Wir verstehen uns ohne reden.
Irgendwie war es wie ein Deja vu.
2015 breitete sich ein Spiel auf der Spielwarenmesse Nürnberg über viel Mundpropaganda aus welches mit dem schlichten Namen The Game daher kam. Das Spiel war vorher völlig unbekannt und sehr überraschend in seiner Form. Inzwischen gibt es schon eine Erweiterungen bzw. seit Herbst eine zwei Personenvariante.
Nun schreiben wir das Jahr 2018 und der Nürnberger Spielekartenverlag ist inzwischen für die ein oder andere Überraschung gut. Dennoch war man sich nicht ganz sicher – nach der Ankündigung eines Krachers durch Reinhard Staupe im Vorfeld – tatsächlich so ein gutes Spiel in Händen zu halten.
Und???
Er hatte recht. The Mind ist ein Kracher.
Hier geht es übrigens zum Interview mit Wolfgang Warsch
Das Spiel
Die Regeln sind denkbar simpel in diesem kooperativen Kartenspiel. Wir haben Karten von 1 bis 100, die gut gemischt werden. Anschließend gibt es je Level x Karten (d.h. in Level 1 eine Karte etc.) pro Spieler. Nun gilt es die Karten in eine aufsteigende Reihenfolge zu bringen. Dabei darf nicht kommunizieren und jeder Spieler muss, wenn er eine Karte ablegt, seine niedrigste spielen (gerne auch mehrere, diese aber einzeln und hintereinander).
Legt nun ein Spieler eine Karte aus und hat/haben ein oder mehrer Spieler eine oder mehrere Karten, deren Wert niedriger ist, so kostet dieses der Gruppe ein Leben (zu Beginn hat man vier) und spielt weiter. Schafft man es die Karten in die richtige Reihenfolge zu bringen, so geht es in das nächste Level.
Ergänzend gibt es die Möglichkeit durch Handzeichen einen Stern einzusetzen. Durch den Einsatz legen alle Spieler die jeweils niedrigste Karte ab.
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Autor: Wolfgang Warsch • Grafiker: Oliver Freudenreich • Verlag: NSV • Jahr: 2018
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Material
In der BRETTSPIELBOX befinden sich: Karten von 1 bis 100, 12 Levelkarten, 5 Leben, 3 Wurfsterne.
Einfache funktionale Karten. Hier kann jedoch aufgrund der schwarzen Basisfarbe und des häufigen Gebrauchs an den Rändern Abnutzungserscheinungen auftreten.
Einstieg
Der Einstieg ist denkbar einfach. Es geht sehr schnell das Spiel zu erklären.
Spielgefühl
Zunächst einmal gibt es ein wenig ungläubiges Staunen. Wie soll das denn gehen, dass man Karten in die richtige Reihenfolge bringt, ohne mit einander zu reden. Aber es geht. Und die Verblüffung bleibt. Kooperation ohne Reden kenn ich von Magic Maze, aber The Mind ist anders, noch reduzierter.
Das Spiel ist sehr emotional, auch wenn es manchmal schlicht gar keine offensichtlichen Emotionen gibt, weil man sich anstarrt und schauen muss, wer das Nichtstun am besten aushält. Das kann gut gehen und man schafft es innerhalb der Gruppe sich vernünftig zu sortieren, und mal auch nicht: ich erinnere mich da an ein „Anstarrduell“ mit Harald, bei dem er am Ende die 99 vor meiner 98 legte, weil wir uns einfach nicht sicher waren, wer nun niedriger lag. Dann gibt es Enttäuschung wie auch umgekehrt Erleichertung, sollte es doch knapp klappen. Und es stehen viele knappe Entscheidungen an. Aber dafür gibt es zum Glück auch mit dem Stern die Möglichkeit zwischendurch mal einzugreifen.
Manchmal hat man das Gefühl, dass die Gruppen wie von einer unsichtbaren Hand gelenkt werden. Sehr spannend.
