„Plättchen legen, Tiere, Naturthema? – Klar, will ich mir ansehen!“ Das war meine Reaktion auf die Ankündigung vom Brettspiel Pura Vida, das bei Piatnik erschienen ist. Ich war erstaunt, dass es mir optisch direkt so gut gefällt, denn die Geschmäcker in der Gestaltung von Spielen, gehen beim genannten Verlag und mir häufig unterschiedliche Wege.
Aber: Pura Vida ist optisch sehr gut gelungen – was es sonst noch kann, lest ihr im Folgenden.
Carina

Als Ranger übernehmen wir in Costa Rica die Aufgabe, für Biodiversität in den Naturparks zu sorgen. Das erfordert Vielfalt und wir wollen daher Tiere und Lebensräume möglichst vielfältig in unsere Auslage puzzeln, damit wir damit punkten.
Der Spielplan in der Tischmitte wird mit Plättchen bestückt. Ein Startspieler wird bestimmt und unsere Rangerfiguren werden entsprechend der Reihenfolge an den Anfang der Plättchenreihe platziert. Alle Personen erhalten ein zufälliges Startplättchen. Dann startet das Spiel.
Wenn wir an der Reihe sind, ziehen wir unsere Rangerfigur auf der Plättchenreihe vorwärts auf ein Plättchen unserer Wahl, nehmen es und legen es in unsere Auslage. Es gibt insgesamt 5 Tierarten sowie 5 Landschaftstypen.
Wir versuchen – laut den Regeln der Biodiversität – folgende Kriterien zu erfüllen:
- Gleiche Tiere mit unterschiedlichen farblichen Hintergründen/Lebensräumen in eine Spalte oder Reihe zu bekommen
- Oder unterschiedliche Tiere mit den gleichen farblichen Hintergründen/Lebensräumen in eine Spalte oder Reihe zu bekommen
- Oder unterschiedliche Tiere auf unterschiedlichen farblichen Hintergründen/Lebensräumen in eine Spalte oder Reihe zu bekommen
- Ab dem dritten Plättchen in einer solchen Spalte oder Reihe erhalten wir Punkte, die wir sofort auf der Zählleiste abtragen.
- Zu beachten sind beim Anlegen folgende Einschränkungen:
- Auf den Plättchen sind jeweils Bewegungsrichtungen der darauf abgebildeten Tiere in Form von Pfeilen abgebildet. Die Plättchen dürfen von außen nur in Pfeilrichtung an bereits liegende Plättchen herangeschoben werden. Würden sie auf diese Weise an liegenden Plättchen vorbeirutschen und nicht andocken, kann man sie nicht anlegen.
- In einer Spalte oder Reihe dürfen maximal 5 Plättchen liegen.
- In einer Spalte oder Reihe dürfen alle Plättchen, die angelegt werden, nur einem der oben genannten Kriterien entsprechen.
Im nächsten Zug bewegen wir uns in der Plättchenreihe weiter und suchen uns das nächste aus. Möchten oder können wir kein vor uns liegendes Plättchen mehr aus der Reihe nehmen, müssen wir rasten. Die erste Person, die rastet, wird Startspielender der nächsten Runde. Sobald auch der letzte rastet, beginnt die nächste Runde. Die Plättchenreihe wird neu aufgelegt und die nächste Runde beginnt.
Sobald einer der Mitspielenden das Punktefeld 20 überschreitet, dürfen alle anderen noch einen Zug machen. Es gewinnt, wer bei Spielende die meisten Punkte erzielt hat.
Brettspiel Regeln
Spielregeln (ext. Link zu Piatnik)
Auch wenn man denkt, dass man sich in Sachen Plättchenlegespiel nichts Neues mehr einfallen lassen kann: In Pura Vida ist mal wieder ein neuer Kniff enthalten. Ralf zur Linde und Carsten Rohlfs haben ihr Plättchenlegespiel mit Pfeilen ausgestattet, die anzeigen, wie die Tier-Plättchen in die Auslage einzuschieben sind. Und das kann herausfordernder sein, als man zunächst vermutet…
Immer in Pfeilrichtung
Dabei ist Pura Vida grundsätzlich ein sehr zugängliches und einfaches Spiel, das sich ganz klar an eher Wenigspielende oder Familien richtet. Manche erinnert es ein wenig an Qwirkle. Die Spielregeln sind übersichtlich und relativ kurz. Die Anlegeregeln mit Pfeilen stellen die notwendige Herausforderung dar, damit das Spiel nicht zu simpel wird. Aber es ist erstaunlich, wie viele sich in der ersten Partie in dieser Hürde verfangen und erstmal Schwierigkeiten damit haben, die Plättchen korrekt anzulegen. Das Verständnis der Pfeile wird oft andersrum interpretiert, also so, dass man nur dort an bereits ausliegende Plättchen anlegen kann, wo sich die Pfeile befinden.
