Wieder einmal ein sehr schönes Event, wenn auch das Wetter nicht ganz so mitspielte.
In fünf Spielrunden konnten die kommenden Neuheiten ausprobiert werden, von denen ich im kommenden Bericht einen ersten Eindruck geben möchte.
Pegasus Zentrale – Friedberg
Nach einer Begrüßung durch den Geschäftsführer Karsten Esser sowie Pressechef Peter Berneiser, in der man an ein erfolgreiches Jahr 2016/17 erinnerte (u.a. Spiel des Jahres: Kingdomino) konnte es mit dem Spielen losgehen.
Pegasus feiert im nächsten Jahr sein 25jähriges Bestehen.
Bei dem Pressevent war gut 80 Pressevertreter aus schreibender, filmender und aufnehmender Zunft vertreten.
Die Spiele
Von Pegasus sind viele der Neuheiten von Essen erwähnenswert.
7 Spiele konnte ich bereits durch- oder anspielen. Hier sind meine Eindrücke.
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Einige Bilder von den Spielen sind von Prototypen – Das Material damit noch nicht im finalen Zustand.
Die geschilderten Eindrücke sind Ersteindrücke auf Basis eines Spiels.
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AZUL (PLAN B)
Auf dieses Spiel war ich sehr gespannt.
Azul ist ein sehr abstraktes Spiel, bei dem wir uns in schnell zu spielenden Runden Mosaiksteine sichern müssen, welche wir zunächst auf einem Zwischentableau ablegen, um sie dann in der Rundenwertung in das Mosaik zu überführen. Dabei gibt es Punkte für jeden Stein sowie die angrenzenden Steine.
Mosaiksteine bekomme ich aus der Spieltischmitte, in der Manufakturen mit je 4 Steinen angesiedelt sind. Dabei darf ich mich immer nur für eine Farbe entscheiden. Die restlichen Steine kommen in die Mitte der Manufakturen und können ebenfalls genommen werden (aber immer nur eine Farbe und dann alle). Nicht unterzubringende Steine bringen dabei jedoch Minuspunkte.
Das Spiel endet sobald eine Reihe aus 5 Steinen gefüllt ist. Dann gibt es noch einmal Bonuspunkte für Spalten und komplett untergebrachte Farben.
FAZIT: AZUL war schon vorher auf meiner Liste und rückt in meine Highlights auf. Ein richtig schönes taktisches Spiel. Neben dem Material ist der Spielmechanismus attraktiv und leichtgängig und dennoch verwoben, da man durch die Steine schöne Kettenpunkte sammeln kann.
Heaven & Ale (eggertspiele)
In Herne konnte ich einzelne Spielsequenzen beobachten. Nun durfte ich endlich selbst ans Brett.
Auf einem persönlichen Tableau versuchen wir 5 Zutaten / Ressourcen sowie einen Braumeister nach vorne zu bringen. Dieses gelingt, in dem wir uns auf einem zentralen Tableau auf einen Rundkurs begeben und Ressourcen erwerben, Mönche „verpflichten“ bzw. individuelle Zwischenwertungen auslösen. Die Ressourcen bringen wir auf unserem Tableau unter. Dabei gibt es eine Sonnenseite (ergibt Ressourcen für die eigene Produktion) sowie eine Schattenseite (hier verkaufen wir Ressourcen gegen Geld am Markt); blöderweise kostet das Unterbringen auf der Sonnenseite das doppelte an Geld.
Über die Wertungen können wir einzelne Ressourcen, Mönche (anliegende Ressourcen) oder bestimmte Zahlen werten, die uns dann je Seite Geld oder Fortschritte auf unserer Wertungsleiste bringen.
FAZIT: Heaven & Ale hat mir sehr gut gefallen und ich packe es auf meine Liste für Essen. Wieder einmal ein Kennerspiel aus dem Hause eggert mit einem attraktivem Thema. Besonders der Rundlauf mit dem Dilemma, die besten Plättchen zu bekommen und gleichzeitig sich aber zu beschänken macht das Spiel aus. Geld ist immer knapp und auch hier hat man dann wieder ein Dilemma bzgl. der Schatten und Sonnenseite im Spiel.
Indian Summer (Edition Spielwiese)
Während Cottage Garden eher etwas für einen harmonischen Familiennachmittag ist, geht es bei Indian Summer schon etwas intensiver zu.
Wir puzzeln auf einem rechteckigen Waldboden, der in sechs gleichförmige Teile unterteilt ist. Diesen müssen wir mit unseren Laubplättchen bedecken. Diese haben Löcher, welche über die entsprechenden Früchte / Federn gelegt werden sollten, da diese Sonderaktionen ermöglichen:
- Beeren: Auffüllen der eigenen Auslage auf 5
- Nüsse: nutzbar als 1er Eichhörnchenplättchen
- Pilze: Klau der 2 der ersten Plättchen von Mitspielern und Einsetzen in unser Puzzle
- Feder: Einbau von zwei beliebigen Teilen aus unserem Vorrat.
