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REVIEW | Rezension Brettspiel Alpino

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Brettspielbox Brettspiele

Plättchenlegespiele mit Naturthema gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Daher muss ein Spiel, das in diesem Genre daherkommt, schon etwas Besonderes haben, um noch entsprechend positiv auffallen und sich durchsetzen zu können. 

Auch Piatnik hat mit Alpino ein Plättchenlegespiel mit Naturthema auf den Markt gebracht – ob es sich positiv abheben kann, lest Ihr im Folgenden.

Carina


Alpino ist ein Plättchenlegespiel, das mit Domino-ähnlichen Plättchen gespielt wird. Auf ihnen sind auf fünf unterschiedlichen Landschaftstypen fünf unterschiedliche Tiere sowie die Wasserstelle abgebildet – immer zwei auf einem Plättchen. Dabei können auch schon einmal die Landschaftstypen und/oder Tiere gleich sein.

Bevor das Spiel losgeht, erhalten alle Mitspielenden verdeckt ein Geheimplättchen, das sie bei Spielende noch an ihre Auslage anlegen dürfen, bevor es in die Wertungsphase geht.

In jeder Runde werden Plättchen in die Tischmitte gelegt – 4 Plättchen bei zwei oder drei Mitspielenden, 5 Plättchen bei vier Mitspielenden. Die Person mit dem Startplättchen darf sich als erstes ein Plättchen aus der Auslage nehmen und in die eigene Auslage legen, dann folgen die anderen im Uhrzeigersinn. 

Beim Anlegen muss Folgendes beachtet werden: Plättchen müssen immer mit einer Landschaftsart passend angelegt werden, ebenso natürlich nur orthogonal angrenzend. Mit der Positionierung versuchen wir, die größte zusammenhängende Gruppe einer Tierart zusammenzustellen, denn bei Spielende erhält nur die größte Gruppe aller Mitspielenden Punkte.

Die Punkte ergeben sich dadurch, dass der Startspielende das übriggebliebene Plättchen unter ein Punkteplättchen einer Tierart oder der Wasserstelle schiebt. Dadurch erhöht sich der Punktwert, den man für die größte dieser Tiergruppen erhält, um 1. 

Können keine Plättchen mehr in die Auslage gelegt werden, endet das Spiel. Alle Mitspielenden dürfen nun noch ihr Geheimplättchen in ihrer Auslage anlegen. Nun wird ausgewertet, wer die größte Tiergruppe der jeweiligen Tierart hat und die Punkte erhält, die sich durch die Anzahl der Punkteplättchen ergibt. Wer die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt Alpino.

Brettspiel Regeln

Spielregeln (ext. Link zu Piatnik)


Mit Alpino legt Piatnik in der Kategorie der Plättchenlegespiele eine sehr einfache Variante vor. Die Entscheidungen, die hier von den Spielenden verlangt werden, sind dabei absolut überschaubar und für nahezu jede:n zu schaffen. Zwei Aspekte sind beim Plättchenlegen relevant: Zum einen muss ich schauen, welches der Plättchen aus der Auslage überhaupt gemäß der Landschaftsregel passend angelegt werden kann. Zum anderen muss ist darauf achten, welches Tier ggf. mehr wert ist als die anderen und wie ich meine Tiergruppe entsprechend vergrößern kann. Das ist eigentlich auch schon alles und das in überschaubaren acht bzw. neun Zügen – dann ist Alpino auch schon vorbei.

Das kann jeder mitspielen

Je nach Zielgruppe kann das ein enormer Vorteil sein – in gemischten Familienrunden, in denen die Kleinen, aber auch Opa und Oma mit am Tisch sitzen, kann Alpino alle abholen. Mit seiner kurzen Spieldauer und dem simplen Wertungssystem ist es in überschaubarer Zeit machbar und überfordert niemanden. Der Kern der Spielregeln passt zudem inklusive Beispielen auf drei Seiten und ist gut verständlich. Zugänglichkeit ist damit auf jeden Fall gegeben. 

Für alle, die häufiger spielen oder dem Familienspielsegment entwachsen sind, bietet Alpino aber zu wenig. Am ehesten würde ich es dann noch in der Runde zu zweit empfehlen, weil ich da zumindest viermal im Spiel beeinflussen kann, welches Plättchen unter die Punkteplättchen geschoben wird und habe damit wenigstens ein bisschen das Gefühl, die Geschicke für die Wertung mit lenken zu können. 

Wenig Entscheidungsspielraum

Bei vier Spielenden kann ich sogar nur zweimal im Spiel entscheiden, wo ich das in der Auslage übriggebliebene Plättchen unter die Punkteplättchen schiebe. Wenn dann im Zweifelsfall noch ein Plättchen übrigbleibt, das auf zwei Seiten das gleiche Tier zeigt, welches ich in meiner Auslage noch gar nicht habe, fühlt es sich nicht gut an, damit auch noch den Wert der Tiergruppen von Mitspielenden zu erhöhen. Da bleibt nur wenig Entscheidungspielraum übrig und der Ausgang des Spiels erscheint als Glückssache.

