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REVIEW | Rezension Min Amun

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Die Nilschwemme lässt nach und das Land bleibt fruchtbar zurück. Nun ist es die Aufgabe der Spieler, als gewissenhafte Gouverneure ihre Bezirke möglichst erfolgreich und gewinnbringend auszubauen. Ackerbau und Viehzucht gehören ebenso zu den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wie die Gewinnung von Alabaster und die Ansiedlung von Läden. Letztlich geht es natürlich darum, Ruhm, Reichtum, Ehre und natürlich Siegpunkte zu erzielen und das Spiel am Ufer des Nils zu gewinnen.

Das Spiel Min Amun könnte einigen bereits unter dem Namen „Fertility“ bekannt sein, das bereits 2018 bei Catch Up Games herausgebracht wurde. Lokalisiert wurde es dann in diesem Jahr vom Kobold Spieleverlag und damit auch dem deutschsprachigen Publikum unter neuem Namen bekannt gemacht.

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Der zentrale Spielplan ist flexibel zusammenbaubar und je nach Spielerzahl unterschiedlich groß. Der Spielplan weist viele leere Gebiete, Wasserflächen und Weizenfelder auf.

Jeder Spieler erhält drei sog. „Talplättchen“, die Dominosteinen ähneln, zweigeteilt sind und unterschiedliche Landschaftsformen zeigen. Es gibt, Rinder, Papyrus, Alabaster und Trauben, die auch als kleine Holzressourcen dem Spiel beiliegen. Die restlichen Talplättchen werden als Nachziehstapel bereitgelegt. Auch ihre Menge richtet sich nach der Spielerzahl. 

Vor jedem Spieler liegt ein Metropolentableau. Auf diesem können die Bezirke mit Plättchen ausgebaut werden. Auf diesen findet man Läden, hier können Statuen gebaut und Ressourcen abgelegt werden. Die Ressourcen und Bezirksplättchen mit Läden und Statuen werden bereitgelegt. 

Zudem erhält jeder Spieler noch vier Monumente – Obelisken, Pyramiden, Sphinxe oder Tempel. 

Ein Spielzug verläuft so, dass der Spieler ein Talplättchen auf dem zentralen Spielplan platziert. Liegt Landschaftsart an gleicher Landschaftsart, erhält man die entsprechende Ressource als Ertrag. Liegt das Plätzchen neben einem Weizenfeld, erhält man zudem Weizen, den man auf seinem Tableau auf der Weizenspeicherleiste abtragen darf. Je weiter man hier kommt, desto mehr Siegpunkte gibt es dafür am Ende.

Wichtig ist, dass Ressourcen direkt nach dem Erhalt auf dem Tableau untergebracht oder optional zum Kauf neuer Bezirksplättchen ausgegeben werden müssen. Man darf bis auf Weizen keine unverbrauchte Ressource mit in die nächste Runde nehmen.

Alle Ressourcen sind an Geschäfte oder Statuenbauplätze auf den Bezirksplättchen zu liefern und somit auf dem Metropolentableau unterzubringen. Hat eine Ressource dort keinen Platz, muss sie in den Vorrat zurückgegeben werden. 

Die Geschäfte zeigen immer an, welche Ressource benötigt wird, damit man bei Spielende einen Bonus erhält:

  • Dies können Deben sein, die Währung des Spiels und nichts anderes als Siegpunkte, 
  • andere Ressourcen oder man kann 
  • Statuen von Göttern erhalten. Je mehr unterschiedliche Götterstatuen im Spiel erschaffen werden, desto mehr Punkte erhält man bei Spielende. 

Auch mit den Monumenten kann man bei Spielende noch Punkte abräumen. Wer es schafft, ein Plättchen auf dem Spielplan komplett zu umbauen, darf auf dem Feld eines seiner Monumente platzieren. Punkte erhält hier derjenige, der am Ende des Spiels die meisten oder zweitmeisten Monumente auf dem Spielplan platzieren konnte. 

Das Spiel endet, wenn die offen ausliegenden Talplättchen nicht mehr nachgefüllt werden können. Jeder Spieler müsste nun neun Züge hinter sich haben. Dann erfolgt die Abschlusswertung auf dem beiliegenden Wertungsblock. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. 



AUTOR: Cyrille Leroy ■ GRAFIKER: Manoël Verdiel
VERLAG: Kobold Spieleverlag ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2020

2-4 Spieler

ab 10 Jahren

ca. 45 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Kobold)


SPIELGEFÜHL

„Hier ist aber eine Menge los!“ Das ist meist der erste Gedanke von Spielern, die das Material zum ersten Mal sehen. An die bunte und opulente Grafik gewöhnt sich das Auge jedoch recht schnell. Die Gestaltung des Spiels ist nicht jedermanns Sache, aber zumindest stimmt sie fröhlich und bietet einen stimmungsvollen Rahmen. 

Die Regeln von Min Amun lassen sich leicht vermitteln und schnell erfassen. Schließlich handelt es sich bei der Kernmechanik um ein recht simples Plättchenlegespiel. 

