Home Jahr 2021 REVIEW | Rezension Brettspiel Genotyp

REVIEW | Rezension Brettspiel Genotyp

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Gregor Johann Mendel, ein Augustinermönch, begann im 19. Jahrhundert, eine Reihe von Experimenten, in denen er die Hybridisierung von Erbsenpflanzen untersuchte. In seinen Experimenten kreuzte er Erbsenpflanzen und untersuchte ihre Nachkommen nach bestimmten Merkmalen. Seine Beobachtungen prägten all das, was wir heute als Genetik kennen.

Lasst uns mal sehen, ob das dazugehörige Spiel, Genotyp: Ein Spiel über die Mendelsche Genetik, ähnlich prägend ist. Eine Anmerkung allerdings vorneweg: Wir haben uns zur Messe das, von Genius Games angebotene, Upgrade-Kit gekauft und damit das Spiel aufgewertet. Manche der abgebildeten Materialien sind so nicht in der normalen Version enthalten.

Tim Schleimer


SPIELBESCHREIBUNG

In Genotyp schlüpfen wir in die Rolle von Forschern, die auf dem Gelände von Mendels Kloster arbeiten und versuchen, die Funktionsweise der genetischen Vererbung zu verstehen. Dabei kreuzen wir verschiedene Erbsenpflanzen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Im Laufe des Spiels sammeln wir also Erbsenpflanzenkarten, die jeweils eine Reihe gewünschter Eigenschaften aufweisen. Durch eine Kombination aus Worker Placement und Dice Drafting sammeln wir die erforderlichen Eigenschaften, um die auf den Karten gezeigten Anforderungen zu erfüllen und dadurch Punkte zu erzielen.

Das Spiel selbst wird dabei über 5 Runden gespielt, von denen jede aus mehreren Phasen besteht. Diese sind sehr gut auf dem Spielplan in der oberen rechten Ecke abgebildet. In der ersten Phase platzieren wir abwechselnd unsere Arbeiter auf die verschiedenen Aktionsfelder auf dem Spielbrett. Damit können wir uns die erste oder zweite Wahl in der folgenden Dice Drafting Phase sichern, Spielende-Wertungen aktivieren, die Würfelwerte manipulieren, Karten nehmen, ausspielen oder auch fertige Pflanzen ernten.

In der zweiten Phase draften wir abwechselnd die Würfel und verwenden diese, um die verschiedenen Eigenschaftsanforderungen auf unvollständigen Pflanzenkarten zu erfüllen. Nach dem Werfen werden die Würfel nach Farbe und dann nach Nummer sortiert und mit den Tabellen am Rand des Spielplans verglichen. Diese Tabellen kann ich manipulieren und somit auch die Wahrscheinlichkeit, gewisse Eigenschaften zu würfeln.

Nun haben wir die Chance unsere gewünschten Würfel nehmen zu können. Allerdings darf ich nur zuerst auswählen, wenn ich dafür ein Arbeiter eingesetzt habe um die ertse (oder auch zweite) Wahl bei den Würfel zu haben. Erst wenn diese Arbeiter ausgewertet sind, kommen alle anderen zum Zug. Die Würfel repräsentieren ein bestimmtes Merkmal auf meinen Pflanzenkarten. Dieses Merkmal darf ich nach dem draften auf einer meiner ausliegenden Pflanzenkarten abdecken. Das ist notwendig, um diese Pflanze später ernten zu können.

In der letzten Phase haben wir die Möglichkeit, unsere Münzen auszugeben, um Upgrades für die Forschungsfinanzierung zu erhalten. Es gibt verschiedene Upgrades – neue Felder für Erbsenpflanzen, ein höheres Würfellimit, mehr Arbeiter, oder eine der ausliegenden Sonderfähigkeiten. Nach dem Kauf eines Upgrades wird aber auch der Preis erhöht, sodass die Nachfolgenden mehr bezahlen müssen, falls sie das gleiche Upgrade auch kaufen wollen.

Das Spiel endet nach der fünften Runde. Danach zählen wir die Punkte und bestimmen den Sieger.



