Home Jahr 2020 REVIEW | Rezension Welkin

REVIEW | Rezension Welkin

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Wer – wie ich – erstmal nachschlagen muss, was “Welkin” bedeutet, wird lernen, dass wir uns hier im “Himmelsgwölbe bzw. am “Firmament” befinden. Dort geht es ganz schön bunt und fantasievoll zu und es entstehen wahre “Luftschlösser” auf kleinstem Raum. Schaut mit mir hinter die Fassaden und erfahrt, was Welkin zu bieten hat.

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Mit Welkin betätigen sich die Spieler als himmlische Baumeister und bauen mit mal mehr oder weniger wertvollen Baumaterialien an fantasievollen “Luftschlössern”, um Ruhm und Reichtum zu erringen. 

In der Spielmitte liegt ein allgemeines Spielbrett aus, an dem immer fünf Baustellenkarten offen ausliegen. Diese Karten geben an, mit welchen Baumaterialien das darauf abgebildete Haus errichtet werden kann. Ebenso gibt es auf den Karten ggf. noch weitere Spezialangaben, die Sonderaktionen ermöglichen oder Jokerkarten, auf denen man beliebiges Material platzieren kann.

Alle Spieler erhalten ein Spielbrett, an dem die Baustellenkarten angelegt werden können. Außerdem befindet sich hier die Produktionsstätte, sowie das Lager für produzierte Waren, die schließlich auf den Baustellenkarten abgelegt werden können. Je nach aktuellem “Kurs” der Materialien erhält man als Belohnung entsprechend viel Geld.

Ein Spielzug besteht aus drei Optionen:

  • Eine Karte aus der Auslage vom Spielbrett in der Mitte nehmen und an das eigene Spielbrett anlegen. Ggf. eine auf der Karte aufgedruckte Sonderaktion durchführen.
  • Produktion von Baumaterialien auf dem eigenen Spielbrett.
  • Bestücken der Baustellenkarten mit produziertem und auf dem eigenen Spielbrett gelagerten Baumaterialien, Abrechnung und Erhalt von entsprechender Geldentlohnung.

Wer sich dafür entscheidet, eine Baustellenkarte zu nehmen, legt diese an einen der beiden Slots an seinem Spielbrett an. Damit befindet sich das Gebäude in Bau. Durch Sonderaktionen kann ggf. noch ein dritter Slot belegt werden. Befindet sich auf der genommenen Karte eine Sonderaktion, wird diese ausgeführt.

Wer sich dafür entscheidet, zu produzieren, kann mit den Produktionschips auf seinem eigenen Spielbrett bestimmte Baumaterialien erzeugen. Jeder Chip steht für ein anderes Baumaterial. Vor der Produktion muss immer ein Produktionschip umgedreht werden. Auf der Vorderseite der Chips ist immer ein Baumaterial zu sehen, auf der Rückseite “1x”, was anzeigt, dass man eines der anderen sichtbaren Materialien produzieren darf. Gegen die Zahlung von Geld darf man auch weitere Chips umdrehen, um die Produktion zu beschleunigen.

Produzierte Waren lagern die Spieler auf den vier Lagerplätzen auf dem Spielbrett. Überschüssige Waren werden ungenutzt abgelegt.

Wer sich dafür entscheidet, zu bauen, legt Baumaterialien von den Lagerplätzen auf die Baustellenkarten, wertet und erhält Geld nach dem jeweiligen Kurs des Materials. Dieser Kurs bestimmt sich auf dem zentralen Spielbrett. Hier hat jedes Material einen Bereich, in dem Spielchips liegen. Die Anzahl der Chips im jeweiligen Segment zeigt den Wert des Materials an. Durch Sondereffekte auf den Baustellenkarten können die Spieler die Mehrheiten beeinflussen und verschieben. 

Sind die Häuser fertiggestellt, werden sie aufgedeckt in den eigenen Spielbereich gelegt. Die Karten ermöglichen ggf. je nach Aufdruck noch weitere Sonderaktionen.

