Mit dem Brettspiel Echt Spitze ist ein weiterer Titel in der Klein & Fein-Reihe von Schmidt erschienen. Nach Kannste Knicken wurde hier wieder das Autorenduo Wrede/Querfurth tätig und führt seine innovativen Ansätze für Roll & Write-Spiele auch hier weiter fort.
Carina Brachter
AUTOR: Klaus-Jürgen Wrede & Ralph Querfurth ■ GESTALTUNG: Olga Cross, Leon Schiffer
VERLAG: Schmidt Spiele ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2022
1-4 Spieler
ab 8 Jahren
ca. 20 Minuten
Spielregeln (ext. Link zu Schmidt Spiele)
SPIELGEFÜHL UND FAZIT
Bei Echt Spitze haben die Spieler:innen die Aufgabe, ihre 5×5-Raster auf ihren Spielbögen sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite zu füllen und dabei möglichst viele Punkte durch das Sammeln von Symbolen oder Komplettieren von Reihen und Spalten zu sammeln.
Zunächst wird gewürfelt – je nach Mitspielenden mit 4 bis 6 Würfeln. Dann dürfen alle in der Spieler:innenreihenfolge einen Würfel wählen, um diesen auf das eigene Raster zu platzieren. Je nach Würfelwert wird damit eine bestimmte Reihe oder Spalte markiert. Wer gewürfelt hat, entscheidet, ob die übrigen Würfel nochmal gewürfelt werden. Danach wählen alle einen zweiten Würfel aus, der mit dem bereits liegenden Würfel einen Schnittpunkt bildet. Dort darf ein Kreuz auf dem Spielbogen eingetragen werden.
Handelt es sich hier um ein Feld mit einer abgebildeten Seifenblase, kreuzt man es nicht nur an, sondern durchsticht es auch mit seinem Bleistift auf der beigefügten Spielmatte. Dann dreht man das Blatt um und spielt so lange auf der Rückseite weiter, bis auch dort wieder eine Seifenblase zerstochen wird.
In Level 1 und 2 des Spiels geht es im Wesentlichen darum, dabei Sets von bestimmten Symbolen zu sammeln und dabei auch noch möglichst viele Reihen und Spalten vollständig abzukreuzen. Ist eine bestimmte vorgegebene Menge erreicht, erhält man eine bestimmte Anzahl an Punkten. In Level 3 des Spiels, wenn man Echt Spitze bereits auf Expertenniveau spielt, geht es auch darum, mit abgekreuzten Felder bestimmte Polyomino-Formen zu bilden und die Diagonalen zu füllen. Hier kommen einem die Würfel zu Hilfe, die das Setzen von zusätzlichen benachbarten Kreuzen ermöglichen.
Das Spiel endet, wenn einer der Mitspielenden drei Sets von Symbolen vollständig gesammelt hat. Dann werden alle Punkte durch Sets, Reihen sowie sonstige Erträge addiert und es gewinnt Echt Spitze, wer die meisten Punkte erzielen konnte.
Echt Spitze bringt einen neuen Kniff in die – sollte man meinen – doch bereits nahezu ausgereizte Welt der Roll & Write-Spiele. Wie bereits bei Kannste Knicken kommt auch hier die Rückseite des vor uns liegenden Bogens ins Spiel, die doch sonst meist außer Acht gelassen wird.
Dies hat Vor- und Nachteile: Das Durchstechen des Bogens ist ein durchaus witziges Element – vor allem, weil der Verlag mitgedacht und eine sehr praktische Schaumstoffmatte dem Spiel beigefügt hat, auf der man seine Spielbögen ohne Beschädigung des Tisches und sehr kontrolliert durchpieksen kann.
Das Hin und Her der Seiten kann aber bisweilen auch dazu führen, dass man die Orientierung verliert und gar nicht mehr ganz genau weiß, auf welcher Seite des Blattes man sich gerade aktiv befindet. Gerade, wenn man nochmal etwas nachschauen wollte oder erreichte Symbole auf der Seitenleiste ankreuzt, kann schonmal die Frage entstehen: Wo war ich denn gerade dran? Meist kann das aber durch die Spielhistorie wieder rekonstruiert werden.
Die Interaktion des Spiels ist relativ gering und besteht im Wesentlichen darin, dass man sich günstige Würfelwerte wegschnappen kann. Der erste jeweils gewählte Würfel wird auf das eigene Spielblatt genommen und steht daher den anderen nicht mehr zur Verfügung. Zweien, Dreien und Vieren sind meist beliebter als Einer und Fünfer.
Gut, dass dies beim Wählen des zweiten Würfels nicht der Fall ist. Da wählen alle aus dem Würfelpool, so dass Würfel auch mehrfach gewählt werden dürfen. So hat man im besten Fall immer zwei Optionen für den zu wählenden Schnittpunkt zur Auswahl. Das ist eine notwendige Flexibilität, sonst wäre man bei der Gestaltung seines Spiels zu sehr eingeengt.
In Level 1 und 2 sind außerdem die Würfel, mit denen wir Zusatzkreuze auf Felder machen dürfen, die keine Seifenblase zeigen, besser einsetzbar als in Level 3, wo es von Seifenblasen nur so wimmelt. Hier wird es nämlich schon schwierig, diese sinnvoll zu nutzen.
In Level 1 sammeln wir aber erstmal noch recht harmlos unterschiedliche Obstsorten ein. Wer als erstes ein Set vervollständigt hat, bekommt mehr Punkte als die Mitspielenden. In Level 2 tun wir dies mit Blumensorten, wollen nebenbei aber auch noch mit dem Ankreuzen von Bienenstöcken Punkte machen und den Mitspielenden das Vollenden von Reihen und Spalten vermiesen. In Level 3 schließlich wollen wir bereits recht anspruchsvoll unsere Kreuze gemäß bestimmter Tetris-Formen anordnen, da wir für das Vollenden der Formen punkten. Hier zählen auch nicht mehr Reihen und Spalten, sondern die Diagonalen.
Der Anstieg an Herausforderungen ist durch die unterschiedlichen Level und Schwierigkeitsstufen zwar gegeben, der Wiederspielreiz verpufft dann aber leider recht schnell. Auch, wenn das Durchpieksen der Spielerbögen anfangs noch ganz witzig erscheint, wird es nach und nach eher ein wenig lästig.
Auch das Rennen um den höheren Wert beim Sammeln der Symbole ergibt keinen richtigen Wettrenncharakter, der wirklich zündet. Dadurch, dass man die Wertungsleiste am Rande des Spielbogens umknicken muss, um sie immer im Blick zu haben, steht sie oft hoch und man kann eh nicht richtig sehen, wie weit die Mitspielenden gerade so sind.
Alles in allem war in den Partien, die wir gespielt haben, wenig Stimmung am Tisch.
Leider hat uns Echt Spitze daher nicht so gut gefallen wie andere Vertreter der Reihe, die ich mir immer sehr gerne anschaue und auf die ich mich immer freue. Die Innovationsfreude der Reihe gefällt mir, allerdings heißt „Innovation“ nicht immer, dass sie auch begeistert. Daher bin ich mit meinem Urteil in diesem Fall etwas verhalten.
- Neues, innovatives Dreh-Element
- Praktische Schaumstoffmatte zum leichten Durchpieksen
- Kleine Schachtel zum leichten Mitnehmen
- Man kann beim Wenden des Blattes schonmal die Orientierung verlieren
- Unpraktische Wertungsleiste am Blattrand
- Spielreiz geht nach ein paar Partien verloren