Komm ich erzähle dir meine Geschichte.
Farben ist Teil III der kleinen Reihe mit jungen, unbekannten Autoren und Grafikern bei der Edition Spielwiese. Nach Memoarrr und Nimble hat der Chef der Edition nun einer jungen Autorin die Möglichkeit einer Veröffentlichung geboten.
Bei Farben bin ich wieder im Zwiespalt als Rezensent. Denn kann ich Farben noch unter dem Aspekt eines Spiels bewerten oder muss ich mir stärker die Intention und deren Umsetzung vor Augen führen?
Das Farben etwas anderes ist, sieht man schon am Cover. Dass farbig farblos ist. Sogar auf die beiden Logos des Verlags und Vertriebs hat man verzichtet, um die Besonderheit des Spiels herauszustellen.
Farben will die Teilnehmer (ich verzichte bewusst auf das Wort Spieler) zu einem Austausch auffordern. Es sollen Geschichten erzählt werden. Dabei kann es – wenn die Gruppe mitmacht – sowohl zu einem „Gespräch“ unter miteinander bekannten wie unbekannten Teilnehmern kommen.
Das Spiel
Jedem Spieler stehen 12 unterschiedliche Farbkarten zur Verfügung. Dazu werden 10 Wortkarten aus dem Stapel herausgenommen und in die Tischmitte gelegt.
Farben ist in 2 Phasen unterteilt.
Phase1: Erzählen
Von dieser kommt nun eine in die Tischmitte. Dann legen alle Spieler verdeckt eine Farbkarte auf den Tisch. Haben dieses alle getan, drehen die Spieler reihum ihre Karte um und erzählen warum sie die Farbe zu dem Wort ausgewählt haben. Dieses können persönliche Erlebnisse oder auch erfundene Dinge sein (ersteres ist aber viel schöner). Nachdem dieses alle getan haben, werden die Farbkarten unter die Wortkarte gelegt. Dieses geschieht insgesamt 10-mal.
Phase 2: Wiedererkennen
Nun werden jedem Spieler zwei Stapel mit Wort- und Farbkarten zugeteilt und jeder Spieler muss rekonstruieren, welche Geschichte und Farbe er welchem Spieler zu dem entsprechenden Wort zuordnen kann. Als Belohnung gibt es 2 Punkte für jedes richtig erratene Wort und die Spieler mit der gelegten Karten/Geschichte beim richtigen Erkennen 1 Punkt.
Autor: Apolline Jove • Grafiker: 101 Coding and Design
Verlag: Edition Spielwiese • Jahr: 2018
Spielregeln (ext. Link zu Edition Spielwiese bzw. Pegasus)
Spielgefühl
Ich gebe zu, beim ersten Mal habe ich auch etwas befremdlich geschaut, als ich das „Spiel“ erklärt bekommen habe. Rein aus der spielerischen Perspektive ist Farben keine sonderliche Herausforderung, denn die Kommunikation steht im Vordergrund. Dabei geht Farben über ein reines Kommunikationsspiel hinaus. Denn – mit der richtigen Gruppe – lernt man eine Menge über seine Gegenüber. Es ist sehr spannend, welche Geschichten Menschen mit Begriffen und Farben verbinden.
Damit kommen wir aber auch gleich zum ersten Hab acht des Spiels. Farben wird nur funktionieren, wenn sich die Spieler auf das Spiel einlassen. Ist die Bereitschaft nicht gegeben, dann wird Farben seine Stärken nicht entfalten. Gleiches gilt, wenn man keine Geschichten sondern nur je ein Wort zu Farbe und Begriff abgibt.
Lassen sich die Teilnehmer der Gruppe darauf ein, dann erhält man / alle in der Regel sehr viel. Angefangen vom Vertrauen seiner Gegenüber bis hin zu spannenden Einblicken in die anderen selbst. Da gibt es dann viele unterhaltende (lustige, wie auch traurige) Geschichten zu hören. Dabei sollte man keine Bedenken haben, dass das Spiel zu sehr in das isoterisches oder psychologische abdriftet.
Deshalb kommt Phase 2 ins Hintertreffen, bei der es um das Erinnern und die Siegpunkte geht. Auch wenn dieses ein Zeichen von gutem Zuhören und Wertschätzung des Gegenübers ist, da man sich viele Bilder zwischen Wort und Farbe merken kann.
Zwei Sachen, welche mir bei Farben nicht so gut gefallen, ist zum einen der Nachteil für Farbblinden. Es ist zwar eine Referenzkarte beigefügt, aber es wäre noch besser gewesen, wenn man den Namen der Farbe auf die jeweilige Karte gedruckt hat. Wie oben bereits erwähnt, ist das Werk spielerisch nicht gerade eine Herausforderung, da es am Ende um das Wiedererkennen der Geschichten zu den einzelnen Karten geht. Hier hätte man bei einem eher kleinen Spiel auch etwas Kurzweiliges, schnelles erwartet. Das zieht sich aber bei Farben dann doch ein wenig, aber Geschichten benötigen halt auch ihre Zeit.
Deshalb sehe ich Farben auch weniger als ein Spiel im engeren Sinn, sondern eine spielerische Auseinandersetzung mit den anderen Teilnehmern bzw. Kennenlernens des Gegenübers.
Es empfiehlt sich, das Spiel mit unterschiedlichen Gruppen zu spielen.
Kurzfazit: Jetzt kann man mir gerne Zögern bei einer finalen Wertung vorwerfen. Ich bleibe aber dabei. Unter rein spielerischen Aspekten hätte ich Farben keine hohe Wertung gegeben. Aber Farben will mehr oder ist eben mehr als ein einfaches Merkspiel. Der Austausch steht im Vordergrund und lässt sich die Gruppe darauf ein, dann erfüllt Farben seinen Zweck voll.
- Intensives Kommunikationsspiel, welches mit wenig Material erzeugt wird.
- schnell verstanden und einfach zu spielen, es kommt vielmehr auf das Geben wollen der einzelnen Mitspieler an.
- man lernt viel über die Mitmenschen
- Spielerisch eher eine geringe Herausforderung
- Kartenbeschriftung für Farbblinde
Farben läßt sich nicht in eine Schublade ala Kinder-, Familien-, Kenner- oder Expertenspiel packen, deshalb habe ich an dieser Stelle auch auf das Icon zu Beginn verzichtet. Kommunikation findet statt in heterogenen wie auch homogenen Gruppen. Hier zählt mehr die Bereitschaft, sich auf das Spiel einzulassen, denn das Können und die Auffassungsgabe bestimmter Mechaniken.