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REVIEW Ragusa

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Zum zweiten Mal in der Zeit der Brettspielbox gibt es eine Gastrezension. Ich freue mich, dass ich Robin de Cleur dafür gewinnen konnte, der hier das Spiel Ragusa vorstellt.

Vielen Dank dafür.


AUTOR: Fabio Lopiano ■ GRAFIKER: Bartlomiej Roczniak
VERLAG: Braincrack Games|Giant Roc ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2019

1-5 Spieler

ab 10 Jahren

ca. 40-80 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Giant Roc)


Die zweite Rezension wird auch leider die letzte Gastrezension von Robin in der Brettspielbox sein. Vielen Dank dafür.

Leider oder für ihn auch glücklicherweise, geht die Reise wieder in Richtung Asmodee, wo er nach einer Auszeit wieder als Leiter Presse aktiv sein wird. Das verträgt sich natürlich nicht mit der Tätigkeit des Rezensenten.

Daher war es ein kurzes Intermezzo hier in der Brettspielbox.

Doch nun zum Spiel:

Review zu Ragusa:

Städtebau im Zeichen der Corona-Beschränkungen

Ragusa spielt in der gleichnamigen Stadt (heute als Dubrovnik und damit als Drehort von Kings Landing aus Game of Thrones bekannt), und man übernimmt quasi den Ausbau der Stadt zu der florierenden Handelsmetropole, die sie im 15. Jahrhundert war. Man errichtet Steinbrüche, Sägewerke oder Silberschmieden, baut an der Kathedrale mit oder an der Stadtmauer inklusive Wachtürmen und macht Geschäfte am Markt oder am Kai.

Kurz gesagt: Man setzt Gebäude ein, erhält so Rohstoffe, die man in Waren umwandeln und damit Handel treiben kann, und erfüllt am Ende hoffentlich Bedingungen für Siegpunkte. Wenn alle Gebäude eingesetzt sind, gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.

Wie funktioniert das Spiel?

Der Einsetzmechanismus bildet den Kern des Spiels. Es ist die einzige Aktion, die man ausführt und dabei gilt es einiges zu beachten: Hat man genug Rohstoffe zum Bau, aktiviert man vielleicht einen oder mehrere Mitspieler, kann man alle Aktionen, die man auslöst, sinnvoll ausführen?

Gebäude – je nach Spieleranzahl hat man 9 bis 13 Stück – setzt man an ein Eckfeld von drei Hexfeldern. So aktiviert man immer drei Aktionen und / oder erhält Rohstoffe. Dabei gilt es zu beachten, dass man nur ein Gebäude bauen darf, wenn man genügend Holz oder Stein besitzt: Pro eigenem Haus, das an dasselbe Feld angrenzt, braucht man einen entsprechenden Rohstoff. So passiert es gerade in der Stadt, wo die punkteträchtigen Aktionen sind, dass man nicht genügend Steine hat, um das dritte Haus an ein Feld zu setzen.

Setzt man ein Gebäude innerhalb der Stadt oder an der Mauer drum herum ein, aktiviert man Aktionsfelder: Waren können produziert werden, sofern Rohstoffe vorhanden sind (die Rohstoffe werden dabei nicht verbraucht und können in späteren Runden wieder genutzt werden), Stadtmauerstücke oder Türme können errichtet werden, der Handel mit Schiffen oder am Markt ist möglich, oder man sichert sich zusätzliche Wertungen am Spielende.

Jedes Feld, das ein Spieler aktiviert, wird für alle daran angrenzenden Gebäude auch für jeden anderen Spieler aktiviert. Hat man selbst zum Beispiel zwei Gebäude am Baumeister und setzt sein drittes, erhält man für jedes eigene Gebäude je ein Mauerstück, also insgesamt drei. Alle anderen Spieler, die dort bereits Gebäude platziert haben, erhalten anschließend ebenfalls Mauerstücke in Höhe der Anzahl ihrer Gebäude.

