Wir entwickeln unseren Stamm
Tribes ist eine Weiterentwicklung der Kickstarterkampagne von Rustan Håkansson, welche in 2017 finanziert wurde. Dieser ist als Autor insbesondere durch Nations (in Form eines Brett- und Würfelspiels) bekannt geworden.
Das Spiel wurde im Vergleich zur Kickstarterkampagne grafisch wie auch inhaltlich deutlich überarbeitet.
Tribes ist ein Zivilisationsspiel, bei dem wir unseren Stamm durch die Altsteinzeit über die Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit weiterentwickeln müssen. Zielgruppe sind die gehobenen Familienspieler, die den Einstieg in das strategische Element wagen wollen.
Das Spiel
Über die obigen drei Epochen müssen wir unseren Stamm entwickeln und dabei Siegpunkte in Form von Bärenzähnen sammeln. Dabei verbessern wir die Fähigkeiten unserer Lieben in den Bereichen Stärke, Nachwuchs, Bewegung und Erkundung.
Gestartet wird jedoch auf drei (von fünf) verschiedenen Landschaftsplättchen, auf die wir eines unserer Stammesmitglieder stellen. Damit haben wir auch den ersten Zugang zu einer Ressource.
Wesentlicher Mechanismus im Spiel passiert über Aktionsscheiben. Von denen stehen uns 6 verschiedene zur Verfügung. Über diese können wir Nachwuchs, Bewegung und Erkundung sowie Errungenschaften aktivieren:
- Nachwuchs: je nach Stufe dürfen 1-3 Stammesmitglieder auf Landschaftsplättchen eingesetzt werden, auf denen bereits Stammesmitglieder stehen
- Bewegung: je nach Stufe dürfen wir (auch mehrere) Stammesmitglieder 1-3 Felder weit bewegen.
- Erkundung: je nach Stufe ziehen wir 1-3 Landschaftsplättchen aus einem Beutel
- Errungenschaften: um eine Errungenschaft für sich zu reklamieren, muss ein Stammesmitglied auf einer entsprechenden Landschaft stehen. Dafür darf man den auf dem Errungenschaftsplättchen abgebildeten Fortschritt durchführen. Beim ersten Spieler wird das Errungenschaftsplättchen in der nächsten Epoche aufgedeckt.
Stellt man seinen Markierungsstein auf einen Platz mit Blitz, wird eine Ereignistafel in die Aktionsscheibenleiste hinzugefügt. Diese kann positive wie negative Ereignisse beinhalten.
Reihum nehmen die Spieler eine Aktionsscheibe und führen den Effekt aus. Dabei ist die vorderste Aktionsscheibe kostenlos. Je weiter ich eine Aktionsscheibe von weiter hinten nehme, desto mehr Muscheln muss ich auf die vorherigen Aktionsscheiben legen.
Das Spiel endet, sobald die xte (je nach Spielerzahl) Ereignistafel der dritten Stufe (=Bronzezeit) genommen wird. Die laufende Runde wird noch zu Ende gespielt und dann die Siegpunkte ausgewertet.
Autor: Rustan Håkansson • Grafiker: Claus Stephan
Verlag: Kosmos • Jahr: 2018
Spielregeln (ext. Link zu Kosmos)
Spielgefühl
Auf Tribes habe ich mich sehr gefreut. Ich mag Zivilisationsspiele. Zudem ist Nations vom Autor ein sehr gelungenes Spiel. Öffne ich die Spielschachtel, so habe ich zu dem noch sehr ansprechendes Spielmaterial vor mir.
Tribes besticht neben seiner Optik, die an puristische Höhlenmalerei erinnert, durch den einfachen Zugang zum Spiel. Des Weiteren ist die Spieldauer bemerkenswert gering mit knapp 45 Minuten. Dieses liegt vor allem an den schnellen Spielzügen, die jeder Einzelne unternimmt, so dass die Downtime relativ gering ist.
Die Muscheln sind in Tribes ein entscheidender Faktor. Da hilft es manchmal eine ungeliebte Aktion durchzuführen und sich für die kommenden Spielzüge mit mehr von dieser heimlichen Währung auszustatten. Dieses gilt vor allem für die späteren Runden, um einfach flexibler zu sein, wenn die Aktionsleiste immer voller wird.
