Zur rechten Zeit am rechten Platz
Der Gewinner des Hippodice Wettbewerbs 2016 Fabio Lopiano hat einen tolles Erstlingswerk hingelegt und konnte sich einen Deal mit Blackfire sichern, sein Spiel herauszubringen.
Der Name Calimala stammt übrigens von der Arte di Calimala, der Stoffveredler und -händlergilde aus Florenz, welche zu den wichtigsten Gilden der Stadt zählte. Und das machen wir in diesem Spiel. Dabei nimmt uns der Autor mit in die Metropole Florenz des späten Mittelalters mit, in der es neben Handel auch noch die schönen Künste gab, welche es zu finanzieren gilt.
Das Spiel
Wie im Namen schon verankert geht es um Tuchhandel in Florenz, welchen wir als Teil der Gilde mit 6 verschiedenen Städten (davon 3 Hafenstädte: Barcelona, Lissabon, London und 3 Landstädte: Hamburg, Brügge, Troyes) durchführen.
Der zentrale Spielplan besteht aus vier Bestandteilen: den Stadtrat, den Bauwerken, dem Plan mit den Städten sowie das Aktionsviertel (im Uhrzeigersinn beschrieben). Dazu erhält jeder Spieler ein eigenes Tableau für die Lager und Produktionsgebäude sowie seine Schiffe.
Reihum entscheiden sich die Spieler ihren Spielstein auf eines der 12 Ablagefelder im Aktionsviertel zu legen. So kann der Spieler die Aktion der angrenzenden Felder durchführen. Tut er dieses auf einem bereits besetzten Platz, so dürfen alle Spieler, deren Steine (aus vorherigen Zügen) ebenfalls auf diesem Ablagefeld liegen die Aktion noch einmal durchführen. Ausnahme ist der vierte Stein, denn hier gilt dieses nicht. Der Stein wird entfernt und auf den ersten freien Platz im Rat gelegt. Nun wird über die Belegung des Ratsfeldes eine Wertung ausgeführt.
Aktionen können z.B. Beschaffung von Ressourcen (es gibt drei verschiedene + ein veredeltes Gut), Bauen (Lagerhäuser, Schiffe, Handelshäuser), Waren beliefern und Material für Kunstwerke spenden sein.
Je nach Spieleranzahl stehen den Spielern 15 bis 10 Holzscheiben zur Verfügung. Davon sind 2-3 auch weiß. D.h. ich kann die jeweilige Aktion doppelt ausführen, profitiere aber in den folgenden Zügen meiner Mitspieler nicht mehr von dem oben beschriebenen Effekt.
Ziel ist es nun, Mehrheiten bei den Gebäuden und Warenlieferungen herauszuarbeiten, um bei den jeweiligen Wertungen mit Siegpunkten zu profitieren. Dazu gibt es noch Geheimaufträge, die jeder Spieler bekommt, welche am Ende des Spiels ausgewertet werden.
Das Spiel endet sobald der Spieler seine letzte Aktionsscheibe gesetzt hat oder der Rat vollständig besetzt wurde.
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Autor: Fabio Lopiano • Grafiker: Harald Lieske • Verlag: ADC Blackfire • Jahr: 2017
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Material
In der BRETTSPIELBOX befinden sich: 1 Spielplan, 8 Aktionsplättchen, 15 Wertungsplättchen, 55 Karten (45 Aktionskarten, 10 Wertungskarten), 5 Spielertableaus, 65 Holzscheiben (je 13 in fünf Spielerfarben), 200 hölzerne Materialwürfel (je 40 in fünf Spielerfarben), 15 hölzerne Schiffe (je 3 in fünf Spielerfarben), 15 hölzerne Handelshäuser (je 3 in fünf Spielerfarben), 10 Werkstattplättchen, 1 Marker „aktiver Spieler“, 10 weiße Holzscheiben, 5 „50“ Siegpunkteplättchen
Sehr schick sehen die 3D Gebäude sowie die Inlays aus, die man sich zu diesem Spiel extra dazu holen kann.
Einstieg
Die Aktionen und der Mechanismus sind für sich relativ simpel und die Anleitung gut beschrieben. Die Schwierigkeit kommt eher im Erkennen der verschiedenen Verknüpfungen der Aktionen im jeweiligen Zug.