So ergibt sich ein schönes Dilemma dazwischen, den eigenen Bedarf zu erfüllen und andererseits die Mitspieler nicht zu sehr profitieren zu lassen. Doch wenn man den Einstieg verpasst, hat ein anderer Spieler vielleicht schon zwei Gebäude an einem Feld, bevor man selbst auch nur eins platziert hat. Dann fühlt es sich unangenehm an, dort für zunächst eine einzige Aktion noch ein eigenes Gebäude einzusetzen für den Preis, den anderen doppelt zu aktivieren. Andererseits habe ich die anderen beiden Aktionsfelder am Hex-Schnittpunkt vielleicht schon stark zu meinem Vorteil besetzt. Da gilt es abzuwägen.

Wie punktet man?

Das Einsetzen von Gebäuden ist alles, was man in Ragusa tut. Punkte erhält man zum einen während des Spielverlaufs, zum anderen über bestimmte Bedingungen am Spielende. Während des Spiels bringt zum Beispiel das Kaufen von Schiffskarten, für die man Waren braucht, Punkte, oder der Verkauf von Waren. Die muss man vorher an entsprechenden Gebäuden produzieren, wofür wiederum entsprechende Rohstoffe (Trauben für Wein, Oliven für Öl, Erz für Silber) benötigt werden. Zusätzlich gilt es, die Stadtmauer ausbauen: Hier erhält man beim Einsetzen Punkte für eigene angrenzende ​Gebäude und Türme. Jedoch kann man durch geschicktes Einsetzen von Gebäuden und Türmen auch von der Mauer anderer Spieler für die Endwertung profitieren. Oder man nutzt den Fischhändler und holt sich einfach für je zwei Fische, die man hat. Fische sind eh praktisch, da sie auch für fehlende Rohstoffe eingetauscht werden können.

Während der Endwertung kommen Bonuskarten zum Tragen, von denen man bei Aufbau eine erhalten hat und weitere im Spiel sammeln kann. Sie geben Bedingungen vor, die am Ende erfüllt sein sollten, um bis zu zwölf Punkte pro Karte zu erhalten. Das reicht von vier Punkten pro Erz bis zu zwei Punkten pro unterschiedlicher gekaufter Schiffskarte. Außerdem kann man Punkte für Warensets (Wein, Öl und Silber) erhalten, wenn man sich an der Kathedrale platziert hat. Zuletzt wird noch einmal für jeden Spieler die jeweils längste Mauer gewertet, an der eigene Gebäude oder Türme stehen. Die Mauer kam uns im Spiel recht stark vor, man sollte sie nicht ignorieren. Die Endwertung kann viele Punkte einbringen und die Reihenfolge auf der Punkteleiste noch einmal deutlich ändern.

Und wie gefällt das Spiel? (FAZIT ROBIN)

Manche Spiele fühlen sich sehr unterschiedlich an, je nachdem wie viele Personen dabei sind. Für mich ist Ragusa von Braincrack Games und Giant Roc so ein Spiel. Corona-bedingt habe ich vor allem Partien zu zweit mit meiner Frau gespielt und war schwer begeistert. Einfacher Einstieg, steile Spannungskurve mit kniffeligen Entscheidungen.

Dann habe ich das Spiel solo getestet. Das war für mich eher ernüchternd. Es funktioniert gut, aber der Verwaltungsaufwand ist sehr hoch. Man spielt zwei Bots zusätzlich, und die Abbildungen für deren Steuerung sind furchtbar schwierig zu erkennen.

