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Review: Vejen

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Vejen ist in zweierlei Hinsicht ein Newcomer. Zum einen für die beiden Autoren, die ihr Erstlingswerk herausgebracht haben (ja, ich weiß, es gab die Erweiterung zu Scythe von Kai Starck), zum anderen auch für den Verlag selbst, welches bislang „nur“ mit einem Fahrradspiel unterwegs war.

Somit war es für alle Beteiligten weitestgehend Neuland, welches sie auf der Reise betreten haben. Diese führt uns durch den Norden von Deutschland bzw. den Süden von Dänemark. Allerdings nicht zur heutigen Zeit, sondern wir begeben uns ins Mittelalter, in denen die Routen der Ochsenkarren „Vejen“ hießen, deren Namen das Spiel trägt.

Der Transport mit den Ochsenkarren war beschwerlich. Wie locker und leicht oder auch schwergängig Vejen ist…


SPIELBESCHREIBUNG

Nachdem Aufbau des Spiels, was in 14 Punkten gut beschrieben ist, kann es los gehen. Jeder Spieler hat ein persönliches Spieltableau über das er seine Spielzüge steuert.

Das Spiel selbst verläuft in 4 Phasen:

  • Ereignis (alle): An der rechten Spielfeldleiste liegen 12 Ereignisse, die für 12 Spielrunden stehen. Zu Beginn einer Runde wird das aktuelle Ereignis abgehandelt. Das Ereignis kann zu Beginn, während oder am Ende der Runde ausgelöst werden. Zudem wissen die Spieler immer eine Runde im Voraus, welches Ereignis in der nächsten Runde auf sie wartet.
  • Einkommen (alle): je nach Ausbau, erhalten die Spieler Bewegungspunkte und Waren (Warenlager ist begrenzt)
  • Aktion (reihum): es stehen 6 Aktionen zur Verfügung (dabei ist Reisen gegen Bewegungspunkte immer möglich und keine Aktion):
    • Kaufen von Waren bzw. Bonuskarten (diese können einmalig ausgespielt werden)
    • Verladen (immer in einem Ort mit eigener Kontorkarte)
    • Veredeln (mit einer Mühle). Dabei werden zwei Waren in eine edle Ware gewandelt und bringen (auf der Rückseite) zusätzliche Boni
    • Verkaufen einer Ware von der Kontorkarte. Dabei zählt Geldkurs, Entfernung (gemessen im Landweg) mal Warenanzahl als Erlös
    • Bauen von Gebäuden ist nur am entsprechenden Standort gegen Abgabe von Waren möglich
    • Ausbauen des Karrens bzw. Speichenrades führt zu mehr Bewegung bzw. Verladekapazitäten
  • Rundenende (alle): ggfls. Abhandeln eines Ereignisses. Ansonsten geht der Startspielermarker an den nächsten Spieler

Nach 12 Runden ist das Spiel zu Ende und es erfolgt noch die Schlusswertung. Ggfls. gibt es noch Minuspunkte für offene Kredite.

Der Spieler mit dem meisten Geld hat das Spiel gewonnen.



AUTOR: Thomas Nielsen, Kai Starck ■ GRAFIKER: Alexander Jung
VERLAG: Spielefaible ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2019

2-4 Spieler

ab 12 Jahren

ca. 60-120 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Spielefaible)


SPIELGEFÜHL

Vejen ist ein klassisches Mangel-, Pick-Up-Deliver- bzw. eine Art Enginebuilderspiel. Definitiv sollten sich Kenner- eher Expertenspieler ansehen.

Vejen macht einiges richtig, aber auch leider einiges falsch. Der Start ist jedenfalls ganz gut gelungen, denn die Anleitung führt gut in und durch das Spiel (im Vergleich zu anderen hatte ich an dieser Stelle etwas weniger Probleme – Der Verlag hat zusätzlich für die ein oder andere Regelfrage eine FAQ bereitgestellt). Allerdings besteht bei der Symbolik noch Verbesserungsbedarf. Der Einstieg in das Spiel selbst ist alles andere als einfach, da (zu Beginn) ein ziemlicher Mangel (vor allem an Bewegungspunkten) herrscht und man etwas überfordert ist, was man denn jetzt am besten zuerst macht.