Haben wir eines der sechs Felder komplett überdeckt, bekommen wir die entsprechenden Früchte/Federn und können ggf. weitere Boni durch zusätzliches Abdecken erwerben.
Wer als erstes seinen Waldboden fertig gepuzzelt hat, gewinnt das Spiel.
FAZIT: Indian Summer hat mir gut gefallen. Wem Cottage Garden zu lieb war, sollte hier einen Blick drauf werfen. Gerade die Pilzaktion ist eine Pflichtoption, um zu gewinnen. Da macht man sich nicht immer Freunde. Jedoch gibt es dem Spiel einen zusätzlichen interaktiven Charakter.
Istanbul – Das Würfelspiel
Für mich eine der sehr positiven Überraschungen des Pressevents. Würfelspieladaptionen eines Brettspiels haben wir ja schon viele gesehen; leider jedoch nicht immer gelungen. Istanbul das Würfelspiel überzeugt durch eine thematische Nähe zum Basisspiel (wir sammeln weiterhin Waren und Geld, um sie in Rubine umzutauschen, hat aber dennoch einen eigenständigen Charakter.
Wir starten mit 5 Würfeln (auf denen 4 Waren, ein Karten- sowie ein Geldsymbol abgebildet sind). Den Wurf können wir für zwei Aktionen nutzen und damit Waren, Kristalle (damit können wir erneut würfeln), Geld, Moscheeplättchen, Aktions(Basar)karten oder auch Rubine erwerben.
Mittels der Moscheeplättchen erarbeiten wir uns im Spiel mehr Würfel, Geld, Aktionskarten etc.
Dementsprechend ist das Spiel eher ein noch intensiveres Wettrennen zu den 5 bzw. 6 Rubinen als wir es im Basisspiel oder seinen Erweiterungen kennengelernt haben. Schön ist auch, dass wir teilweise an den Aktionskarten partizipieren, auch wenn wir nur der passive Spieler sind.
FAZIT: Ist jetzt auch meiner Empfehlungsliste für Essen. Eigenständiges Würfelspiel mit absoluter Berechtigung der Umsetzung. Kam bei vielen Teilnehmern sehr gut an.
Loot Island (Whats your game?)
Semikooperatives Spiel.
Rund um eine Insel (4 Seiten mit 2 Kartenanlagestellen) beteiligen wir uns über 5 Runden an einer Schatzsuche. Dazu bekommt jeder Spieler 7 Schatzkarten auf die Hand (gibt es von 1-10 und in 4 Farben). Diese Karten legen wir reihum an eine der 8 Anlagestellen. Dabei darf an jeder Anlagestelle nur immer die gleiche Farbe sowie Zahlen in aufsteigender Reihenfolge abgelegt werden. Um die Beteiligung zu symbolisieren, legen wir einen unserer drei Marker ab. Haben alle Spieler gepasst, so wird geprüft ob die Anzahl der Karten der Anzahl der Mitspieler +1 entspricht. Ist dieses der Fall, gibt es eine (große) Wertung und es werden entsprechend der Anzahl der Marker und möglicher Schatztruhen auf den Karten Schätze aufgedeckt. Reihum suchen sich die Spieler entsprechende Schätze heraus. Blöderweise suchen wir auf einer verfluchten Insel und ziehen bei den Schätzen, wie aber auch anderen Aktionen entsprechende Flüche (= schwarze Würfel) auf uns.
Diese gilt es zum Ende der letzten Runde auf unter 13 zu halten, sonst dürfen wir gar nicht mehr in die Endwertung. In dieser werden unsere Schätze ausgewertet. Dabei gibt es teilweise für Mehrheiten und Sets noch Sonderpunkte. Jedoch müssen wir uns bei Fluchheilern noch von den letzten Flüchen befreiten (und das geht nicht ganz kostenfrei).
Ergänzt wird das ganze durch Sonderplättchen, durch die es gelingt bestimmte Sonderaktionen auszuführen (gegen Abgabe von zwei gleichfarbiger Karten): Schiffe verschieben, Marker versetzen etc.
FAZIT: Schönes Zockspiel, was im unteren Kennerbereich anzusiedeln ist. Anspruchsniveau deutlich unterhalb der bisher erschienenen „Whats your game?“-Spielen. Der Reiz liegt in den temporären Koalitionen sowie dem Sammeln von verschiedenen Schatzkarten sowie dem Trade-Off im Flüche kassieren und wieder los werden.