Auch zu Beginn kann das blöd laufen: Als Vierter muss ich fast nehmen, was übrigbleibt. Bleiben nur durchgängig einfarbige Plättchen, fehlt mir in Runde zwei für das Anlegen die Varianz. Wenn es schlecht läuft, was ich leider erlebt habe, muss ich in der folgenden Runde , weil ich nicht passend anlegen kann, ein Plättchen auf die Rückseite mit den Wasserstellen umdrehen – was mich aber bei der Bildung der Tiergruppen schon ordentlich zurückwirft. Natürlich liege ich dann vorne für die Mehrheit bei den Wasserstellen, aber das ist eher ein trauriges Trostpflaster.

Überschaubare Punkteausbeute

Am Ende des Spiels ergeben sich durch die sehr einfach gehaltenen Wertungsweise nur sehr wenig Punkte, die zu vergeben sind. Während im Spiel zu zweit die Ergebnisse gerne zwischen 7 und 11 Punkten liegen, sind sie im Spiel zu Viert noch deutlich geringer: 3, 4 oder 5 Punkte sind da schon die ganze Punkteausbeute. Außerdem kann es ganz schnell auch mal schlimm kommen und man geht ohne Punkte aus der Partie, da man gar keine Tiergruppe in die Wertung bekommen konnte. Auch das fühlt sich nicht gut an. 

Daher ist es wichtig, die Auslage der Mitspielenden im Blick zu behalten: Wenn nur die größte Gruppe Punkte erhält, dann muss ich versuchen, da entsprechend mitzumischen und den anderen auch bewusst mal ein Plättchen wegzuschnappen.

Ich hätte mich redaktionell für ein alternatives Wertungssystem entschieden, in dem jeder Punkte für seine Tiergruppen erhält, indem man die Anzahl der erzielten Tiere mit den Punktwerten der Punkteplättchen multipliziert. Das hätte am Ende ein belohnenderes Gefühl ergeben: Zum einen, da ich einfach mehr Punkte erziele und zum anderen, weil dann meine ganze Auslage auch zu einem Ergebnis führen würde und nicht nur einige wenige Tiere.

Dies ginge aber zu Lasten der Einfachheit der Wertung und ich würde auch weniger darauf achten, was die Anderen tun, weil ich dann nicht mehr zwingend die größte Tiergruppe haben müsste. 

Und jetzt kommt noch ein Luchs!

Ein schöner Kniff im Spiel ist das Geheimplättchen, welches wir am Ende des Spiels und vor der Wertung ins Spiel bringen können. Es stellt sich doch immer die Frage: Wer hat wie viele Tiere, habe ich noch die Mehrheit und vielleicht mit meinem geheimen Plättchen den Überraschungseffekt auf meiner Seite? Hier können Mehrheiten nochmal ins Wanken geraten, weil doch einer der Mitspielenden noch das fünfte Murmeltier zur Mehrheit in seine Auslage gepuzzelt bekommt. Wer diesen Effekt aber kennt, wird in folgenden Partien nach Möglichkeit vorbauen und immer so spielen, dass die Mitspielenden maximal einen Gleichstand erzielen können und nicht mehr vorbeiziehen. Da bei einem Gleichstand alle die Punkte erhalten, kann man mit einem Gleichstand meist gut leben. 

Das geht aber hübscher

In Naturthemen kann meist die Optik der Spiele punkten. Leider wurde auch hier eine Chance verpasst. Während die Tiere noch schön gestaltet sind, verliert das Spiel optisch durch die Gestaltung der Hintergründe. Diese symbolisieren zwar die unterschiedlichen Landschaftsarten, allerdings sind sie lediglich flächig dargestellt und die Tiere stehen ohne Bezug auf einem farbigen Untergrund. Das erzeugt wenig Naturflair. Am schlimmsten wird es bei den Geheimplättchen bzw. den Wasserstellen, die auf dem Joker-Hintergrund dargestellt sind. Auf ihnen sind in einem Streifenmuster alle Hintergründe dargestellt, ein Anblick, der – mein persönlicher Geschmack – in den Augen schmerzt. Alpino gewinnt für mich daher auch leider nicht optisch.

  • Sehr zugänglich, überschaubare Regeln und kurze Spieldauer
  • Unkompliziertes Wertungssystem
  • Geheimplättchen als schöner Kniff mit Überraschungseffekt
  • Wenig spannende Entscheidungen
  • Mit zunehmender Spielendenzahl sinkt Einflussmöglichkeit
  • Leider keine Augenweide

Alpino ist ein Plättchenlegespiel, das wenig neu macht. Es richtet sich an ungeübte Spielende und macht für die seine Sache auch gut – zugänglich, überschaubare Regeln und Wertungssystem und flottes Spieltempo. 

Spielende mit mehr oder viel Spielerfahrung kennen die Mechanismen und kennen im Zweifelsfall auch Spielalternativen, die ihre Sache besser machen. Mir fehlen leider spannende Entscheidungen, Gestaltungsspielraum und auch der optische Charme, um Begeisterung empfinden zu können. 

Wer etwas Einfaches sucht, das er gut auch spielunerfahrenen Verwandten zu Weihnachten schenken kann, ist hier sicher richtig – alle anderen werden sonst schnell nichts mehr zu entdecken haben. 

AUTOR: Mads Floe
ARTIST: Christine Alcouffe
VERLAG: Piatnik
ERSCHEINUNGSJAHR: 2024

1-4 Spielende

8 Jahre

20 Min.

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