Das die Entwicklung der Technologien nicht unbedingt aufeinander aufbauen, mag den ein oder anderen etwas stören, empfand ich aber als nebensächlich. Ist aber auch der kurzen Spielzeit und der Einfachheit des Spiels geschuldet.
Nur Hurra?
Eigentlich könnten wir jetzt alle „Hurra“ schreien. Aber leider ist da doch ein Haar (oder Fliege) in der Suppe:
- Im Spiel zu viert, ist der vierte Spieler ziemlich benachteiligt. An die wichtigen Weiterentwicklungen meiner Fähigkeiten gelange ich nur, wenn ich auf Errungenschaften gehe. Hinten sitzend haben dieses aber meine drei vorher spielenden Spieler schon getan, so dass ich fast meinen kompletten Muschelvorrat aufbringen muss, um an eine Errungenschaft herankommen zu können. Damit hänge ich in den weiteren Runden immer ein Stück weit hinterher. Warum man kein spielerzahlabhängiges viertes Aktionsplättchen in das Spiel eingebracht hat, verstehe ich leider nicht.
- Da pro Zeitalter ein Errungenschaftsplättchen herausgenommen wird, kann es sein, dass man eine ungünstige Landschaftsplättchenkonstellation vor sich hat. Denn man weiß nur sehr begrenzt, was notwendig für den Ausbau ist. Zudem gibt es durch das Ziehen der Landschaftsplättchen eine große Glückskomponente im Spiel. Diese kann man durch das Drehen von Plättchen ein wenig ausgleichen, fühlt sich aber nicht immer gut an.
Zudem kann es auch bedeuten, dass man auf eine der drei Ausbaustufen Nachwuchs, Bewegung und Erkundung gesetzt hat, die aber durch die Errungenschaften gar erreichbar ist. Somit ist der Siegpunktpfad an einer bestimmten Stelle versiegt. - Trotz des Versuchs eine Varianz in das Spiel hineinzubringen, verlaufen die Spiele doch alle recht ähnlich. So dass der Wiederspielreiz leider nach 4-5 Partien auf der Strecke bleibt (zumindest für mich).
Kurzfazit: Für Familienspieler, die einen Einstieg in das strategische Element suchen, könnte Tribes einen Blick wert sein. Wer ein schnelles, taktisches Spiel sucht, macht mit Tribes nicht viel verkehrt. Wer in seinen Partien jedoch Abwechselung sucht, der dürfte nach einigen Tribespartien nicht mehr viel Neues entdecken und sich anderen Spielen zuwenden. Zudem ist das Spiel zu viert nicht optimal.
- Einfach zu erlernen (auch für Familienspieler)
- Kurze Spielzeit, geringe Downtime
- Sehr schöne puristische Optik
- Spiel zu viert
- hohe Glückskomponente durch die Errungenschafts- und Landschaftsplättchen
- Mir fehlt der Spielreiz nach einigen Partien, da sie doch ähnlich ablaufen
Leider nein. Tribes hat mich zunächst begeistert vom Optischen. Ich habe mich sehr drauf gefreut und die erste Partie fühlte sich zunächst noch gut an. Da ich hier leider direkt mit den Nachteilen des viertplatzierten Spielers konfrontiert war, entstand direkt ein wenig Frust. In der Wiederholungspartie am nächsten Tag, war der Eindruck dann etwas besser. Aber es gab in den darauffolgenden Partien keine großen Überraschungen mehr, dafür konnte ich die oben geschilderten Probleme weiterhin wahrnehmen.
Vielleicht ist auch die persönliche Fallhöhe für mich einfach zu hoch, aber Tribes wird leider nicht zu meinem Dauerbrenner werden.
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Moin Christoph,
> Aber leider ist da doch etwas Salz in der Suppe
„das Salz in der Suppe“ ist eigentlich etwas positiv belegtes und bedeutet eher „gehört unbedingt da rein“ oder „macht etwas erst interessant“ 🙂 *SCNR*
Sonst aber ein schöner Überblick. 🙂
Viele Grüße,
Andreas.
Ja, dann könnte man nen Haar draus machen aus dem Salz, dann passts wieder. ?
Da habe ich wegen der Haaren und den Fliegen den Salzstreuer umgekippt 😉