würfel mit Zahlenwerten oder Würfel mit Symbolen. Die Symbolwürfel schlagen grundsätzlich die Zahlenwürfel, es sei denn, mit ihnen wird eine Fahne gewürfelt. Bei den Zahlenwürfeln ist der gewürfelte Zahlenwert entscheidend. Hier gilt der höchste Wert als Gewinner des Stichs, wobei die Farbe gleichgültig ist und sofern keine höherwertigen Symbolwürfel beteiligt sind. Es gilt zwar Bedienzwang für die ausgespielte Farbe eines Zahlenwürfels, aber diese werden auch gestochen, sofern sie nicht mit einem gleichfarbigen Würfel bedient werden können und dieser Würfel einen höheren Zahlenwert aufweist. 

Es gibt insgesamt vier Zahlenwürfel:

  • 8x den grauen Würfel mit einer 7, zweimal dem Wert 1 und drei Fahnen.
  • 8x den lila Würfel mit zweimal dem Wert 1, zweimal dem Wert 2 und zweimal dem Wert 3.
  • 7x den gelben Würfel mit zweimal dem Wert 3, zweimal dem Wert 4 und zweimal dem Wert 5.
  • 7x den roten Würfel mit zweimal dem Wert 5, zweimal dem Wert 6 und zweimal dem Wert 7.

Es gibt zudem drei Symbolwürfel:

  • 2x den blauen Meerjungfrau-Würfel mit viermal dem Meerjungfrau-Symbol und zweimal der Fahne.
  • 3x den grünen Greif-Würfel mit viermal dem Greif-Symbol und zweimal der Fahne.
  • 1x den braunen Minotaurus-Würfel mit viermal dem Minotaurus-Symbol, zweimal der Fahne.

Als Besonderheit ist zu beachten (vergleichbar Skull King): Der Greif schlägt die Farbwürfel und die Meerjungfrau, der Minotaurus ist der höchste Würfel und schlägt alle – außer die Meerjungfrau, denn die schlägt die Farbwürfel und sogar den Minotaurus. 

Wer seine Stiche richtig angesagt hat, erhält je Stich 20 Punkte. Bei fehlenden Stichen zu der angesagten Anzahl oder falls man zu viele erhalten hat, gibt es für jeden Stich 10 Punkte Abzug. Sage ich null Stiche an und ich halte dies ein, bekomme ich die Punktzahl der Runde mal 10. Schaffe ich das nicht, erhalte ich ebenso viele Minuspunkte. Am Ende der gespielten Runden gewinnt die Person mit den meisten Punkten die Partie Mino Dice.

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu IELLO)


Mino Dice ist eine neue Ausgabe des Skull King-Würfelspiels von 2016. Und die Verwandtschaft mit Skull King ist nicht von der Hand zu weisen. Auch die Ähnlichkeit zu Wizard hilft ggf. dabei, die Regeln von Mino Dice zu verstehen. Oder zu erklären. Denn das ist die größte Herausforderung bei diesem Spiel: Es zu erklären. 

Die Schwierigkeit liegt nicht im Regelwerk selbst, denn das ist gut verständlich. Sie liegt in den Abweichungen von üblichen Stichspielregeln sowie in der Art der Wertung. Das Vermitteln der Regeln ist anfangs eine Herausforderung. Hier ist es dann sogar am besten, man fängt einfach mal an und spätestens in der dritten Runde ist das Spiel dann verstanden … und macht allen verblüffend viel Spaß.

Worin bestehen die Abweichungen? 

Zum einen muss man Würfelfarben mit den Zahlenwürfeln bedienen, kann man das aber nicht, spielt man einfach einen anderen Würfel und kann mit diesem auch den Stich erhalten, wenn ich einen höheren Wert erwürfle. Es ist nicht intuitiv, dass höhere Werte bei den Farbwürfeln „stechen“ und damit den Stich erobern können, auch, wenn man die Ausgangsfarbe nicht bedient. Seltsam, ist aber so. 
Ebenso muss erst verstanden werden, dass nicht nur die Zahlenwürfel Fahnen auf ihren Würfelseiten abgebildet haben, sondern auch die Symbolwürfel und diese somit nicht selbstverständlich mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Stichgewinn führen werden. Klar denkt man, dass man mit dem Minotaurus einen Stich holt – aber dann würfelt man damit eine Fahne und nichts ist es mit dem angesagten Stich. Und dass diese vermeintlich starken Würfel nachher Nieten werden, kommt sogar sehr häufig vor. 

Im Gegenzug geht man nicht zwingend davon aus, dass ein schwacher grauer Würfel zu Erfolgen führen wird, doch wie häufig habe ich schon uneingeplante Stichgewinne mit einer grauen 7 erlebt! Mit Würfeln ist eben alles möglich und das Erreichen der angesagten Stichzahl wird daher hier noch mehr gefeiert als bei den bekannten Karten-Stichspielen.