Wenn ein Spieler eine Karte aus der Spielmitte gezogen hat und nicht mehr nachgelegt werden kann, dürfen die anderen Spieler jeweils noch einen Zug durchführen. Dann endet das Spiel mit dem Zählen des erwirtschafteten Geldes und der reichste Spieler ist der erfolgreichste Baumeister am Firmament.



AUTOR: Fabien Tanguy ■ ILLUSTRATIONEN/GRAFIK: Sylvain Sarrailh, Justine Levasseur
VERLAG: Ankama | Board Game Box ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2019|20

2-4 Spieler

ab 10 Jahren

ca. 40 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Mit Welkin erhält man ein sehr zugängliches Familienspiel, das einfache Regeln und einen strukturierten Spielablauf bietet. Die Regeln sind übersichtlich auf wenigen Seiten dargestellt, die ein oder andere Detailfrage und einzelne Symbole müssen in den ersten Partien aber nochmal nachgeschlagen werden. Das Material hat im Inlay, gut sortiert, ausreichend – eigentlich sogar zu viel – Platz und das Spiel ist schnell und zügig aufgebaut.

Welkins Covergestaltung zieht durch seine fantasievolle, helle und bunte Gestaltung viele direkt in den Bann. Es kommt in seiner Ausgestaltung der enthaltenen Komponenten aber auch ziemlich bunt und optisch laut daher. Das gefällt nicht jedem. 

Außer Frage steht, dass die Bauwerke auf den Karten mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet sind. 

Gestaltung ist natürlich Geschmackssache, aber wenn die Farbenpracht und Detailverliebtheit die Übersichtlichkeit hemmt, wird dies spielrelevant:

Die Darstellung auf dem zentralen Spieltableau haben wir als sehr verwirrend empfunden. Die Segmente, die den einzelnen Baumaterialien zugeordnet sind, sind ziemlich unruhig gestaltet. Darauf befinden sich dann auch noch die Chips, die dann auch die Informationen über zwei Materialien auf sich tragen, nämlich über die Bedeutung der Vor- und Rückseite. Ohje, das sind dann weitere Farben und Muster auf eh schon ziemlich viel Farbe und Muster und daher optisch wirklich zu viel auf einmal. Das nimmt manchen Spielern die Übersicht auf die aktuellen Mehrheitensituation und ist daher nicht optimal gelöst.

Eine zweite Holperigkeit, die sich in den Tests spielhemmend auswirkt, ist der durchaus nicht schwierige, aber wenig intuitive Mechanismus der Produktion. Die meisten Spieler hatten zunächst Schwierigkeiten damit, diesen richtig anzuwenden. Das Umdrehen der Produktionsplättchen will überlegt sein: Welche Chips müssen die Baumaterialseite anzeigen, damit ich diese produziere, welche muss ich auf die Produktionsseite legen, damit ich auf eine ausreichende Anzahl an Ressourcen komme? Grundsätzlich – wie gesagt – überhaupt nicht schwer, aber bei den meisten hakt dieser Ablauf zu Beginn. Man muss mehr darüber nachdenken, was man da tut, als man vermuten würde. 

Der Spielablauf ist recht flott, auch Grübler haben wenig Raum, da man ja im Wesentlichen nur zwischen drei Optionen zu wählen hat. Auf diese Weise gibt es für Spieler, die strategisch einen höheren Anspruch haben, wenig Möglichkeiten, alternative Strategien zu entwickeln. 

Und auch Geduld ist gefragt: Da die Spieler nicht über Startkapital verfügen, läuft die Produktion nur langsam an. Bei der ersten Produktion kann man nur eine Ressource erzeugen. In der zweiten dann zwei. Insgesamt verfügt man dann über drei Ressourcen. Da man ja auch einen Zug verwenden muss, um eine Karte zu nehmen, kann man frühestens in der vierten Runde seine erste Baustelle beenden, sofern das produzierte Material zum Bedarf der Baustelle passt. Ab der fünften Runde dann kann man mit seinen Einkünften Geld bezahlen, um weitere Produktionsplättchen zu drehen und die Produktion zu beschleunigen. Etwas Startkapital könnte hier den Start ins Spiel deutlich beschleunigen. Vielleicht eine Möglichkeit, hier mit Hausregeln nachzujustieren und dem Spiel anfangs ein wenig Beine zu machen? 