Das Basiskonstrukt macht erst einmal einen sehr guten Eindruck. Wir sammeln Waren ein und versuchen diese über eine möglichst lange Strecke zu transportieren und zu verkaufen. Denn je länger der Transportweg, desto größer der Ertrag. Dieses Prinzip muss man sich zunächst einmal erschließen, genauso den Weg des Ausbaus seiner „Engine“, um zum optimalen Ergebnis am Ende zu kommen.

Auch die beiden Währungen in einem Spiel geben dem Ganzen einen gewissen Reiz bzw. zusätzliche Komplexität. Eine schöne Innovation im Brettspielbereich. Über den Kreditbereich ist auch sichergestellt, dass man an Waren, zu denen man einen erschwerten Zugang, herankommt.

Durch die vielen Ereigniskarten, Aufträge für das Spielende kommt eine gewisse Varianz ins Spiel.

Vejen ist ein Spiel, welches mit minimalem Glückselement auskommt.

Von der Veranlagung bringt das Spiel also viel mit, aber…

Spielertableau

Was mir nicht so gut gefallen hat.

  • Nach dem Erschließen des Grundprinzips hat man vieles bzw. alles Relevante für den Sieg gesehen. Dann ist der Wiederspielreiz nicht mehr so gelungen, denn es gibt eine optimale Strecke, die mit dem Schiff zurückgelegt wird (und relativ wenig kostet), welche den meisten Ertrag bringt. Darüber hinaus gibt es zu wenig Möglichkeiten, um diesem entgegenzuwirken. Also wird man diesen Weg immer wieder und wieder und wieder gehen.
  • Ebenfalls empfand ich die gespielte Zeit als zu lang. Die angegebenen 60-120 Minuten habe ich in meinen Partien mit vier Spielern leider nie erreicht. Dieses hängt auch mit einer gewissen Downtime zwischen den eigenen Zügen zusammen.
    Dazu fühlt es sich – in Kombination mit der Schiffsstrecke – sehr repetitiv an, was in der zweiten Hälfte des Spiels stattfindet.
  • Ein kleineres Thema ist der Text auf den Bonuskarten. Diese sind eher sehr klein bedruckt. Das liegt u.a. daran, dass der Text auf Englisch und Deutsch geschrieben ist. Ist für alle Beteiligten etwas schwerer einsehbar.

Das Spiel wird für die jeweilige Spieleranzahl angepasst. Dennoch spielt es sich aufgrund der Downtime mit mehr Spielern langatmiger.


Zusammenfassung

Vejen ist für ein Erstlingswerk ganz o.k. und man merkt, dass in dem Projekt sehr viel Herzblut steckt. Allerdings ist nicht alles Gold was glänzt, denn ohne die Schifffahrtsproblematik, hätte ich das Spiel sicherlich höher eingestuft. Am Ende hat das Spiel in Kombination mit diesem Problem zu viele Längen.

In Summe hätte man mit etwas mehr Entwicklungszeit noch mehr aus Vejen herausholen können. Da liegen noch Potentiale brach und dem Spiel hätte ein intensiverer redaktioneller Schliff sehr gut getan.

  • Schöner Spielmechanismus mit zwei Währungen
  • Angedachte Varianz über Ereignisse und Bonuskarten
  • Hoher (gedachter) Anspruch an den Spieler
  • sehr ansprechendes Spielmaterial
  • Zu lange Spielzeit
  • Mit der Schifffahrt hat sich vieles im Spiel erledigt
  • Ereigniskarten hätte man lieber verdoppelt in Englisch und Deutsch separat

Aus meiner Spielerperspektive: Einstieg in die Partie sowie die Anlage sollte den gehobenen Kennerspieler ansprechen. Vor uns liegt ein anspruchsvolles Spiel, bis man den einen Weg entdeckt hat. In den nachfolgenden Partien wollten ihn dann möglichst alle spielen und es wurde ein Wettrennen darum, welches bereits zur Hälfte der Partie entschieden war.

Dann kam leider nichts neues mehr. Schade.

Zwei Währungen
edle / normale Waren

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