AUTOR: John Coveyou, Paul Salomon, Ian Zang ■ GRAFIKER: Tomasz Bogusz, Amelia Sales VERLAG: Genius Games ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021

1-5 Spieler

ab 14 Jahren

ca. 60 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu BGG)


SPIELGEFÜHL

Das erste, was man von einem Spiel wahrnimmt, ist das Cover. Und das ist bei Genotyp wunderschön illustriert. Wir blicken auf die Oberfläche eines Tisches hinab. Auf diesem Tisch ruht ein gut abgenutztes Tagebuch. Mehrere Seiten sind aus der Bindung gefallen und darauf sind akribische handschriftliche Notizen zu sehen. Das Thema dieser Notizen liegt verstreut auf der Tischoberfläche: Erbsen. Mit einem einzigen Bild wird hier alles vermittelt, worum es in diesem Spiel geht. Die Arbeit des Illustrators Tomasz Bogusz hat viele Titel von Genius Games geziert und ich war immer beeindruckt. Aber für mich persönlich, ist dies sein bisher bestes Werk.

Der Spielablauf ist auch gut abgestimmt. Genotyp bringt uns zu jeder Zeit in die missliche Lage, uns entscheiden zu müssen, ob wir unsere Chancen erhöhen, indem wir mehr Karten erhalten, Münzen verdienen, um unsere Züge effizienter zu machen, oder uns spezialisieren, um mehr Siegpunkte zu erhalten. In einer perfekten Welt könnten wir natürlich all diese Dinge erreichen. Wir müssen keine schwierigen Entscheidungen treffen und haben alle Zeit der Welt, um unsere Pläne zu verwirklichen. Aber dies ist Genotyp und in echter Worker Placement-Manier ist die Zeit knapp und jeden Plan, den wir uns ausdenken, wird fast sicher schief gehen, sobald ein Gegner den ersten Arbeiter auf das Brett legt.

Kern des Spiels ist das Dice Drafting, denn hier findet die meiste Action statt. Oftmals gibt es Konkurrenz für ganz bestimmte Merkmale und genau diese werden natürlich nur ein einziges Mal geworfen. Dann ist es wichtig die erste Wahl zu haben. Aber soll ich dafür wirklich einen Arbeiter einsetzen? Ist dies die effizienteste Maßnahme? Gebe ich vielleicht auch noch meinen Gegnern einen Vorteil, wenn ich versuche, diesen einen bestimmten Würfel zu bekommen? Genotyp zwingt uns oft dazu, unsere Prioritäten neu zu überdenken, und wir wissen nie, ob wir auch wirklich die richtige Entscheidung treffen oder nicht – bis die zur Endwertung. Ich habe verschiedene Strategien in verschiedenen Spielen ausprobiert und keine davon scheint besser zu sein als die andere. Es ist definitiv ein Spiel, das einen auf Trab hält. Dabei vermindert die mögliche Manipulation der Tabellen nicht nur das Glückselement, sondern bringt einiges an Interaktion mit sich.

Der einzige wirkliche Kritikpunkt des Spiels ist, dass es sich zu zweit noch etwas leer anfühlt. Bei höheren Spielerzahlen kommt man sich ständig in die Quere. Zu zweit gibt es immer noch eine sinnvolle Option. Ich bin selten damit konfrontiert, zwischen den besten von mehreren suboptimalen Optionen wählen zu müssen, wie es in Parteien zu dritt oder zu viert durchaus der Fall sein kann. Das reicht aber nicht aus, um mich vom Spielen abzuhalten. Auch wenn das Spiel zu zweit noch nicht optimal funktioniert, macht es trotzdem viel Spaß. Schließlich liegt der Reitz von Genotyp nicht nur im Spieldesign selbst, sondern auch darin, dass ich, im Anschluss an eine Partie, das Internet durchsuche, um alles über Punnett Squares und De Novo Mutations herauszufinden. Das scheint das Markenzeichen von Genius Games zu sein; Sie bieten ein unterhaltsames Spielerlebnis und wecken gleichzeitig eine echte Neugier auf die Welt um uns herum.


Zusammenfassung

Genotyp ist ein cleverer Mix aus Worker Placement und Dice Drafting, der mich überzeugt hat. Auf Kennerspiel Niveau bietet es ein ordentliches Maß Interaktion, ohne den strategischen Charakter zu verlieren. Vom Material kann es sich auch sehen lassen, das gilt natürlich umso mehr für das Upgrade Kit. Sicherlich wird es noch einige Male auf dem Tisch landen, nur eben nicht zu zweit. Da hätte der Verlag auch gerne 3-5 als Spieleranzahl angeben können.

  • Hochwertiges Matetrial
  • Richtiges Maß an Interaktion
  • Mitigation des Würfelglücks
  • Zu zweit zu wenig Spannung


Aus meiner Spielerperspektive:

Die meisten meiner Partien spiele ich zu zweit. Von daher ist es schade, dass Genotyp zu zweit viel an Spielspaß verliert. Trotzdem hat es mich als Mehrpersonenspiel überzeugt.

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