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REVIEW | Rezension Brettspiel Hitster

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Eigentlich habe ich ja gar keine Expertise, um über dieses Spiel eine Review zu verfassen, da ich in Sachen Musik-Wissen eine ziemliche Null bin. Worin ich mich auskenne, ist zu erkennen, wenn Spiele so richtig gut auf dem Spieltisch ankommen… und siehe da: schon bin ich wieder im Spiel! 

Hitster ist nämlich ein Super-Tipp für das Spiel in großer Runde, bei dem sogar ein blindes Huhn (also ich) mal ein Korn findet. 

Carina Brachter


SPIELBESCHREIBUNG

Hitster ist nicht ohne die entsprechende App spielbar. Sie enthält auch alle Spielregeln, die nicht in gedruckter Form beiliegen.

Hitster enthält zahlreiche Karten, die auf einer Seite Angaben zu Musikstücken (Interpret, Jahr des Erscheinens, Titel) enthalten und auf der anderen Seite einen QR-Code, mit der man über Spotify die jeweiligen Musikstücke aufrufen kann. Das Spiel kann in vollem Umfang nur mit einem Spotify-Premium-Account genutzt werden, in abgesteckter Form mit Spotify Free.

Jede:r erhält eine Karte als Startkarte in die persönliche Auslage. Sie dient als zeitliche Referenz für die nächste Karte. Wer beginnt, zieht eine Karte vom Stapel ohne diese auf die Seite mit den drei Angaben zu drehen und scannt den QR-Code auf der Rückseite der Karte, damit der Musiktitel abgespielt werden kann. Nun gilt es, zu erraten, wie der gespielte Titel auf der Zeitleiste in der persönlichen Auslage eingeordnet werden kann – also vor oder nach der Referenzkarte, die vor einem liegt. Die Karte wird positioniert und erst dann umgedreht, wenn keiner der Mitspielenden Einspruch einlegt. Ist die Karte im Zeitstrahl richtig positioniert, bleibt sie liegen. Ist sie falsch positioniert, wird sie abgeworfen. Später folgende Karten müssen dann innerhalb des Zeitstrahls, der sich vor einem bildet, immer an die korrekte Stelle einsortiert werden.

Weiß der Spieler oder die Spielerin unabhängig von der richtigen zeitlichen Einordnung den Titel und den Interpreten des Stücks, gibt es zur Belohnung einen Spieltoken, von denen alle Spieler:innen bei Spielbeginn bereits zwei erhalten haben. Mit den Token können sie die folgenden Aktionen durchführen:

  • Erkennt man das Lied nicht, das gerade gespielt wir, kann man einen Token abgeben, um eine neue Karte mit einem neuen Musikstück zur erhalten.
  • Ebenso benötigt man einen Token, wenn man glaubt, dass ein Mitspieler seine Karte nicht richtig in den Zeitstrahl einsortiert hat. Dann positioniert man einen eigenen Token an die vermeintlich richtige Stelle beim Mitspielenden, bevor die Karte umgedreht wird. Hat man Recht mit seiner Vermutung, erhält man die beanstandete Karte und darf diese in seine eigene Auslage einsortieren.
  • Drei Token können abgegeben werden, um eine Karte vom Stapel zu ziehen und diese – quasi als Joker oder wild card – in seinen Zeitstrahl einzusortieren, ohne raten zu müssen.

Gewonnen hat Hitster, wer als erstes zehn Karten in der persönlichen Auslage zeitlich richtig angeordnet hat. 

Das Spiel ist noch in einer Pro- und Experten-Version spielbar. In der Pro-Version müssen immer Titel und Interpret genannt werden, wenn die Karte zeitlich einsortiert wird. In der Expertenversion muss das Erscheinungsjahr immer neben den anderen beiden Angaben korrekt benannt werden, bevor man die Karte einordnet.

Ebenso kann man Hitster auch in Teams spielen.



AUTOR: keine Angabe ■ GRAFIKER: keine Angabe
VERLAG: Jumbo ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022

2-10 Spieler

ab 16 Jahren

ca. 30 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu )


SPIELGEFÜHL

Hitster ist ein perfektes Spiel für Gruppen, es geht aber auch schon zu Zweit. Nicht nur die Mechanik macht es massenkompatibel, auch das Thema ist gruppentauglicher als Naturwissenschaften oder Geschichte. So hat es einen deutlichen Vorteil Spielen gegenüber, die wie Timeline, Anno Domini oder Cardline zu einem bestimmten Thema Kenntnisse erfordern. Denn das Thema Musik passt für viele und auch in fast allen Altersstufen. Das Spiel bietet dafür über 100 Jahre Musikgeschichte an, wobei sich doch das meiste nach 1960 abspielt…

Massenkompatibles Thema

Musik geht immer und mit Musik lässt sich eine Menge verbinden. Bei den meisten Liedern, die abgespielt werden, geht es erstmal darum, zu erkennen, um welchen Titel es sich handelt. Danach geht es darum: Wann habe ich diesen Titel gehört, welches Ereignis verbinde ich damit, habe ich dazu auf der Abifeier getanzt, habe ich den Song immer in dem bestimmten Urlaub gehört, lief der als ich mit einer Verletzung im Bett lag – und wann war das alles nochmal?