Für Wenigspieler ist dieser langsame Einstieg aber nicht störend, denn das Spiel baut sich so Schritt für Schritt auf und überfordert die Spieler nicht.

Gerade in Vollbesetzung kann der Spielablauf aber auch ein wenig frustrieren. Wählt der Spieler eine Karte mit Baumaterialien, die gerade hoch im Kurs stehen, produziert dann und bestückt dann später seine Baustellenkarte, vergehen zwischen Planung des Ablaufs und Beendigung der Baustelle gerne mal drei bis vier Runden. In dieser Zeit kann sich die Situation und der Kurs der Materialien auf dem Spielbrett in der Mitte vollkommen geändert haben und die eigene Baustelle, auf die man mühsam hinproduziert hat, erweist sich ohne eigene “Schuld” als relativ wertlos. Hm, das erzeugt ein eher zähes Spielgefühl. Man fühlt sich hin und wieder “gespielt”, da einem nur wenig eigener Spielraum bleibt. 

Hier zitiere ich dann gerne Mitspieler, die es wie folgt auf den Punkt bringen: “Ich mache lieber die Augen zu, bis ich wieder an der Reihe bin, dann werde ich weniger enttäuscht”.

Dies ist im Spiel zu Zweit oder Dritt deutlich besser, denn hier kann man der eigenen Benachteiligung viel klarer gegensteuern. Zu Zweit ergibt sich im Wesentlichen durch die Nutzung der Sonderaktionen mehr taktische Tiefe. Kennt man das Spiel erst einmal besser, so ergeben sich mehr Möglichkeiten, die Mehrheiten zu beeinflussen, die Taktik des Gegners einzubeziehen, zu optimieren und zu planen. Hat man erst einmal einige Sonderaktionen zur Verfügung, geht die Fertigstellung der Baustellen richtig schnell und das Pushen von Kursen kann sehr einträglich gestaltet werden. Die Spielzeit liegt dann auch deutlich unter den angegebenen 40 Minuten, so dass Welkin gut als Opener oder zwischendurch auf dem Tisch landen kann.


Zusammenfassung

Welkin ist ein klar strukturiertes Spiel für Familien und Nicht-so-häufig-Spieler, welches durch seine fantasievolle Gestaltung und seinen klaren Ablauf überzeugen, manche Spieler aber auch ein wenig optisch verwirren kann. 

Taktische Möglichkeiten ergeben sich eher in kleineren Spielrunden. In Vollbesetzung haben die Spieler deutlich weniger Einfluss auf den eigenen Spielerfolg und es herrscht deutlich mehr Konfrontation.

Hat man die Spielmechanik verinnerlicht, ist Welkin flott gespielt und dauert zu Zweit nur maximal 30 Minuten. Das geht auch gut nach Feierabend und Zwischendurch.

  • Schöne Illustration, besonders des Covers und der detailreich gestalteten Bauwerke
  • Klar strukturierter, zugänglicher und flüssiger Spielablauf
  • Leicht zu erlernen, schnell aufzubauen, flott gespielt
  • Einige Spielelemente verwirren durch ihre farbliche Gestaltung oder die Symbolsprache
  • Produktionsmechanismus für manche Spieler nicht intuitiv
  • In Vollbesetzung sinken die Einflussmöglichkeiten auf das Spielgeschehen deutlich

Aus meiner Spielerperspektive: Welkin richtet sich klar an Familien- oder Wenigspieler. Es ist trotz der Zugänglichkeit des Spiels erstaunlich, dass fast alle Spieler kurz über die Funktionalität des Produktionsmechanismus stolpern, der durchaus nicht schwierig ist, aber immer mindestens eine kurzes Stutzen mit sich bringt. Das war in den Testrunden eigentlich immer der Fall. Mir macht Welkin Spaß, aber ich würde es nicht aktiv aus dem Schrank ziehen, da ich nicht zur o.g. Zielgruppe gehöre. In Runden mit Wenigspielern hat es aber durchaus eine gute Chance, wieder auf den Tisch zu kommen.

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