Hilfreich ist dann hier die Erläuterung, dass sich die Tiere nur in bestimmten Richtungen bewegen können, die ihren natürlichen Bewegungsabläufen entsprechen.
Wenn das Faultier gegen den Frosch prallt
Damit die Plättchen beim Einschieben an einem anderen Plättchen zu stehen kommen, muss man sich manchmal eine Konstruktion vorbauen, damit man danach ein Tier einschieben kann, das dann wie gewünscht an der richtigen Position anhalten kann. …sofern es dann nicht bereits aus der Plättchenauslage auf dem Spieltableau verschwunden ist. Es gibt schließlich leider noch andere Mitspielende, die auf das Faultier oder den Tukan ebenfalls ein Auge geworfen haben und vor uns an der Reihe sind. Im Spiel macht es daher auch Sinn, auf die Auslage der anderen zu achten.
Ich hätte doch so gerne…
Zu zweit ist es natürlich deutlich einfacher, auf die Pläne der anderen zu achten als in größerer Runde. Um im Rennen um die Punkte schnell erfolgreich zu sein, möchte man grundsätzlich mit möglichst jedem Plättchen punkten, aber oft steht einem die Vorbereitung im Weg.
Ist man bereits fortgeschritten, kann man nicht nur auf sein eigenes Raster schauen, sondern beim Weitergehen auf der Plättchenreihe auch darauf achten, was die anderen brauchen und sich vermutlich nehmen werden, damit man damit planen kann, was einem übrig bleiben wird. Wie gesagt: Das geht im Spiel zu zweit deutlich besser als im Spiel zu dritt oder viert, denn da kann man nicht so gut kalkulieren, was man aus der Auslage später ggf. noch erhalten wird.
Je größer die Spielendenanzahl, desto höher der Frustfaktor bei der Plättchenauswahl. Zudem besteht das Risiko, weit vorzupreschen, um ein bestimmtes Plättchen aus der Auslage nehmen zu können. Als Konsequenz ist man in der Runde schneller fertig und riskiert, weniger Plättchen als die anderen zu erhalten. Natürlich wird man dann in der nächsten Runde damit belohnt, Startspielender zu sein, aber das heißt nicht unbedingt, dass die ersten Felder nach dem Startfeld mit Plättchen belegt werden, die man dringend gebrauchen kann.
Wer einmal führt
Wenn man es schafft, clever zu bauen und dann auch noch das Glück hat, dass man Plättchen bekommt, die sowohl in der Reihe als auch in der Spalte punkten, bringt das schon mal vier oder fünf Punkte ein. In unseren Runden war das oft ein Effekt, der den Sieg bedeutet. Natürlich gibt es auch Partien, die sich als Kopf an Kopf-Rennen erweisen. Wenn man während der Partie aber einmal abreißen lässt, ist man raus und das kann ein wenig frustig sein. Aufholen kann man in Pura Vida nicht so gut. Daher ist es auch so: Wer einmal deutlich führt, ist selten einholbar. Es ist nahezu immer derjenige, der die Schwelle der 20 Punkte überschreitet, auch der Sieger.
Immer im Blick, wofür es Punkte gibt
An der Optik lässt sich, wie eingangs bereits erwähnt, nichts aussetzen. Die Tiere und Hintergründe sind optisch schön und ansprechend gestaltet und gut aufeinander abgestimmt.
Auch die gute redaktionelle Bearbeitung ist zu loben: Man erkennt an den Strichen auf den Plättchen wo unten ist und auch die Pfeile heben sich deutlich vom Hintergrund ab. Die Wertungsbedingungen befinden sich in der Mitte des Spielplans und sind daher für alle stets sichtbar.
Verpasste Chance: Das Spielmaterial hätte, wenn man den Spielplan klappbar gestaltet hätte, auch in eine halb so große Schachtel gepasst.
- Ansprechendes Thema und stimmige Optik
- Einfache, zugängliche und schnell erklärbare Regeln
- Schöner Kniff beim Anlegen der Plättchen, der mit den Bewegungen der Tiere verknüpft ist.
Pura Vida ist ein Plättchenlegespiel mit Naturthema, das wenig wirklich Neues bietet. Es hat aber den schönen neuen Kniff, dass die Tierplättchen nur von bestimmten Seiten in die Auslage geschoben werden können.
Das ist eine nette Herausforderung, die aber niemanden länger als in der Erstpartie überfordert. Der Spielreiz ist daher für Vielspielende recht schnell erschöpft. Für Wenigspielende oder Familien ist es ein schönes, schnell erklärtes und flott gespieltes Spielangebot mit angenehmem Thema und ansprechender Optik.