Ein Mitspieler überraschte uns beim Testspielen von Hashi enorm, indem er darauf verwies, dass „Hashi“ im Japanischen „Brücke“ heißt. Was so ein japanischer Austauschschüler doch für Spezialkenntnisse vermitteln kann, die einem in der Brettspielszene dann irgendwann mal ein sehr anerkennendes Kopfnicken einhandeln können!
Was es mit diesen Brücken auf sich hat, schauen wir uns im Folgenden mal gemeinsam an.
Carina Brachter
SPIELBESCHREIBUNG
Jede:r Spieler:in erhält ein abwischbares Spieltableau, auf dem Inseln abgebildet sind, die mit gestrichelten Linien verbunden sind und einen Stift.
Die 18 Spielkarten werden gemischt, eine komplett aus dem Spiel entfernt, und die restlichen 17 dann bereit gelegt.
Los geht es: Jede:r trägt auf eine der Inseln eine 3 oder 4 ein und gibt das das Tableau an den/die linken Nachbar:in weiter.
Nun wird die erste Karte aufgedeckt. Die Karten weisen im oberen Bereich eine Zahl zwischen 1 und 6 auf, die in eine Insel eingetragen werden kann. Im unteren Bereich der Karte findet sich eine Anzahl an Brücken zwischen 1 und 3. Diese können auf den gestrichelten Wegen zwischen den Inseln eingezeichnet werden, um diese mit Hilfe der Brücke zu verbinden.
Die wichtigsten Regeln dabei sind:
- Es dürfen keine Kreuzungen entstehen.
- Brücken dürfen erst von Inseln weg gebaut werden, die eine Zahl tragen.
- In Inseln mit Fahnen dürfen erst Zahlen eingetragen werden, wenn eine Brücke zu ihnen führt.
- Zwischen zwei benachbarten Inseln dürfen maximal zwei Brücken gebaut werden.
- Eine Insel gilt als „fertig“ und bereit für eine Wertung, wenn die Anzahl der zu ihr führenden Brücken der auf ihr eingetragenen Zahl entspricht.
- Man kann auf das Eintragen der Inselzahl, auf das Eintragen der Brücken oder auch auf beides verzichten.
Auf weitere Details gehe ich hier nicht weiter ein.
Auf diese Weise werden alle 17 Karten durchgespielt. Wer es als erstes schafft, alle Inseln mit roter Fahne (vier Stück) fertig zu stellen, erhält Bonuspunkte. Gleiches gilt für die schnellste Fertigstellung der drei Inseln mit blauen Fahnen. Ebenso gibt es Bonuspunkte, wenn man als erstes sechs durch Brücken verbundene Inseln fertigstellt. Grundsätzlich gibt es am Ende des Spiels für jede korrekt fertiggestellte Insel zwei Punkte. Nach Addition der im Spielverlauf erlangten Bonuspunkte gewinnt, wer die meisten Punkte erzielen konnte.
Die Spielertableaus haben eine etwas schwierigere Rückseite für eine größere Herausforderung. Ebenso kann man Hashi auch solo spielen.
AUTOR: Jeffrey D. Allers ■ ILLUSTRATIONEN/GRAFIK: Oliver Freudenreich, Sandra Freudenreich
VERLAG: NSV ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021
1-4 Spieler
ab 8 Jahren
ca. 20 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu NSV)
SPIELGEFÜHL
Das Spiel beruht im Grunde auf dem japanischem Logikrätsel namens Hashiwokakero – deutsch „Baue Brücken!“.
Und der Charakter des Logikrätsels ist auch bei Hashi dominierend. Wer keine Logikrätsel mag, wird mit Hashi nicht glücklich werden. Wem diese Art Hirnverzwirbler liegt, wird den Mitspieler:innen deutlich überlegen sein.
Gestaltung und Material
Das Schachteldesign gefällt mir sehr gut, auch die Karten greifen diese Gestaltung auf. Die Spielertableaus führen diese Optik dann aber nicht konsequent fort. Hier ist ein – besonders farblicher – Bruch spürbar, der in fast allen Spielerunden als irritierend angemerkt wurde. Das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch.
Toll ist wie immer das Material. Die Spielpläne haben eine robuste Stärke, sind nahezu rückstandsfrei wieder abwischbar und am besten sind natürlich die beiliegenden Stifte, die wir mittlerweile für alle derartigen Spiele nutzen.
Spielprinzip mit leichtem Kontrollzwang
Das Logikprinzip von Hashi ist noch unverbraucht und den meisten nicht bekannt. Schön, dass es nun für ein Flip & Write entdeckt wurde.
Hashi ist schnell gelernt, aber nicht so leicht gemeistert. Die Regeln sind überschaubar und leicht vermittelt, sie einzuhalten ist aber nicht immer einfach.