Den kennen wir doch irgendwoher:
Noria (Edition Spielwiese)
Diesen Strategiekracher habe ich gestern dann zum Schluß gespielt. Und während mir bei der Regelerklärung dann der Kopf geraucht hat, empfand ich NORIA während des Spielens relativ leichtgängig, wenn auch nicht ganz einfach im Durchschauen der verschiedenen verzahnten Mechanismen.
Vom Grundsatz her drehen wir über ein Ressourcenrad bis zu drei Komponente, die wir nutzen können:
- drei Ressourcen
- Werkzeug, mit dem wir Waren veredeln können oder Komponenten upgraden
- Reisen auf die weiteren Planeten von Noria, auf denen wir entweder Ressourcenschiffe erwerben oder Fabriken bauen
- Bauen: neue Marker fürs Rad, Aufstieg auf den Wertungsleisten
Das Spiel selbst läuft in 4 Phasen ab:
- Sonderaktionen: Rad weiterdrehen, Politikeinfluß stärken
- Aktionsphase entsprechend des Rads
- Politikphase:
- Verwaltungsphase: Rad drehen, Wissen nehmen, neu Marker ins Rad einbauen
Ziel ist es, den Einfluß der Politiker durch das Setzen und Entfernen von Steinen (Multiplikator) sowie das Voranbringen eigener Steine auf den „Wertungsleisten“ in Einklang zu bringen. Denn nur für das Produkt aus beiden bekommen wir am Ende Siegpunkte.
Dieses geschieht dann über einen dreistufigen Mechanismus > Rohstoffe > veredelte Rohstoffe > Wertungsleiste, welcher beherrscht werden muss.
Das was ich ein wenig zu bemängeln habe ist die teilweise sehr detailverliebte Grafik, die dazu führt, dass einzelne Marker sehr schwer zu lesen / erkennen sind.
FAZIT: NORIA kommt auf meine Beobachtungsliste. Hat mir gut gefallen und beitet eine schöne Tiefe durch den dreigeteilten Siegpunktmechanismus. Wenn die Einstiegshürde des Regelverständnis geschafft ist, dürfte dieses etwas für Freunde des Strategiespiels sein.
Port Royal 2. Erweiterung
Nur kurz angespielt, daher kann ich mir noch kein rechtes Urteil erlauben.
Die Erweiterung kann kooperativ wie auch kompetitiv gespielt werden.
120 neue Karten kommen in das Basisspiel. Neu sind:
- Charakterkarten mit individuellen Sonderfähigkeiten
- eine weitere „Währung“: Kronen
- neue Spielkarten (u.a. Piratenschiffkarten)
- Ereigniskarten, die vor jedem Zug eine bestimmte Bedingung hinzufügen
- Geschichtskarten (= Kampagnen), die dazu führen, dass wir bestimmte Aufgaben lösen müssen.
FAZIT: Erster Eindruck ist gut. Muss ich aber in aller Ruhe mal ausprobieren.
Queendomino (Blue Orange)
Der Nachfolger / die Erweiterung vom Spiel des Jahres Preisträger Kingdomino, welches vom Anspruch oberhalb von Kingdomino liegt.
Spielt sich genauso wie Kingdomino. Wesentliche Änderung ist die siebte Landschaft, die ins Spiel kommt: Städte. Über diese kommen weitere Ressourcen, wie Geld, Ritter, Türme, Drachen, Siegpunktplättchen ins Spiel, die das Spielprinzip etwas komplexer gestalten.
Der kurzweilige Spieleindruck bleibt bestehen.
Freue mich schon auf die vierer Duelle auf einer 7×7 Matrix.
Das Spiel kommt nun mit dem schönen Würfelturm, welcher den Beutel ablöst.
FAZIT: Kingdomino bekommt einen Schuß Komplexität und dürfte den ein oder anderen Kritiker befriedigen.
weitere Spiele vor Ort
- ReWorld (eggertspiele)
- Asterix & Obelix – Mission Zaubertrank (Pegasus)
- Okiya
- Koffer packen extrem
- Brains: Zaubertrank
- und einige Kinder- und Funspiele, die ich aber nicht gespielt habe
Fazit
Der Pegasus Verlag sowie seine Vertriebspartner haben ein richtig gutes Portfolio für Essen 2017 im Gepäck. Kann nur empfehlen, sich genügend Zeit für den Stand in Essen einzuplanen. Dürfte einiges für euch dabei sein.
Wer sonst noch so vor Ort war
Spiel doch mal..! hat schon ein Video veröffentlicht
Wie so häufig führt ein Artikel von dir dazu, dass meine Essen-Liste weiter wächst ;o)
Danke für die Eindrücke und die tollen Bilder!
Beste Grüße
Marcel von Spiel mal wieder – Brettspieltests