Was macht Gerhard Richter in Barcelona?
Gerhard Richter? Was hat der mit der Sagrada Familia in Barcelona zu tun? Eigentlich nichts.
Ein heiß umstrittenes Kirchenfenster – aber zugleich auch faszinierend – ist das Fenster von Gerhard Richter im Kölner Dom. Auf 106 m² wurden 11.263 Farbquadrate aus 72 Farben in einem wunderschönen Kirchenfenster angeordnet.
Wie komme ich auf Gerhard Richter und den Kölner Dom, wenn die Macher das Spiel Sagrada getauft haben und die Aufmachung an die Kirchenfenster aus der Kathedrale in Barcelona erinnert. Nun ja es sind die quadratischen Grundformen des zu erstellenden Fensters, die ich eher nach Köln als nach Katalonien verfrachten würde. Aber hier haben die anscheinend eher fließenden Farben der Sagrada nicht so ganz ins quadratisch aufgemachte Bild gepasst. Aber Sagrada hört sich halt besser an als „Kölner Dom“
So, dass nur begrenzt etwas zur Sache. Es geht ja um das Spielerische.
Hier erschaffen bzw. erwürfeln wir jedenfalls Kirchenfenster oder Muster nach einem in Teilen vorgegebenen Bauplan.
Das Spiel
Wir müssen Kirchenfenster mit einer Matrix von 4 mal 5 bestücken. Dazu stehen uns unterschiedlich schwierige Fenster (bzw. Karten) zur Verfügung. Gleichzeitig bekommt jeder Spieler einen geheimen und alle drei öffentlichen Aufträge. Zudem liegen drei Werkzeuge offen aus. Die Fenster werden mit Würfeln bestückt. Es werden Spieler mal 2 +1 Würfel aus dem Beutel gezogen und gewürfelt. Dann zieht der jeweils erste Spieler einen Würfel. Das geschieht reihum und anschließend wieder rückwärts, bis jeder Spieler zwei Würfel gezogen hat.
Den ersten Würfel dürfen am Rand platzieren. Dann nur noch horizontal, vertikal oder diagonal angrenzend. Jedoch gibt es hier auf den Kirchfensterkarten bestimmte Vorgaben, welche Farben oder Zahlen gelegt werden müssen. Dazu dürfen gleiche Farben und Zahlen nicht angrenzend an bereits liegende Würfel gelegt werden (hier aber nur horizontal oder vertikal). Über den Schwierigkeitsgrad der Fenster bekommen wir im Vorhinein Glassteine, die wir als Werkzeug einsetzen können. Dabei muss das jeweils erste Werkzeug mit einem Stein bezahlt werden (liegt bereits ein Stein, müssen zwei bezahlt werden).
So werden über 10 Runden Würfel gezogen und – wenn möglich – in die Kirchenfenster gelegt. Nach der 10 Runde werden die geheimen und öffentlichen Aufträge ausgewertet. Dazu gibt es noch Pluspunkte für nicht genutzte Glassteine bzw. Minuspunkte für nicht besetzte Plätze auf dem Kirchenfenster.
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Autor: Daryl Andrews, Adrian Adamescu • Grafiker: Peter Wocken Design LLC • Verlag: Floodgate Games|Pegasus • Jahr: 2017|8
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Material
In der BRETTSPIELBOX befinden sich: 90 Würfel (je 18 in 5 Farben), 40 Spielkarten, 24 Gunststeine, 4 Spielertableaus (Kirchenfenster), 1 Tableau (Rundenanzeiger / Prestigeleiste), 4 Wertungsmarken, 1 Beutel
Auf die Probleme von Menschen mit Sehschwäche / Farbblindheit gehe ich nicht ein, denn die werden an Sagrada nicht so viel Freude haben werden. Etwas frimmelig empfand ich die kleinen Würfel, aber man gewöhnt sich dran. Was aber in der ersten Partie super nervig war, ist der eine Würfel zu viel. Da haben wir ganz schön geflucht nach 10 Runden.
Ebenfalls sehr fummelig und von den Farben zu verspielt empfinde ich die Siegpunktleiste. Das ist nicht so gut gelöst worden.
Einstieg
Sagrada ist einfach zu verstehen. Das Spiel ist auch schnell zu erklären und man ist mitten drin in der Partie
Spielgefühl
Es fühlt sich ein wenig an wie Würfelsudoku, wenn wir unsere Würfel entsprechend der Regeln und Kartenvorgaben platzieren wollen.
Sagrada hat mich weitestgehend überzeugt, da ich diese Tüfteleien mag. Dazu kommt die gelungene optische Gestaltung des Materials sowie das Kunstwerk, was wir um Laufe des Spiels erschaffen. Das darf aber trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es hier mit einem abstrakten Spiel zu tun haben.
Durch das Würfeln ist ein gewisses Glückselement im Spiel. Und wenn die Würfel meiner (geheimen) Farbe eher im niedrigen Bereich landen, kann ich nur sehr begrenzt darauf Einfluss nehmen. Empfinde ich aber bei der kurzen Spielweise als nicht sonderlich störend. Dem ein oder anderen in meinen Runden war es dennoch zu viel.
Was mir an dem Spiel nicht so gut gefallen hat, sind neben den kleinen Würfeln, die folgenden Punkte:
- Die geheimen Aufträge sind schon recht stark und von der Wertung je nach Würfelergebnis sehr ausschlaggebend.
- Einige Werkzeuge klingen sehr ähnlich. Hier fehlt mir die Varianz im Spiel.
- Ich habe durch das Besetzen der Felder durch die Würfel keine Möglichkeit mehr, bestimmte Vorgaben auf den Fensterkarten zu sehen, ohne diverse Würfel anzuheben. Dieses ist etwas umständlich, wenn ich das Werkzeug des Umsetzens nutzen möchte.
Der Interaktionsgrad im Spiel ist relativ gering. Ja, man nimmt sich Würfel weg. Dabei ist man aber eher mit seinem eigenen Tableau beschäftigt, als dass man hier noch gezielt beim Mitspieler schaut. Bei den Werkzeugen kann das schon etwas anders verlaufen, wegen der Glassteine. Aber das war es dann auch.
Somit verbleibt der Eindruck das mit Sagrada ein Spiel vorliegt, welches wunderschön anzusehen ist, jedoch nicht 100% rund geschliffen ist. Eher wie ein in Teilen geschliffener Rohdiamant.
Langzeitspaß
Für eine Partie Sagrada bin ich zu haben. Wir haben es sicherlich nicht mit dem Überflieger – wie in verschiedenen Internetseiten gehypt (u.a. Boardgamegeek im Familienspielbereich Platz 13 und Abstrakt Platz 7 Stand 11.09.2018) – zu tun, aber es ist in sich stimmig. Und wie gesagt, ich tüftele gerne. Sagrada wird daher häufiger gespielt werden.
Gesamtbeurteilung 6,5/10
Trotz der kleineren Schwächen ist Sagrada ein schönes und schnell zu spielendes Familienspiel. Man sollte allerdings eine gewisse Schwäche für das Tüfteln und kleinteilige „Arbeiten“ haben.
Nur dem Megahyp kann ich mich nicht ganz anschließen – vielleicht lag daher auch meiner Erwartung aufgrund des Erzähltem recht hoch.
Erweiterungen:
Auszeichnungen:
Spielregeln (ext. Link zu Pegasus)
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Sagrada haben wir letzten Samstag bei Stadt-Land-Spielt in Ahrweiler gespielt und es hat uns so gut gefallen, dass es direkt auf unsere Wunschliste für Essen gewandert ist.
Verspielte Grüße
Die Meusels