Auf zur persönlichen Musikzeitreise

Das schöne an Hitster ist: Diese Überlegungen stellen alle gleichzeitig und damit wird das Spiel für jeden eine individuelle Zeitreise in die eigene Vergangenheit mit wenig Downtime. 

Und das noch schönere an Hitster ist, wenn die Mitspielenden dann auch noch anfangen, sich darüber zu unterhalten. Wenn die Karte einsortiert wurde und das Jahr damit feststeht, kommen gute Gespräche auf wie: „Ja, das wusste ich ziemlich genau, das Lied verbinde ich mit unserer Abschlussfeier.“ „Ach, wurde das bei euch auch immer rauf und runter gespielt?“ Und schon schweifen alle ein wenig ab…

Sing and Swing

Abgesehen von netten begleitenden Gesprächen beschwingt die gespielte Musik die Raterunde. Der eine wibbelt zum Takt, der nächste startet einen ausgeprägten Sitztanz, zwei, drei singen mit. Da kommt gute Laune auf und so mancher Titel wird deutlich länger gespielt, als es für das Schätzen des Erscheinungsjahres notwendig wäre.

Hast Du Netz?

All das kann nur getrübt werden durch versagende Technik. Wie bei allen Spielen, die eine funktionierende App benötigen, steht und fällt auch hier der Spielspaß mit der reibungslos arbeiteten App. Bei schlechten Lichtverhältnissen und wenn das WLAN für die entsprechende Spotify-Verbindung fehlt, kommt es zu Hängern und das Spielvergnügen lässt rapide nach. Oft hat Hitster uns da aber nicht hängen lassen und wir konnten mit ein bisschen Fingerspitzengefühl beim Scannen doch schnell weitermachen.

Optimal wird der Spielgenuss noch, wenn man das Ganze mit einer mobilen Box koppelt, die rumgereicht werden kann. Auf diese Weise ist der Musikgenuss noch ein wenig besser.

Ach, lass uns doch einfach loslegen

In großen Gruppen (beispielsweise 10 Mitspielende) würde ich die noch vereinfachtere Version des Spiels empfehlen, in der man die Token einfach weglässt. In großen Gruppen dauert das Spiel schon lange genug, da jede:r irgendwie mal einen Fehler macht. Die Diskussion darüber, wer als erstes sein Veto eingelegt hat, um die Einordnung der Karte zu korrigieren, geht mir persönlich zu lang. Einfach hören, raten, richtig liegen oder scheitern, nächste:r dran – das fluppt ganz gut und macht allen Spaß und hält die Wertung einfach.

Token und Level

Mit Token sollte man daher eher in kleinerer Runde spielen. Da ist das alles besser nachvollzieh- und händelbar. Sind Spieler auf unterschiedlichem Niveau, empfiehlt Hitster, auf unterschiedlichen Leveln zu spielen. Die krassen Experten spielen dann im Expertenlevel, andere dann in der Pro-Version und Nieten wie ich in der Grundversion – in dieser gemischten Variante habe ich das Spiel noch nicht ausprobiert, aber sicherlich ist diese Option ein guter „Gleichmacher“, damit kein allzu großes Gefälle im Wissensstand Frust erzeugt. Musik-Kenner sind ja eh schon im Vorteil. Wenn sie sich dann auch noch durch die richtigen Titel und Interpreten weitere Token für Joker erspielen könnten, die sie ja eigentlich gar nicht benötigen, wäre das ja sinnlos.


Zusammenfassung

Hitster ist das optimale Partyspiel für musikinteressierte größere Runden, in dem im Wesentlichen eingeschätzt werden muss, in welchem Jahr vorgespielte Musiktitel erschienen sind. 

Durch das Thema, in dem sich die meisten gut auskennen, kommt es oft zu schönen Gesprächen und witzigen Situationen. Durch die musikalische Untermalung sorgt es immer für gute Stimmung am Tisch, die auch diejenigen Spaß macht, die beim Einschätzen der Titel schon mal daneben liegen.

Hitster kann in unterschiedlichen Spielmodi gespielt werden, die auch für einzelne Spieler:innen je nach Kenntnisstand unterschiedlich gewählt werden können. 

Da man es aber nicht zwingend jeden Tag spielen muss, bekommt es ein

  • Gut für größere Gruppen geeignet
  • Partyspiel, das gute Stimmung an den Tisch zaubert
  • Bringt jedem Mitspielenden eine persönliche kleine Musikgeschichten-Zeitreise
  • App und Spotify-Premium-Account notwendig (Minimum Spotify Free)
  • Technik muss mitspielen
  • Regeln sind nur in der App und online verfügbar

Aus meiner Spielerperspektive: Ich mag Hitster in der vereinfachten Grundversion am liebsten, da ich ganz schlecht darin bin, mir Interpreten und Titel von Musikstücken zu merken. Spielt man Hitster in großer Runde, reicht das zeitliche Einsortieren auf jeden Fall für ein richtig gutes Spielerlebnis. Die Gespräche, die Kleinigkeiten, die man von den Mitspielenden erfährt, gefallen mir bei dem Spiel am besten. Es ist sicher nichts für jeden Tag, aber in einer musikinteressierten Spielgruppe gibt es vermutlich kaum etwas besseres, was man auf den Tisch bringen kann.

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