Mit Lockerung der Beschränkungen haben wir dann mit einem befreundetet Paar zu viert gespielt und einmal via Videochat zu dritt. Es war ein ganz anderes Spiel. Wo zu zweit Strategien entwickelt werden konnten und man sich etwas aufbaut, war im Spiel mit mehreren schnell klar: hier muss man anders denken. Einsetzfelder waren schneller belegt, als man gucken konnte. Bonuskarten – im Spiel zu zweit problemlos zu bekommen – wurden rar. Mehr als zwei oder drei Gebäude an ein bestimmtes Feld anbauen: Pustekuchen. Trotzdem hat es mir gefallen, wenn auch nicht so gut wie mit zwei Spielern. Der Fokus liegt klar auf schnellen Erfolgen, aus langfristigen Strategien werden sinnvolle Taktiken.

Insgesamt finde ich Ragusa wirklich gelungen. Eingängige Regeln, kurzweilige Spieldauer und wie bereits gesagt eine spannende Spielkurve von vielen Möglichkeiten zu extrem kniffeligen Entscheidungen. Das Material – Holz, und: Jede Spielerfarbe besitzt ein eigenes Materialschächtelchen – macht Spaß, der Spielplan ist zwar anfangs unübersichtlich, aber man gewöhnt sich schnell daran. Insgesamt ein wirklich gutes Spiel, das ich Eurogamern ans Herz legen kann.

Fazit Christoph

Ich kann die Eindrücke von Robin bestätigen. Mir haben ebenfalls die Partien zu zweit wie auch zu dritt am Besten gefallen.

Je mehr Teilnehmer beim Spiel, desto mehr stehen sich die Spieler auch auf den Füßen. Auch wenn sich das Spiel schnell spielt, ist mir zu viert und vor allem zu fünft die Downtime zu lang. Zudem sind mir aufgrund des der Spieleranzahl angepaßtem Material die Möglichkeiten zu begrenzt, wenn so viele Teilnehmer dabei sind.

Je nach Teilnehmern stehen gerade einmal 9-13 aktive Aktionen zur Verfügung, was verdammt knapp ist.

Zu zweit wie auch zu dritt ist Ragusa jedoch ein schöner taktischer Leckerbissen.

Im Zentrum steht das Nutzen der Effekte der Aktionen. Zum einen sind hier die eigenen gemeint, aber man muss sich auch Gedanken machen, was die eigenen Mitspieler für Züge planen, denn in der Stadt profitiert man (bis auf zwei Ausnahmen) von jeder neuen Aktion eines Mitspielers. Kombiniert mit den verschiedenen Zielkarten muss man sich teilweise kurzfristig entscheiden, an welcher Stelle zusätzlichen Aktionen zu tätigen sind.

Dazu steht man immer wieder vor kniffeligen Entscheidungen, sich auf Felder zu setzen, um entsprechende Ressourcen oder Aktionen für sich zu sichern. Wenn da nicht wieder einer der Mitspieler zu vorgekommen wäre. Ihr merkt der Interaktionsgrad ist sehr hoch.

Je fortgeschrittener das Spiel, desto höher wird auch der administrative Aufwand. Denn sobald man selbst seine Aktionen abgehandelt hat, sind die Mitspieler dran. Das hat auf der einen Seite den Vorteil, dass alle irgendwie immer dran sind (außer bei vier oder fünf Spielern), dass es aber auch schwerer ist, seine eigenen Züge im Voraus zu planen, da man immer wieder aus seinen Gedanken gerissen wird.

Die Spielzeit von knapp 60 Minuten ist angemessen. Zu zweit sogar drunter, was vielleicht auch für ein Spiel spricht, was man an einem langen Spielabend zusätzlich dazunehmen kann.

Warum man am Kai Markwaren und am Markt Schiffswaren handelt, habe ich übrigens auch nicht ganz verstanden.

Von mir gibt es ein „Immer mal wieder“. Zu zweit wie auch zu dritt, jederzeit gerne. Mit mehr Beteiligten fehlt mir etwas Spiel, da wir weniger Züge haben, uns zu sehr auf den Füßen herumstehen. Zudem ist die Downtime nach hinten durch das Abwickeln diverser Züge (teilweise ohne die Beteiligung aller Spieler) zu lang.

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