Piratenpoker
hört sich vielleicht etwas despektierlich an, soll es aber gar nicht klingen.
Das zentral Grundelemente ist ein Deckbaumechanismus, welcher mit einer Pokerkomponente gepaart wurde. Das Ganze wurde dann noch in ein schickes Piratenthema eingekleidet, bei dem wir uns mit unseren Gegnern messen müssen und zusätzlich nach Schätzen suchen. Letzter können sofort genutzt werden oder sind im Deck später mehr wert.
Also folgt mir an Deck.
Das Spiel
In Ruchlos versuchen wir mittels Handkarten und Geld weitere Karten aus der gemeinsamen Auslage zu erwerben und diese mit den eigenen Handkarten zu einem sinnvollen Deck zu kombinieren, die dann entsprechend adaptierter Pokerregeln unter den Mitspielern verglichen werden.
Neben dem individuellen Spielbereich gibt es eine Auslage von 5 anheuerungswilligen Piraten (=Taverne), Schätzen sowie den legendären Errungenschaften (besondere Spielziele). Jeder Spieler startet mit einem Deck aus 8 Karten. Dazu stellt sich der individuelle Spielbereich, wie folgt dar:
Über 5 (bzw. 6 Runden) werden die folgenden vier Phasen ausgespielt:
- 5 Karten vom Schiffstapel (=Nachziehstapel) ziehen
- Reihum geben wir Kommandos (und können optional je Turn einen Piraten rekrutieren), bis alle Spieler ihre Karten ausgespielt haben
Bei dem Ausspielen der Handkarten haben wir 5 verschiedene Kommandos, die uns zur Verfügung stehen. Dieses sind Handeln (= Geld bekommen), Verprügeln (=einen Piraten aus der Taverne entfernen), Verbuddeln (=eine Handkarte dauerhaft aus dem Deck entfernen), Plündern (=Schatz für 2 Pulveraffen nehmen), Klarmachen (=Pirat ausspielen und besonderen Bonus bekommen).
Beim Rekrutieren kann ich für Geld einen neuen Piraten aus der Taverne anheuern. Dieser steht mir in der gleichen Runde im Schiffsbereich zur Verfügung - Enterkommando zusammenstellen
Aus den Piraten im Schiffsbereich bilde ich dann Kombinationen, die ich mit meinen Mitspielern abgleiche (in den ersten Runden muss ich eine Stärke von 4 erreichen, kein Vergleich). Die stärkeren Spieler dürfen sich entsprechend Piratenmarker nehmen - Runde aufbereiten
Der Startspieler wechselt und der Schiffsbereich wandert auf den Ablagestapel.
Am Ende der Runden gibt es weitere Siegpunkte für das Erreichen von legendären Errungenschaften.
Autor: Roland MacDonald • Grafiker: Roland MacDonald
Verlag: Boardgame Circus • Jahr: 2018
Spielregeln (ext. Link zu Boardgame Circus)
Spielgefühl
Im Kern ist Ruchlos ein Deckbauspiel, denn ein gutes Deck ist die Grundvoraussetzung in diesem Spiel. Dieses erarbeite ich mir durch geschicktes Kartenausspielen und Piratenanheuern. Dabei haben wir über die Karten ein deutliches Glückselement im Spiel. Nicht immer liegen die richtigen Piraten in der Taverne aus, so dass ich entweder Pulveraffen opfern (und hoffen) oder mit der Auslage vorliebnehmen muss. Auch sind nicht alle Piratenschätze gleich. Aber im echten Piratenleben gehört eine Portion Glück auch zu einer erfolgreichen Kaperfahrt.
Neben dem Deckbauspiel ist der Vergleich ab der dritten Runde mit den Mitspielern zentrales Element. Dieser führt über einen abgewandelten Pokermechanismus zu weiteren Siegpunkten. Dabei kann ich mir gerade in den hinteren Runden nicht mehr unbedingt sicher sein, dass alle meine erworbenen Karten noch ein zweites Mal zum Tragen kommen. Hier habe ich zumindest einmal im Spiel die Möglichkeit meine Handkarten auszutauschen. Da wünscht man sich in der ein oder anderen Partie noch eine weitere Runde.
Ruchlos ist schnell verstanden und gespielt. Sehr gut verständliche und einfache Regeln. Ich würde es eher im gehobenen Familienspielsegment einsortieren. Vielleicht unteres Kennerspielniveau (aber seit Quacksalber bin ich da eh etwas unsicher).
Dabei bietet es vom Basismechanismus nichts neues. Es ist eher die geschickte Kombination aus den verschiedenen bekannten Elementen und dem Thema, die dem Spiel das Gewisse etwas gibt. Von daher passt auch das Glücks lastige Element in das Spiel, was den ein oder anderen vielleicht stören mag. Pokern findet übrigens nicht nur in der Enterphase statt, sondern bereits im Rekrutieren. Da ich mit meist knappen Mitteln genau ausloten muss, was meine Gegner machen und für welche Kombinationen meine Handkarten plus Tavernen reichen. Gleiches gilt auch für das Nehmen von Schätzen (Spatz in der Hand vs. Taube auf dem Dach). Wie häufig kann ich von den wiederkehrenden Effekten profitieren oder nehme ich doch lieber das (geringere) Direkteinkommen. Da muss man schon einen guten Bauch haben, auf den man hören kann.
Siegpunkte für die Crew gibt es am Ende keine. Nur der Kapitän und der Quartiersmeister sind noch etwas wert.
Ruchlos spielt sich in Kombinationen ab drei und vier Spielern am besten. Zu zweit hat es mir gar nicht gefallen. Da verändert sich das Spielgefühl mehr hin zum konfrontativen.
Kurzfazit: Ruchlos ist ein Deckbau-Set-Collection-Spiel mit eingebautem Pokermechanismus. Bekanntes in einem hübschen neuen Schlauch garniert mit dem gerade im Trend liegenden Pokerzusatz. Dieser wirkt jedoch nicht aufgesetzt, sondern fügt sich gut in das Spiel ein.
- schnell verstanden.
- Deckbau mit Pokerauswertung ist eine neuartige funktionierende Kombination
- Wer keine Glücks lastigen Spiele mag, sollte Ruchlos eher meiden.
- kein Spiel zu zweit
Ruchlos dürfte nicht für jeden Kennerspiel das richtige Spiel sein, da der Glücksfaktor kein zu unterschätzender ist. Wer jedoch eine kurzweilige Unterhaltung zwischen ein paar komplexeren Spielen schätze, sollte Ruchlos durchaus in Erwägung ziehen.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ws-eu.amazon-adsystem.com zu laden.