Wertungskniffe mit Spannungskurve

Weitere Würze kommt noch über den Wertungsmechanismus ins Spiel. Der ist ähnlich wie bei den bereits genannten, bekannten Kartenspielen. Für richtig angesagte Stiche erhält man jeweils 20 Punkte. Bei überzähligen oder fehlenden Stichen gibt es für jeden Stich 10 Punkte Abzug. 
Aber es noch eine Besonderheit: Sage ich null Stiche an und dies trifft auch ein, erhalte ich die Punktzahl der Runde mal 10 – in der 5. Runde also 50 Punkte. Schaffe ich das aber nicht, erhalte ich 50 Minuspunkte. Ein toller Gambling-Effekt, der in der letzten, achten Runde sehr spannend wirken und stimmungsgeladene Auswirkungen auf die Runde haben kann. Schafft man in der 8. Runde 80 Punkte, kann man noch vom Loser zum Sieger aufsteigen! Ein sagenhafter Triumpf!

Dass es auch noch Extra-Punkte gibt, wenn der Minotaurus in einem Stich einen Greif besiegt oder die Meerjungfrau den Minotaurus, kam in unseren Partien so gut wie nie zum Tragen. Die Zusatzpunkte erhält man schließlich nur, wenn man auch seine angesagte Stichzahl erhält und da muss schon sehr viel Glück zusammenkommen, dass man beides schafft. 

Kleiner Tipp: Da auch das Notieren und Nachhalten der Punktewertung gelernt werden muss, hilft es, wenn eine erfahrene Person die Verwaltung des Wertungsblocks übernimmt. Wem die Wertung zu kompliziert ist, bietet die Spielregel am Ende eine unkompliziertere Wertungsvariante.

MI-NO-TAU-RUS

Ein wirkliches Thema hat Mino Dice nicht. Was das Skelett mit der Meerjungfrau, der Mumie und Jack mit der Laterne zu tun hat, erschließt sich nur durch den Original-Titel „Mythical Dice“. Aber das Thema ist hier auch völlig egal. Der Minotaurus spielt nur in der Phase eine Rolle, in der wir unsere Stiche ansagen, unsere Fäuste in die Tischmitte recken und völlig irrsinnig „MI-NO-TAU-RUS“ skandieren. Fühlt sich in der ersten Runde noch völlig bescheuert an, legt sich aber mit der Zeit…

Unsere Sichtschirme sind schön gestaltet, aber nicht nur schön, sondern auch äußerst praktisch. Sie lassen sich nicht nur sehr gut zusammenstecken, sie enthalten auch nahezu alle Regeln des Spiels in übersichtlich aufbereiteter Form, so dass man sich während der Partien sehr gut daran orientieren kann. 

Auch der Wertungsblock ist hilfreich gestaltet und beinhaltet eine genaue Anleitung für die Auswertung der angesagten Stiche. 

Das Einzige, was ich echt ärgerlich finde, ist der extrem zu klein geratene Sack für die Würfel. Es passen gerade die Würfel hinein, nur leider keine Durchschnittshand dazu, die sich Würfel herausfischen möchte. Wie sagte eine Mitspielerin so schön: „Da kriegst du ja Klaustrophobie in dem Sack, der geht höchstens als Handpuppe.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • Lustige Wizard- und Skull King-Variante mit Würfeln
  • •            Unglaubliche Wendungen sind möglich – Emotionen am Tisch sind garantiert
  • •            Wertungskniffe bieten spannende Möglichkeiten
  • Viel zu kleiner Sack
  • •            Regelwerk weicht teilweise von bekannten Stichspielregeln ab und ist daher recht komplex und anfangs eine echte Hürde
  • •            Wertungsmechanismus will erstmal gelernt sein

Mino Dice ist zwar ein Stich-, aber halt eben auch ein Würfelspiel. Und Würfel fallen, wie sie wollen. Das Spiel lässt einen durch die Gestaltung der Würfel aber auch taktische Möglichkeiten, mit denen man arbeiten kann. Aber hey, seien wir ehrlich: Hier regiert das Glück (oder Pech) und da kann man noch so taktisch spielen – die Würfelwürfe gehen einfach manchmal in die Hose, darauf muss man sich in diesem Spiel einlassen können. Wer so etwas nicht mag, wird Mino Dice viel zu beliebig finden.

Und natürlich kochen bei Mino Dice die Emotionen hoch. Es brodelt am Tisch, wenn angesagte Würfelergebnisse tatsächlich erwürfelt werden und Unmögliches möglich gemacht wird. Oder eben andersherum. Wer also ein unterhaltsames Würfelspiel für große Runden mit ordentlich Potential für Schadenfreude, unglaubliche Wendungen und Platz für Trash Talk haben möchte: Greift zu und habt Spaß!

AUTOR: Manfred Reindl
ARTIST: Wanjin Gill
VERLAG:
IELLO
ERSCHEINUNGSJAHR: 2025

3-6 Spielende

8 Jahre

30 Min.

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