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Interview: Marvin Hegen von Nerdlab Games

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Auf der SPIEL wird mit Nerdlab Games auch ein neuer Verlag an den Start gehen. Im Gepäck Mindlab ein 2 Personen-Kartenspiel, welches zunächst in einer limitierten Kleinauflage an den Start gehen wird. Dieses soll einen einzigartigen Mechanismus haben. Zusätzlich aufhorchen musste ich beim Co-Designer Richard Garfield.

Eine Finanzierung via Kickstarter zu einem späteren Zeitpunkt ist bereits eingeplant.

Steckbrief

Marvin Hegen

  • seit 2020 als Verlagsinhaber von nerdlab aktiv

Spiele:

  • Mindbug

Das Interview

Brettspielbox: Nerdlab Games ist ein neuer Verlag. Stell dich bzw. euch bitte mal kurz vor?

Marvin: Nerdlab Games ist ein recht junger Verlag mit mehreren spannenden Projekten in der Pipeline. Derzeit fokussieren wir uns auf die Veröffentlichung und Weiterentwicklung von Mindbug, unserem ersten Strategie-Kartenspiel.

Brettspielbox: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, selbst Spiele zu entwickeln und einen Verlag zu gründen? Was ist eure Motivation?

Marvin: Nerdlab Games ist vor etwa 2 Jahren als Projekt von mir entstanden. Von Anfang an war klar, dass ich meine Passion für Kartenspiele vertiefen und zu mehr als einem Hobby machen wollte. Das erste Ziel war klar: Am Ende sollte ein selbstentwickeltes und veröffentlichtes Kartenspiel stehen. Aber der Prozess, wie man von einer Idee zu einem fertigen Spiel kommt, war mir damals noch nicht so klar.

Deshalb habe ich 2018 den Nerdlab Podcast ins Leben gerufen. Darin beschreibe ich meine Reise vom Spielefan zum Spieledesigner und Publisher. Im Rahmen von Interviews hole ich mir und meinen Zuhörern dabei immer wieder Tipps von den erfolgreichsten Game Designern der Branche. Da viele Spieler auch an dem Entwicklungsprozess interessiert sind oder einen ähnlichen Traum wie ich verfolgen, konnte ich durch den Podcast unschätzbare Kontakte in der Branche knüpfen. Ohne die Nerdlab Community wäre Mindbug wohl nie entstanden. Daraus ziehe ich bis heute meine Motivation und meinen Antrieb. 

Brettspielbox: Was bedeutet der Name und für welche Spiele steht ihr?

Marvin: Nerdlab hat tatsächlich zwei Bedeutungen. Zum einen steht es für unser “Labor” in dem wir unsere Spiele entwickeln. Und zum anderen handelt es sich um die Abkürzung: Nerd Like A Boss. Diese Abkürzung unterstreicht, dass wir die Liebe zu unseren “Nerd” Hobbies zu unserem Job machen wollen und in der Branche mit neuen Ideen vorangehen wollen.

Wir wollen für Kartenspiele mit hoher strategischer Tiefe stehen. Uns reizen aber nicht nur kompetitive Spiele, sondern auch kooperative Spiele und vor allem Multiplayer-Erfahrungen. Das sind Bereiche in denen strategische Kartenspiele unserer Meinung nach noch viel Raum für Verbesserungen und Innovationen haben.  

Brettspielbox: Mindbug, ein kleines Kartenspiel, ist euer erster Titel? Vielleicht kannst du das Spiel mal kurz vorstellen? Was ist das besondere daran? Wer ist die Zielgruppe von Mindbug?

Marvin: Mindbug ist ein wirklich einzigartiges Strategie-Kartenspiel. Eines unserer Designziele war es, das Spielgefühl eines typischen Trading Card Games (wie Magic: The Gathering oder Pokémon) zu erreichen, dabei aber einige der bekannten Probleme dieser Spiele zu vermeiden.

In Mindbug gibt es beispielsweise kein Deckbau und somit auch keinen unfairen Vorteil für einen der Spieler. Außerdem kein pay-to-win und keine guten oder schlechten Matchups. Die Spieler teilen sich einen gemeinsamen Kartenstapel und haben somit die gleichen Chancen auf den Sieg. Einfach mischen und los gehts. Es gibt auch keine langwierige Aufbauphase in der jeder Spieler Ressourcen sammelt und erstmal seine “schlechte Karten” spielt. In Mindbug gibt es schlicht und ergreifend keine Ressourcen.

Der Anspruch war, dass jede Karte einzigartig, aufregend und interessant sein soll. Der ein oder die andere denkt jetzt vielleicht: Da es keine Ressourcen wie Mana oder Kristalle gibt, könnte man doch in der ersten Runde direkt seine stärkste Kreatur spielen und schnell gewinnen, oder? Genau, aber hier kommt die Besonderheit: Jeder Spieler hat zwei Mindbugs zur Verfügung, die er nutzen kann, um die Kontrolle über eine gegnerische Kreatur zu übernehmen. Dadurch kann man sich nie sicher sein ob man nicht mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird. Es geht also darum den Wert einer Karte zu beurteilen. Dieser Wert ist natürlich je nach Spielsituation unterschiedlich und erfordert ein taktisches Abwägen. Ob man gewinnt hängt im Endeffekt nicht vom Glück ab, sondern lediglich von den eigenen Entscheidungen. Das macht Mindbug einzigartig und verlangt den Spielern ein komplett anderes Denkverhalten ab, als bisherige Kartenspiele dieser Branche. 