Zudem muss ich sagen, dass ich meinen Mitmenschen/-spielern noch nie so häufig in die Augen geschaut habe, um in irgendeiner Form eine Regung oder Gefühl herauszudeuten. Echt spannend. Dadurch dass eigentlich (theoretisch) jeder Mitspieler zu jeder Zeit eine Karte spielen kann, ist der Interaktionsgrad immens hoch. Die Spannung ist zum Greifen nah und entlädt sich nach jedem geschafften Level. Daher ist das Synchronisieren zu Beginn eines jeden Levels wie ein Startschuß, das Gehirn voll auf das Spiel zu konzentrieren und verschafft zusätzliche Atmosphäre.
Gemäß der Spielregeln darf man „NICHTS“ verraten. Das muss jede Gruppe für sich selbst entscheiden, wie weit dieses NICHTS geht. In meinen verschiedenen Runden, gab es sicherlich ein Wegschauen, Arme verschränken, Karten zucken, was bei ganz strenger Regelauslegung eher verboten wäre. Aber dass soll jeder untereinander ausmachen.
The Mind spielt sich in Gruppen zu viert anders als im Duell. Je mehr Spieler, umso schwerer ist es, da man sich auf mehr Spieler einstellen muss. Wir haben es inzwischen auch schon in Gruppen zu fünft gespielt, was auch funktioniert hat und Spaß gemacht hat.
Langzeitspaß
Gut es ist ein kleines Kartenspiel. Aber ich kann mich rückblickend nur an sehr wenige Spiele erinnern, die ich in so kurzer Zeit so häufig gespielt habe.
Dieser ist zum einen durch die Schwierigkeit bedingt, denn es bedarf vieler Partien, die jeweiligen Levelgrenzen / -ziele von 8 – 10 – 12 bei 4 – 3 bzw. 2 Spieler zu erreichen. Des weiteren spielt sich das Spiel auch mit unterschiedlichen Gruppen anders. Und es ist spannend mit verschiedenen Menschen das Spielerlebnis von The Mind zu teilen und dass habe ich während und am Rande der Messe sowie zu Hause getan. Und ich werde dran bleiben.
Das Spiel reiht sich bei mir in die Reihe von Qwixx, The Game und Noch mal! ein, welches gerne zu vielen Gegenheiten wieder herausgeholt wird.
Gesamtbeurteilung 9/10
Glasklare Empfehlung für dieses kleine Spiel. Es macht einfach Spaß und ist sehr ansteckend, das Spiel zu allen möglichen Gelegenheiten auszuprobieren.
Erweiterungen:
Auszeichnungen:
Spielregeln (ext. Link zu Nürnberger Spielekartenverlag)
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Ok, das muss man dann wohl mal selbst erlebt haben. Wenn man es streng nach Regeln spielt, kann ich mir nicht vorstellen wie das klappen soll. Ohne Reden, aber mit Gestik / Mimik könnte ich das schon eher glauben. So wird das meiste doch eher durch Zufall entschieden und wenn mal dann mal gewinnt, sind alle erstaunt wie gut das Gedankenlesen funktioniert. ^^
Da ist sicherlich etwas Zufall dabei. Aber auch eine Menge Gefühl, das Zögern der anderen zu deuten. Im Laufe einer oder mehrerer Partien baut sich da eine Menge „Verständnis“ für den Gegenüber auf.
Ok, das kannst Du sicher besser beurteilen als ich ohne Spielerfahrung. 🙂 Mich hat die ganze Sache jetzt auch schon neugierig gemacht, muss ich sagen. Und als Kartenspiel wird das sicher auch nicht die Welt kosten.
Hinzu kommt, dass ich The Game nicht habe, fand das Design immer abstoßend. The Mind finde ich dagegen echt schön gemacht.
Also ich muss gestehen, dass ich es auch unbedingt probieren wollte, nachdem es auf mehreren Blogs so hochgelobt wurde. Nach zwei Partien zu zweit hatten wir beide jedoch keine Lust mehr auf das Spiel. Einerseits gab es nicht so viele Glücksmomente, andererseits bietet das Spiel einfach zu wenig. Wenn das Spiel nun dieses Jahr ausgezeichnet werden würde, wäre es aus meiner Sicht eine weitere Enttäuschung nach dem bereits enttäuschenden (weil langweiligen) letzten Sieger des roten Pöppels.