Man hat schnell mal einen Fehler gemacht, eine Insel mit zu vielen Brücken verbunden und bemerkt dies erst ein paar Runden später.
In der Spielregel wird daher auf diese Problematik bereits hingewiesen. Es ist ratsam, nach jedem Spielzug nochmal kurz zu kontrollieren, ob man auch alles richtig gemacht hat, denn schnell kann man nicht mehr nachvollziehen, welche Brücke man beispielsweise als letztes eingezeichnet hat. Da das Tableau ja abwischbar ist, ist eine ggf. notwendige Korrektur schnell und einfach durchführbar.
Für das gesamte Spiel gilt aber: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser und noch besser ist es, damit auf dem eigenen Spielplan zu beginnen!
Interaktion und Fallstricke
Das Spielprinzip übt besonders auf Logiker und Optimierer einen besonderen Reiz aus. So ist auch das Spielklima denklastig und recht solitär. Interaktion kommt bei den Wertungen der Inseln mit roten und blauen Fahnen sowie der „wer-als-erstes-6-Inseln-fertig-hat“-Wertung ins Spiel. Dies hat Wettrenncharakter und verleitet mal schnell dazu, sich etwas zu verbauen, um als erstes die Sonderpunkte einzuheimsen. Wenn das dann nicht klappt und man erkennt, dass man sich dafür auch noch anderes verbaut hat, ist die Lernkurve hoch… Das wird einem bei der nächsten Partie nicht mehr so leicht passieren und man wird planvoller zu Werke gehen.
Allerdings ist es uns immer wieder passiert, dass wir vor lauter Planung und Denkarbeit vergessen haben, darauf zu achten, wer als erstes die sechs Inseln fertiggestellt hat. Das dann zu rekonstruieren, ist nahezu aussichtslos.
Abwechslung
Wer immer weiter dazu gelernt hat, findet weitere Abwechslung auf der B-Seite des Spielplans, auf dem mehr Inseln und mehr mögliche Wege im Raster zu finden sind. Die Seite ist noch einmal etwas herausfordernder und bietet für diejenigen neue Optionen, die die A-Seite mittlerweile spielend meistern.
Ebenso ist Hashi solo spielbar. Dies habe ich nicht ausprobiert, vermute aber, dass sich hier prima üben lässt.
Zusammenfassung
Hashi beruht auf einem noch unverbrauchten Logikrätsel und kleidet es in ein Flip & Write. Das Spiel ist ein Traum für Denker und Optimierer, Bauchspieler brauchen ein wenig Übung, um gut mithalten zu können. Hashi eignet sich daher nicht als Absacker, sondern gut, um den Denkapparat zu Beginn eines Spielabends ordentlich auf Trab zu bringen.
Dem solitären Spielcharakter wurden einige interaktive Elemente beigefügt, die die Spieler:innen dazu zwingen, auch über den Tellerrand des eigenen Tableaus zu schauen.
Wer Hashi aus dem Regal zieht, muss wach sein. Vermeintlich leichte Unterhaltung ist es nicht.
- Sehr gutes Spielmaterial,
- tolle Stifte
- Abwechslung, da durch die Karten und die zwei Spielplanseiten jede Partie anders sein wird
- Man muss schon ein wenig offen sein für Logikspiele
- Gestalterischer Bruch zwischen Cover und Spielplänen
Aus meiner Spielerperspektive:
Es war keine Liebe auf den ersten Blick, aber natürlich wollte ich besser werden – an dieser Stelle hat mich das Spiel dann schnell erwischt. Es hat ein paar Partien gedauert, bis ich einen akzeptablen Highscore für mich verbuchen konnte und ich die Kniffe drauf hatte, die mich haben ordentlich abschneiden lassen.
In den Testrunden war schön zu beobachten, wem solche Spielprinzipien von Natur aus liegen und wem nicht. Aber Übung macht auch hier den Hashi-Meister.
Zweitmeinung Christoph
Ich mag Flip | Roll n Write Spiele. Auch wenn ich die Aufmachung – wie Carina – eher etwas spröde empfinde, macht Hashi mir sehr viel Spaß und ich bin Partien nicht abgeneigt. Dabei entpuppt sich das Spiel als sehr knackig und durch die unterschiedliche Kartenreihenfolge als sehr abwechslungsreich.
Mit Grüblern würde ich das Spiel eher ungern Spielen, da dann der Spielfluss für mich verloren geht. Gelungen ist die Kartenübersicht, die gerade nach hintenheraus hilfreich ist, um nachzuvollziehen, welche Karten noch im Spiel sind – wenn es nicht gerade die eine Karte ist, auf die man vergebens wartet.
Hashi ist jedoch schon ein eher anspruchsvolles Flip n Write Spiel, was man nicht mal so eben zwischen Tür und Angel spielt.