Ich bin großer Fan von Carcassonne und spiele den Klassiker von Hans im Glück immer wieder. Daher bin ich neugierig, wenn es neue Plättchenlegespiele gibt.
Hier ist ein Spiel zusätzlich mit einem rundenweisen Draftingmechanismus ausgestattet, was den Glücksfaktor reduzieren soll. Dieses ist zusätzlich ein Pluspunkt, weshalb ich sehr neugierig auf Traintopia war.
SPIELBESCHREIBUNG
Zunächst wird Spielmaterial an die Spieler verteilt. Jeder bekommt ein Startplättchen sowie eine Hilfe- und eine Auftragskarte. In der Tischmitte werden die acht Bonusplättchen sowie für den Vorab-Draft 2 Plättchen je Mitspieler bereitgelegt. Der letzte Spieler darf Beginnen und sucht sich ein Plättchen aus. Dieses passiert bis zum Startspieler, bei dem sich die Zugreihenfolge wieder umkehrt.
Danach bauen alle Spieler die drei Plättchen zu ihrer Startaufstellung zusammen. Das Besondere beim Anlegen der Plättchen ist, dass die Plättchen entweder ganz oder aber zur Hälfte aneinandergelegt werden müssen.
Auf den Plättchen können zwei farbige Bahnhöfe, drei verschiedene Landschaftstypen sowie drei Sehenswürdigkeiten und Geldbündel abgebildet sein.
Dann werden die Rundenkarten gemischt und die Endkarte mit Meepeln und Plättchen bestückt. Los gehts.
Die erste Rundenkarte wird aufgedeckt. Auf dieser sind vier Plätze mit Meeple vorbereitet, die zunächst bestückt werden. Dabei gibt es
- Touristen: geben Siegpunkte für an die Strecke angrenzende Sehenswürdigkeiten
- Pendler: gibt es in drei Farben den Landschaftstypen entsprechend. Setze ich diese ein erhalte ich je einen Siegpunkt pro Landschaftstyp auf der Strecke.
- Eisenbahnen: werten am Ende die Anzahl der Geldbündel, die noch an der Strecke liegen
- Postsäcke: verdoppeln den Wert der Strecken am Ende des Spiels.
Zudem ist die Anzahl der Plättchen angegeben, die ebenfalls in die Auslage gelegt werden. Danach beginnt das Rundendrafting bei der wir reihum vom jeweiligen Startspieler beginnend (wird nach Rundenende weitergereicht) entweder ein Plättchen oder aber einen Meeple auswählen und auf unserem „Spielplan“ legen. Siegpunkte werden sofort genommen.
Mit den Geldbündeln kann ich, wenn ich sie ausgebe, in meinem Zug ein Bonusplättchen erwerben, meine Auftragskarte tauschen oder eine Pendlerfarbe virtuell ändern. Dieses ist insofern interessant, da man je Farbe nur einen Pendler an der Strecke platzieren darf.
Sind alle Runden gespielt, so werden die Siegpunkte gezählt. Dann erfolgt in der umgekehrten Reihenfolge ein letzter Draft der letzten Meeple bzw. eines Bahnhofsendplättchens und die Auswertung der Strecken sowie Postsäcke und Züge. Auch die längsten Strecken erhalten zum Schluß noch eine Berücksichtigung.
AUTOR: Przemek Wojtkowiak ■ GRAFIKER: Jakub Fajtanowski, Zbigniew Umgelter
VERLAG: Board&Dice ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020
2-4 Spieler
ab 12 Jahren
ca. 30 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Board&Dice)
SPIELGEFÜHL
Traintopia liegt mir in der englischen Ausgabe vor. Die Anleitung ist aber verständlich geschrieben und der Rest des Spiels ist komplett sprachneutral.
Traintopia richtet sich an den gehobenen Familienspieler. Es kommt von der Grafik einfacher daher, als es ist. Aber wer Drafting erlernen will, ist sicherlich mit Traintopia nicht falsch aufgestellt.
