Würfeladaption – so muss man es machen
Um es vorwegzunehmen: mein zweites Highlight auf dem Pressevent von Pegasus war Istanbul – Das Würfelspiel.
Istanbul gehört zu meinen Lieblingsspielen. Ich mag es auch in den Ausprägungen mit seinen beiden Erweiterungen Mokka & Bakschisch und Brief & Siegel. Von daher konnte ich mir einfach nicht vorstellen, wie man aus diesem Spiel noch eine Würfelspieladaption machen konnte. Leider haben wir in der jüngeren Vergangenheit zu viele Adaptionen eines bestehenden Mechanismus erlebt.
Also jetzt auch noch Istanbul.
Und dann spiele ich das Spiel mit 0 Erwartungen und es fühlt sich richtig gut an. Wow!
Das Spiel
Anstatt der Karten, die man mit dem Kaufmann und seinen Gehilfen besuchen muss, liegt in der Mitte ein zentrales Tauschbrett. Hier werden Rubine im Tausch mit Ressourcen, Geld sowie das Sammeln einer bestimmten Anzahl von Boni- (Moschee-)plättchen angeboten. Von diesen muss man zum Sieg 5-6 (je nach Spieleranzahl) einsammeln.
Über die Basarkärtchen bekommt der aktive Spieler Ressourcen. Über viele Karten profitieren auch die anderen Spieler mit Abstrichen.
Während die Karten nur einen einmaligen Bonus bringen, wirken die Moscheeplättchen, die man über Würfel bzw. Ressourcenplättchen erwerben kann, einen dauerhaften Effekt (z.B. zusätzlicher Würfel, Ertrag, Ressourcenplättchen etc.), der zu Beginn des Zuges genommen wird.
Sobald ein Spieler die entsprechende Rubinanzahl eingetauscht hat, endet das Spiel sofort.
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Autor: Rüdiger Dorn • Grafiker: Andreas Resch • Verlag: Pegasus • Jahr: 2017
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Material
In der BRETTSPIELBOX befinden sich: 1 Spielplan, 24 Moscheeplättchen, 31 Rubine, 33 Basarkarten, 42 Warenplättchen (je 8x grün, gelb, rot, blau, 10x braun), 36 Münzen (3 x10, 6 x5, 27x 1 Lira), 12 Kristalle, 4 Aktionsübersichten, 9 Würfel „Gehilfen“, 2 Aktionsübersichten
Sehr schönes Material. Einzig die Spielhilfen wären mit etwas dickerer Pappe noch schicker gewesen.
Einstieg
Gut gemachte Einleitung. Man ist relativ schnell im Spiel (auch durch die kurze Aufbauzeit). Mittels der Aktionsübersicht übersteht man die ersten Partien ohne großartig in die Anleitung zu sehen.
Spielgefühl
Tja, mit dem großen Istanbul hat das Würfelspiel dann tatsächlich nicht mehr viel gemeinsam. Außer der thematischen Ausgestaltung mit Tauschbasar, Rubinen und Ressourcenplättchen ist hier ein eigenständiges Spiel entstanden. Und diese Eigenständigkeit ist auch gut so.
Istanbul – Das Würfelspiel spielt sich richtig fluffig. Es ist schnell erklärt, schnell gespielt und eignet sich für eine Partie mal so zwischendurch.
Wie bei den meisten Würfelspielen ist ein gewisser Glücksfaktor im Spiel. Aber zum einen hat man durch die Funktion des Kristalls die Möglichkeit alle (oder einige) Würfel erneut zu schwingen, zum anderen kann man mit jedem Ergebnis irgendwie etwas anfangen. Aber das Glück des ein oder anderen Wurfs kann schon das Zünglein an der Waage sein. Führt aber dementsprechend auch zu gewissen Emotionen am Spieltisch.
Durch den Einsatz der Basarkarten, die recht häufig im Spiel genommen werden, sind auch alle Spieler permanent am Spielgeschehen beteiligt. Abgesehen davon, dass das Würfeln inkl. Aktionsentscheidung relativ wenig Zeit in Anspruch nimmt, kommt dadurch keine Downtime auf.
Endloses Horten von Ressourcenplättchen kann übrigens auch nach hinten losgehen. Gehen die Plättchen einer Sorte im Spiel aus, so müssen alle mit entsprechender Ressource im eigenen Lager eine Spende in den allgemeinen Vorrat geben. Wichtiger ist da dann schon eher, die Sicherung des ein oder anderen Moscheeplättchens, um sich dauerhafte Vorteile zu verschaffen.
Das Spiel spielt sich in allen Besetzungen gut. Wobei mir das Spiel zu viert am besten gefallen hat. Zu zweit geht das Spiel rasend schnell. Und man kann sich zudem sehr spezialisieren und eine „Engine“ aufbauen. Dieses gelingt im Spiel zu viert schwerer.
Langzeitspaß
Ja, durch seine Leichtigkeit, schnellen Zugänglichkeit sowie kurzen Spieldauer kann man das Spiel überall mit hinnehmen und als guten „Lückenfüller“ spielen. Den gewissen Glücksfaktor nimmt niemand übel. Daher kann es sogar sein, dass das Spiel häufiger auf den Tisch zurückkommen wird als sein großer Bruder, den ich nach wie vor gelungen finde.
Gesamtbeurteilung 8,0/10
Ein Spiel bei dem sowohl Familien- wie auch Kennerspieler nicht zu kurz kommen. Einfach zu spielendes taktisches Würfelspiel ohne banal zu sein. Enttäuscht nicht, sondern überrascht positiv. Klare Empfehlung.
Erweiterungen:
Auszeichnungen:
Spielregeln (ext. Link zu Pegasus)
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