Home Jahr 2021 REVIEW | Rezension Brettspiel Kingsbridge

REVIEW | Rezension Brettspiel Kingsbridge

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Nach „Die Säulen der Erde“, „Die Tore der Welt“ und „Das Fundament der Ewigkeit“ erzählt Ken Follett in „Kingsbridge“ nun die Vorgeschichte zu „Die Säulen der Erde“. Und wie zu den drei vorgenannten Büchern ist auch zu „Kingsbridge“ nun ein begleitendes Spiel erschienen. Kleiner und überschaubarer als die anderen drei, im praktischen DIN A5-Format, das sich im Buchhandel ganz prima neben den Büchern platzieren und mit vermarkten lässt. Geht es nur darum, auch dieses Buch wieder spielerisch zu begleiten oder kann Kingsbridge als Spiel auch mehr?

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

In Kingsbridge wird die Geschichte des Buches in Form von Handkarten in Reihen ausgelegt. Das Spiel enthält 104 Story-Karten mit den Werten 1-13, wobei jede Karte achtmal vorkommt. An sechs Reihenkarten wird jeweils eine erste Karte ausgelegt. Die Karten werden gleichmäßig unter allen Spieler:innen aufgeteilt und bilden den eigenen Nachziehstapel. Alle nehmen nun die ersten sechs Karten auf die Hand. 

Wer an der Reihe ist, darf entweder Karten an den ausliegenden Reihen passend anlegen oder Karten austauschen. 

  • Beim Anlegen wird immer aufsteigend angelegt, wobei kein Wert übersprungen werden darf. Es darf an unterschiedlichen Reihen angelegt werden. Nach dem Anlegen wird die Hand wieder auf sechs Karten ergänzt.
  • Reihen dürfen während des Anlegens auch bewegt werden, um passend an andere Kartenreihen angelegt zu werden und um Reihen zum neuen Anlegen wieder frei zu machen. 
  • Ist eine Kartenreihe von 1-13 vollständig, wird sie abgeräumt. An der Reihe kann mit dem Auslegen einer neuen Reihe begonnen werden. Diese muss nicht mit 1 beginnen.
  • Wer nicht anlegen kann, kann austauschen – ausgetauscht wird mit dem eigenen Stapel. Eine beliebige Anzahl Karten wird unter den Nachziehstapel gelegt und dann wird wieder auf sechs Karten nachgezogen.

Wer als erstes alle Karten des Stapels und alle Handkarten abgelegt hat, gewinnt Kingsbridge.

Ergänzend liegen dem Spiel noch weitere 10 Personenkarten bei, die unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen. Auch diese werden gemischt und als Stapel an alle Mitspielenden verteilt. Man darf immer die Person nutzen, die oben auf dem eignen Stapel liegt. Nach einmaliger Nutzung gibt man sie im Uhrzeigersinn weiter. Der nächste Mitspielende legt sie unter seinen Personenstapel.

Das Spiel kann auch solo und kooperativ gespielt werden.



AUTOR: Wolfgang Kramer ■ ILLUSTRATION/GRAFIK: Michael Menzel, Fine Tuning
VERLAG: VERLAG: Kosmos ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021

1-5 Spieler

ab 10 Jahren

ca. 20 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Solitär das Brettspiel

Wir könnten mit der Beschreibung und Rezension recht schnell fertig werden, wenn wir es direkt am Anfang auf diesen Punkt bringen wollen. Ja, Kingsbridge ist das allseits bekannte Solitär, dass die meisten noch aus ihren PC-Anfängen kennen. Auch, wer dies nicht kennt, könnte über die Spiele Skip-bo oder Rummikub Anleihen und Verwandtschaft erkennen.

Ganz klar – Kingsbridge ist nicht für die Vielspieler gedacht: Das Spiel richtet sich an Einsteiger oder Wenigspieler, die über das Buch die Brücke zu einem begleitenden Spiel finden. Dabei wird niemand groß ge- oder überfordert, das Glück sitzt mit am sonntäglichen Kaffeetisch, wo sich das Spiel bestens integrieren ließe. Daher meine Empfehlung: Die perfekte Geschenkidee für Bücherfreunde, die hin und wieder einem Spielchen nicht abgeneigt sind. 

Gestaltung mit Geschichtsbezug

Die Gestaltung des Spiels ist gelungen. Die Kartengestaltung ist sehr schön, besonders die Personenkarten überzeugen mit ihren „Charakterköpfen“. Spielerisch positiv ist noch hervorzuheben, dass die Werte der Karten auch für Linkshänder ablesbar auf den Karten angebracht sind.