Der Kniff besteht darin, die erwirtschafteten Ressourcen immer direkt nach Erhalt sinnvoll einzusetzen. Die Regeln besagen, dass man seine gerade erhaltenen Ressourcen sofort wieder ausgeben und nicht mit in die nächste Runde nehmen darf. Dies zwingt uns zu Entscheidungen, die den interessanteren Teil des Spiels ausmachen:

  • Nutze ich die Ressourcen, um Läden zu beliefern und damit die Ressourcen quasi direkt in Siegpunkte zu verwandeln? 
  • Oder baue ich Götterstatuten, um am Spielende möglichst viele unterschiedliche von ihnen vorweisen zu können? 
  • Oder investiere ich in neue Bezirksplättchen, die mir neue Möglichkeiten eröffnen und gut zu dem passen, auf das ich mich vielleicht schon spezialisiert habe? 

Apropos spezialisieren: Das kann man in diesem Spiel sehr gut und meist führt an einer Spezialisierung auch kein Weg vorbei, wenn man um den Sieg mitspielen will. Auch hier gibt es wieder mehrere Möglichkeiten: 

  • Weizen sammeln — entscheidet man sich, den gesammelten Weizen nicht für den Einkauf neuer Plättchen zu verwenden und so die Weizensammelleiste ordentlich bis zum Maximalwert 40 hochzutreiben, kann man damit ordentlich Punkte machen. 
  • Eine andere Strategie ist die Spezialisierung auf Götterstatuen. Einer Tabelle auf dem Spielplan ist zu entnehmen, dass man auch mit der Sammlung sechs unterschiedlicher Götterstatuen bis zu 40 Punkten erhalten kann.
  • Deben sammeln — Auch hier ist es möglich, sich zum Beispiel auf eine Ressourcenart zu spezialisieren. In Kombination mit bestimmten Läden, die für diese Art an Ressourcen Sonderpunkte ausgeben, kann man auch hier ordentlich absahnen.
  • Monumente: Wer hier die Mehrheit auf dem Spielplan erreicht, erhält 15 Siegpunkte. Diese sind auch nicht zu unterschätzen, allerdings sind diese 15 Punkte meist nicht spielentscheidend.

Was gibt es neben der Spieltaktik sonst noch zu sagen? Was wirklich alle bisherigen Mitspieler als hinderlich bezeichnet haben, sind die winzigen Ressourcen. Warum diese bei der Lokalisierung nicht etwas größer gestaltet wurden, verstehe ich nicht. Die Materialien sind nicht nur klein, sondern winzig. Dafür aber sehr detailreich gearbeitet. Auch die Monumente, die sich optisch wirklich schön auf dem Spielfeld machen, sind in der Handhabung sehr fragil, da sie ständig wieder auseinanderfallen. Stehen sie einmal auf dem Spielfeld, sind die Pyramiden und Sphinxe aber wirklich sehr hübsch anzusehen und entsprechend stimmungsvoll.


Zusammenfassung

Bei Min Amun handelt es sich um ein leicht zugängliches, gehobenes Familienspiel, bei dem nicht das Zerstören der Pläne anderer, sondern eher der Aufbau der eigenen Pläne im Vordergrund steht. Was jeder auf seinem Spielplan macht, bleibt solitär. Es lassen sich aber schnell Erfolgserlebnisse verzeichnen, die ein positives Spielgefühl mit sich bringen. 

Das Spiel hat zu dritt und zu viert auch eine gute Länge. Zu zweit ist es recht schnell zu Ende. Geübte Spieler können eine Partie in 15 Minuten packen und das ist manchmal etwas zu schnell. Hier kann mit der empfohlenen Variante oder per Hausregel eine Verlängerung des Spiels erzeugt werden, indem einfach mehr Talplättchen verwendet werden. Empfehlung: Eher zu dritt oder viert, da dann mehr Rivalität um die Siegstrategien am Spieltisch entsteht. 

  • Variabilität durch flexiblen Spielplan und Dominoprinzip der Talplättchen.
  • Einfaches Spielprinzip auf (gehobenem) Familienniveau
  • Viele Möglichkeiten, positives Spielgefühl durch schnelle Erfolgserlebnisse
  • Kritikpunkt Material: sehr dünne Metropolentableaus, winzige Ressourcen und fragile Monumente
  • Einmal taktisch durchschaut, nimmt der Wiederspielreiz deutlich ab.
  • Optische Aufbereitung für den ein oder anderen zu Beginn reizüberflutend 

Aus meiner Spielerperspektive: Ich kenne das Spiel bereits über zwei Jahre als Fertility und mag es als leichtes Spiel für den Feierabend. Herausforderungen gibt es für mich nur noch wenige, dennoch kommt das Spiel ab und zu auf den Tisch und hat die Sammlung noch nicht verlassen. Ich mag an dem Spiel, dass man die Ressourcen sofort einsetzen muss. So hat doch jeder im Spiel eher das Gefühl von Chancengleichheit, da bei den Mitspielern keine Berge von Ressourcen liegen, während man selbst schlecht dasteht. Ich denke daher, dass Min Amun auch noch eine Weile bleiben darf.

2 COMMENTS

  1. Vielen Dank für diese und auch die vorherigen Rezensionen, Carina. Nach meinem Empfinden sind die alle verständlich geschrieben und vermitteln gute Eindrücke von den Spielen.

    Eine echte Verstärkung für die Brettspielbox, hier jetzt zusätzliche Spieleindrücke mitgeteilt zu bekommen.

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