Spielgefühl
Calimala ist ein taktisches Mehrheitenspiel, bei dem zehn verschiedene Gebäuden und Städten mit Ressourcen bzw. Waren beliefert werden müssen. Unseren Anteil dokumentieren wir mit einem farbigen Kubus.
Neben den 3d Gebäuden (wenn vorhanden) fällt bei Calimala insbesondere der Scheibeneinsetzmechanimus, welcher dem Spiel eine tolle Würze gibt, auf. Nicht nur, dass ich überlegen muss, wohin ich meinen Stein setze, um von Nachfolgezügen zu profitieren, ebenfalls muss man nachvollziehen, wem man als „Trittbrettfahrer“ unterstützt (oder besser nicht). Das kombiniert, mit dem ggfls. bewussten sich (oder andere) herausspielen, um Wertungen auszulösen, macht das Spiel faszinierend und spannend.
Dazu kommen die Handkarten, welche man bekommt, wenn man Aktionen nicht durchführen kann oder das Lagerhaus bereits voll ist. Die Handkarten symbolisieren zusätzliche Aktionen, die ich jederzeit in meinem Zug einsetzen kann. Da diese für die anderen nicht einsehbar sind, können sie wunderbar in die eigenen Spielzüge mit eingeplant werden. Gleiches gilt für die weißen Scheiben, die einen kleinen Beschleuniger in sich haben. Aber auch den Nachteil haben, in den weiteren Wertungen nicht berücksichtigt zu werden. Liegen die weißen Scheiben jedoch an der dritten Stelle, so kann es sich ggf. lohnen eine Aktion auszulösen, weil man stattdessen einen eigenen Marker in den Rat schickt und die frei werdende weiße Scheibe zu sich nimmt.
Ich würde das Spiel in den folgenden Besetzungen nicht mehr unbedingt spielen wollen: zu fünft und mit Grüblern. Denn dann wird das Spiel unangenehm lang und zäh bzw. verliert seine eigentliche Leichtigkeit. Strategisch ist das Spiel nicht ausgelegt, sondern eher taktisch, da sich im Laufe einer Runde doch einiges auf den Aktionstableaus bewegen kann, so dass mehrere Züge, aufgrund der beschriebenen Abhängigkeiten des Scheibeneinsetzmechanismus, nicht immer vorausplanbar sind. Es sind im einzelnen Zug viele Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen (siehe oben), was man jedoch im Interesse der Mitspieler nicht unbedingt lange machen sollte.
Das Tempo im Spiel ist unterschiedlich und wird im fortgeschrittenen Spielverlauf beschleunigt. Hier kann es zum Ende hin Spielerweise zu Zwischenwertungen im Rat kommen. Und vor allem, das Spiel schneller vorbei sein, als einem lieb ist.
Die Endwertung sollte man nicht außer acht lassen, da es doch recht knapp zu geht bei Calimala. Hier sind je nach Spieleranzahl noch einmal 15 bis 25 Punkte drin (oder auch nicht).
Langzeitspaß
Durch den modularen Aufbau bei den Aktionen und dem Rat entsteht ein unterschiedliches Spielgefühl bei den einzelnen Partien, da die Besetzung / Belieferung der Warensteine zu unterschiedlichen Zeitpunkten wichtig und sinnvoll ist. Der Mechanismus ist – wenn einmal verstanden / gespielt – angenehm leicht und verleitet mich – allerdings nicht mit grübelnden Mitspielern – zu weiteren Partien von Calimala. Auch haben Quereinsteiger nicht umbedingt Nachteile gegenüber Spielern, die bereits einige Partien Calimala hinter sich haben.
Uli (Blennemann) hat uns zu Recht neugierig auf das Spiel gemacht.
Gesamtbeurteilung 8/10
Calimala zeichnet einen schönen, innovativ, leichten Mechanismus aus, welcher in Teilen weitreichende Kettenreaktionen auslöst. Eingängig und dennoch mit einem gewissen Anspruch dürfte das Spiel für Kennerspieler das gewisse Etwas bieten. Aber auch geübte Familienspieler wird das Spiel nicht abschrecken.
Erweiterungen:
Auszeichnungen:
Spielregeln (ext. Link zu Blackfire/BGG)
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