Auf den einzelnen Zeichnungen der Karten sind wichtige Ereignisse aus der Geschichte rund um Kingsbridge abgebildet. Um das Spiel zu spielen, braucht man aber keinen Bezug zur Geschichte. Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich nicht beurteilen, ob es das Spiel interessanter macht, wenn man die Geschichte kennt. Spielerisch ist es einfach nur wichtig, die Reihen aufsteigend richtig abzubilden. Ich glaube daher, dass Kenntnis der Geschichte das Spielerlebnis auch nicht auf eine andere Ebene hebt.

Umsortieren und Boni – aber nicht zu viele

Was spielerisch ein wenig hampelig daherkommt, ist das Umsortieren von Reihen. Lege ich eine Teilreihe von fünf, sechs Karten von Reihe 6 an Reihe 1, dann benötige ich dafür mindestens zwei Hände, um das einigermaßen unfallfrei hinzubekommen. Am Computer ging das immer etwas eleganter… Aber die taktische Möglichkeit, die sich daraus ergibt, weitere Plätze zum Abspielen von Handkarten zu erhalten, ist diese Mühe allemal wert.  

Wenn ich dann alle sechs Handkarten abspielen konnte, wäre es schön gewesen, wenn ich wie bei Skip-bo, wieder neue sechs Handkarten hätte nehmen dürfen. Wäre ein schöner Bonus gewesen und kann man beispielsweise als Hausregel ergänzen. Ggf. führt dies bei einer Glückssträhne aber auch zu einem großen Ungleichgewicht und wurde deshalb weggelassen.

Personen bringen Pepp ins Spiel!

Sobald das Grundprinzip des Spiels verinnerlicht wurde, würde ich immer das sog. „Volle Spiel“ mit den Personenkarten bevorzugen. Diese machen Kingsbridge deutlich interessanter, da sie das Spiel durch das Auflösen von Pattsituationen beschleunigen können oder interessante neue Möglichkeiten zur Ablage von Karten ins Spiel bringen. Dies macht das simple Spielprinzip ein wenig anspruchsvoller und asymmetrischer. Auf diese Weise kann es bei Spielende auch mal nicht ganz „aufgehen“, was aber nicht weiter schlimm ist. Dann gewinnt, wer noch die wenigsten Karten hat.

Aber auch mit den Personenkarten kann das Glück bzw. Pech zuschlagen: Liegt bei Spielbeginn die Personenkarte oben auf dem Stapel, die es erlaubt, sich aus dem Ablagestapel eine Karte herauszusuchen und es dauert noch lange, bis es überhaupt einen Ablagestapel gibt, kann es schonmal passieren, dass der oder die anderen ihre gesamten Personenkarten schon durchspielen und sich die Personen bei einem Mitspielenden sammeln. Dieser „Personenstau“ löst sich zwar dann auch schnell wieder auf, passieren kann es aber.


Zusammenfassung

Kingsbridge ist ein schnell gelerntes Spiel mit niedriger Einstiegshürde – im Prinzip entspricht es dem bekannten Solitär. Das Grundspiel kann durch die beiliegenden Personenkarten ergänzt werden und erhält dann mehr Tiefgang und weitere Möglichkeiten, Karten schneller loszuwerden und damit das Spiel zu gewinnen. 

Kingsbridge ist nichts für Vielspieler, eignet sich aber prima als Geschenk für Einsteiger und Wenigspieler, die möglichst noch einen Bezug zum gleichlautenden Roman haben. Aber auch ohne Bezug zur Geschichte lässt sich Kingsbridge leicht erlernen und dient prima als lockerleichte Unterhaltung bei Kaffee und Kuchen oder am Abend bei einem Glas Wein. Es eignet sich auch gut für Zwei.

  • Einfaches Spielprinzip mit niedriger Einstiegshürde
  • Steigerbarer Anspruch durch die Personenkarten
  • Hübsche Gestaltung
  • Grundmechanismus: Brettspielumsetzung von Solitär
  • Niedriger Anspruch, glückslastig und nichts für Vielspieler
  • Bezug zur Geschichte ist da, aber unerheblich für das Spiel

Aus meiner Spielerperspektive: Kingsbridge ist schön gemacht, aber nichts für mich. Es hat für mich zu wenig spielerischen Anspruch und kommt daher bei uns nur noch auf den Tisch, wenn ich Wenigspieler:innen am Tisch habe . Für diese Zielgruppe möchte ich das Spiel auch empfehlen: Ich denke, gerade ältere Semester, die nicht viel Spielen, kann man hiermit sehr gut abholen. Das werde ich auch unbedingt noch ausprobieren und werde mich dann als Mitspielerin auch nicht langweilen.

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