Wichtig! Immer auf die Rundenkarten achten. Die Anzahl der auszulegenden Plättchen für den Rundendraft verändert sich von Karte zu Karte. Da steckt man schnell in einem Automatismus drin und wundert sich, dass man bei verbleibenden Rundenkarten plötzlich keine Plättchen mehr zur Verfügung hat (so im ersten Spiel bei uns geschehen).
Gar nicht so ohne ist das Anlegen über halbe Plättchen. Das bietet Chancen wie auch Risiken. Ersteres, weil sich dadurch neue Anlegemöglichkeiten ergeben, letzteres, weil man sich auch mal gut verbauen kann und dann in die viel zu kleine Lücke das geeignete Plättchen nicht mehr hineinpasst.
Somit ergibt sich ein schönes aber mitunter auch kniffeliges Streckenpuzzlespiel. Nicht immer klappt es die Maximalzahl bei den Strecken zu erreichen. Da sollte man taktisch variable agieren können.
Der Interaktionsgrad ist durch das Drafting angenehm hoch. Ebenso empfand ich die Downtime sehr niedrig, so dass man das Spiel tatsächlich in gut 30 Minuten erleben kann.
Bei der Endwertungsübersicht in der Anleitung hat man die Bonuskarten vergessen, dieses sollten wir in unserem Spiel nicht tun. Ebenso fehlt eine Eisenbahn, denn maximal können sechs davon über die Rundenkarten erworben werden.
Allerdings wurden die Eisenbahnen eher weniger ausgesucht, da diese nur in Kombination mit Geldbündeln am Ende Siegpunkte bringen. Das Geld gibt man jedoch lieber für Bonusplättchen oder den Tausch der Pendlerfarbe aus. Somit haben wir hier ein Element, welches uns jedoch keinen größeren Nutzen bringt, gleichzeitig aber namensgebend ist. Aus meiner Sicht eine verpasste Chance.
Aufgrund seiner kurzen Spieldauer eignet es sich für einen Füller zwischen großen Spielen, auch wenn das Spiel nicht nur so nebenbei spielbar ist.
Je nach Spieleranzahl variiert das Spielmaterial, so dass sich die Spiele in allen Spieleranzahlen gut anfühlen. Auch wenn das Spiel bei weniger Teilnehmern taktischer ist.
Zusammenfassung
Schönes Plättchenlegespiel mit kniffeligen Entscheidungen.
Leider hat das Spiel 1-2 redaktionelle Schwächen (u.a. Eisenbahn), so dass es von mir nicht in den grünen Bereich gehoben werden kann. Aber ich würde eine Partie immer mal wieder mitspielen.
- Verständlich geschriebene Anleitung, Rest des Spiels ist sprachneutral
- schnelle Spieldauer
- schöne Kombination aus Plättchenlegen und Draftingmechanismen.
- Namensgebende Element ist gleichzeitig das schwächste und kommt kaum zum Einsatz.
- Material: eine Eisenbahn fehlt, Pöppel sind vielleicht etwas klein geraten.
Aus meiner Spielerperspektive: Spiel richtet sich eher an den gehobenen Familienspieler.
Für Kennerspieler als Absacker oder Spielabenderöffner geeigt. Ich spiele es jederzeit wieder mit, aber es gehört sicherlich eher in die Kategorie nette Unterhaltung als Highlight des Jahres.
Insgesamt ist dies ein großartiges, leichtes Spiel mit genügend Entscheidungen, um alle Spieler zu beschäftigen. Ich freue mich darauf, dies mit mehr Spielern zu spielen, sobald wir eine Chance haben!
Huhu, ein schöner Artikel, das Spiel kenn ich noch nicht, aber ich werde das auf jeden Fall mal testen 🙂 Gerade jetzt während Corona sind Familienspiele soooo wichtig. Wir haben auch ein großes Sortiment angeschafft und spielen uns so durch die unterschiedlichsten Versionen. Aber da im Moment nicht gereist werden darf, haben wir einen Liste mit verschiedenen Familienreisespielen zusammengestellt, also Familienspiele, die einen mit auf eine Reise nehmen, nicht welche für die Reise.
Schaut doch mal rein und hinterlasst uns ein Feedback, ich würde mich sehr freuen: https://www.familienreisefieber.de/familienspiele/
Viele grüße und mach so weiter, Nina