Brettspielbox: Ein Co-Autor ist Richard Garfield. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Marvin: Richard Garfield war zu Gast im Nerdlab Podcast, um mit mir über Game Design zu sprechen. Einer seiner Ratschläge an neue Game Designer war möglichst viele unterschiedliche Spiele zu testen. Also bot ich ihm nach der Show an auch mal ein Auge auf unsere Mindbug-Entwürfe zu werfen. Mein Pitch war damals etwa so: “Wir haben eine Auto-Balancing Mechanik, die es uns ermöglicht total verrückte und einmalige Karteneffekte zu designen, ohne dass das Spiel unfair wird. Und unsere Karten brauchen dafür nicht einmal unterschiedliche Ressourcen wie Mana oder Crystals.”
Seine kurze Antwort war damals: “This must be an overstatement”. Ich konnte ihn also nicht sofort überzeugen, aber immerhin sein Interesse wecken, um sich das Spiel genauer anzuschauen. Nach unserem ersten gemeinsamen Spiel sagte er dann. “I am impressed, can we play again?”.

Und seit dieser Zeit arbeiten wir gemeinsam daran das Spiel jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Der Input von Richard Garfield und Skaff Elias, ein Kollege von Richard, sind für uns unbezahlbar. Die Kooperation mit diesen beiden Veteranen hat mich tief beeindruckt.  

Brettspielbox: Mindbug wird später über Kickstarter finanziert und zur SPIEL in einer limitierten erscheinen? Wieviel Exemplare stehen im Oktober zur Verfügung?

Marvin: Die erste Auflage ist wirklich klein. Im digitalen Spielbereich würde man das als eine closed beta bezeichnen. Nach einer langen Entwicklungszeit war es uns jedoch wichtig Feedback von einer größeren Zahl an Spielern zu bekommen bevor wir im Rahmen der Kickstarter den weltweiten Vertrieb aufbauen. Wer eine Version von Mindbug “First Contact” ergattern will, sollte sich also beeilen 🙂 

Brettspielbox: Wo kann man euch auf der SPIEL treffen und das Spiel ausprobieren?

Marvin: Den Nerdlab Games Stand findet ihr in Halle 6 unter der Nummer: 6-G113
Dort könnt euren First Contact mit dem Mindbug machen. Aber Vorsicht: Wir garantieren nicht dafür, dass er nicht vielleicht auch von Euch Besitz ergreift. Seine Art kann sehr “ergreifend” sein. 

Brettspielbox: Welche Spiele werden in der Zukunft von euch noch geplant? Eher kleine Spiele oder auch größere Brettspiele?

Marvin: Wir stehen für elegante und taktisch tiefe Kartenspiele. Da können sicherlich auch mal andere Komponenten wie Tokens oder Würfel mit dabei sein, aber die Haptik von Kartenspielen ist das was uns seit unserer eigenen Kindheit begeistert.

Größere Brettspiele mit hunderten von Minis stehen bei uns aktuell nicht auf der Agenda.

Brettspielbox: Vielen Dank fürs Interview


Interviewreihe „junge Verlage“

Bereits in der Reihe „junge Verlage“ erschienen:

Board Game Circus | Dachshund Games | Deep Print Games | Douc in Danger | Doppeldenkspiele | Eurohell | Funtails | Game’s Up | Homunculus Spiel | HYBR | H2.O | Magnificium | MM Spiele | Mogel Verlag | Nanox Games | Nerdlab Games | Ornament Games | Pangaia Games | Rockerl Games | Skellig Games | SPIEL DAS! | Spielefaible | Spiel Instabil | Taverna Ludica Games | The Game Builders | wonderbow | Wyrmgold | 1MORETIME GAMES

Interviewreihe Autoren und Verlage:

Inka und Markus Brand (Burgenland / Neuheiten 2014) • Ralph Bruhn (Aquasphere) • Frank Heeren (SPIEL 2017) • Hunter & Cron (Gen Con 2015) • Michael Kiesling (Spiel des Jahres 2018) • Agnieszka Kopera und Andrei Novac (NSKN 2014) • Helge Messner (Revive) • Michael Menzel (Neuheiten 2014 | Die Abenteuer des Robin Hood – 2020) • Matthias Nagy (Frosted Games 2018) • Alexander Pfister (Spiel 2015 / Broom Service: Kartenspiel) • Martin Schlegel (West of Africa) • Jamey Stegmaier (Viticulture 2014 | 2020) • Klaus TeuberWolfgang Kramer • Wolfgang Warsch (März 2018 / Juli 2018)

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