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REVIEW | Rezension Brettspiel Arche Nova

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Sicherlich einer der heißbegehrtesten Titel der SPIEL 2021 war Arche Nova von Feuerland. Im Vorfeld zur SPIEl 2021 hat der Verlag die Möglichkeit zur Vorbestellung gegeben. Zur Messe selbst war das Spiel von Mathias Wigge innerhalb des ersten Vormittags ausverkauft und es konnten nur noch vorbestellte Exemplare abgeholt werden. 

Wir hatten das Glück, Arche Nova vorbestellt zu haben und konnten es schon einige Male auf den Tisch bringen. Wenn ihr wissen wollt, ob es den Hype verdient habt, lest weiter.

Tim Schleimer


SPIELBESCHREIBUNG

In Arche Nova bauen wir einen Zoo auf und zwar jeder seinen eigenen. Dabei müssen wir auf den drei Leisten Artenschutz, Attraktion und Ruf möglichst weit vorankommen. Die ersten beiden Leisten sind am Spielplanrand gegenläufig angebracht. Überschneiden sich die Marker wird das Spielende eingeläutet und die Differenz der beiden Anzeiger ergibt die erreichten Siegpunkte.

Der Ruf des eigenen Zoos erhöht die Flexibilität bei der Auswahl an Handkarten. Davon gibt es bei Arche Nova drei verschiedene Arten: Tiere, Sponsoren und Artenschutzprojekte. Die Tiere werden in den eigenen Zoo gespielt und geben direkt Siegpunkte (meist die weniger wertvollen Attraktionspunkte) und auch Soforteffekte. Da sind auch zum Teil interaktive Effekte dabei, die den Führenden aktiv bei seiner Aktionswahl einschränken.

Sponsoren bringen oft einen dauerhaften Effekt bzw. Vorteil und bringen zuweilen auch weitere Punkte, wenn zum Spielende eine gewisse Bedingung erreicht ist. Artenschutzprojekte bringen beim Artenschutzpunkte. Dazu muss im eigenen Zoo eine bestimmte Voraussetzung erfüllt sein. Allerdings bleibt diese Karte noch etwas in der allgemeinen Auslage liegen, so haben die MitspielerInnen auch die Möglichkeit davon zu profitieren.

Gesteuert wird das ganze Spiel über fünf Aktionskarten, die unterhalb des eigenen Zoos liegen. Jede Karte ist dabei genau einer Stärke (1-5) zugeordnet. Wähle ich eine Aktion, führe ich diese mit der dazugehörigen Stärke aus. Im Anschluss wird diese Karte auf die Position der Stärke eins gelegt und alle anderen Karten rutschen nach rechts auf und werden stärker.

Mithilfe dieser Aktionskarten kann ich Karten nachziehen, Tiere in meinen Zoo bringen, Sponsoren anwerben, Artenschutzprojekte initiieren oder weitere Gehege (in denen dann die Tiere unterkommen) in meinem Zoo bauen. Nach einer dieser Aktionen ist mein Zug auch schon vorbei und der Nächste ist dran, solange bis bereits erwähnte Marker sich gekreuzt haben.



AUTOR: Mathias Wigge ■ ILLUSTRATIONEN: Loïc Billiau, Dennis Lohausen, Steffen Bieker
VERLAG: Feuerland Spiele ■ ERSCHEINUNGSJAHR: 2021

spieler

1-4 Spieler

alter

ab 14 Jahren

zeit

ca. 90 -150 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu BGG )


SPIELGEFÜHL

Ein einzelner Zug in Arche Nova geht recht schnell. Aktion auswählen – ausführen – fertig. Nur ist der Entscheidungsprozess manchmal nicht so einfach. Alles ist miteinander verzahnt. Wenn ich ein bestimmtes Tier in meinem Zoo unterbringen möchte, müssen die Voraussetzungen passen. Allem voran brauche ich das richtige Gehege. Also muss ich erst die Bau-Aktion wählen. Aber die Aktionskarte kann ich vielleicht noch nicht in der richtigen Stärke ausführen.

Ihr seht: Arche Nova ist ein Expertenspiel par excellence. Jede Entscheidung hat einen großen Einfluss auf meine weiteren Möglichkeiten. Vorrausschauendes Planen ist hier absolut von Nöten, um erfolgreich zu sein. Timing ist hierbei alles. Es kann sein, dass ich mit einem Zug plötzlich so viele Artenschutzpunkte sammeln kann, um das Spiel zu gewinnen, obwohl ich vorher deutlich hinten lag.

Insgesamt fühlt es sich nach einer Mischung bereits bekannter Mechanismen an. Die Aktionsauswahl erinnert an Civilization: A New Dawn. Die Punkteleisten sind ähnlich zu Rajas of the Ganges. Das Kartenmanagement fühlt sich an wie bei Terraforming Mars. Sogar ein gewisses Puzzleelement ist bei der Bebauen des Zooplans enthalten. All das beinhaltet Arche Nova, ohne überfrachtet zu wirken.

Gut gefällt mir die (erst bei späteren Partien empfohlene) Asymmetrie der verschiedenen Zoos. So bekommt jeder Spielr eine kleine Sonderfähigkeit und verschiede Boni, die erreicht werden können. Diese dezenten Unterschiede reichen aus, um ordentlich Abwechslung in das Spiel reinzubringen. Mittlerweile konnte ich jeden Plan mindestens einmal ausprobieren und habe gerne anhand dessen meine Spielweise angepasst.

Was das Spiel aus meiner Perspektive nicht braucht, sind die interaktiven Effekte der Karten. Die Interaktion ist in dem Spiel durch das Timing gegeben. Es ist ein konstantes Wettrennen, um die lukrativsten Artenschutzprojekte zu erfüllen, die lohnendsten Tiere zu spielen und die besten Sponsoren anzuwerben. Die (negative) Interaktion der Karten hingegen fühlt sich an, als sei sie im Nachhinein unter Zwang in das Spiel integriert worden sein und passt überhaupt nicht zum Rest des Spiels.

Loben möchte ich an dieser Stelle die wirklich gut geschriebene Anleitung. Das Spiel lies sich super daran erlernen. Sogar in der Erstpartie mussten wir kaum nachlesen. Durch die hervorragende Symbolik auf dem ausliegenden Material haben wir auch keine Probleme gehabt, uns die Details zu merken.

Typisch für ein Expertenspiel lebt das Spiel davon, es gründlich zu entdecken. Erst nach einigen Partien hat sich der Spielspaß so einstellt, wie er jetzt ist. Gerade Spiele in dieser Länge werden oft nur 1-2-mal gespielt, um dann wieder etwas Neuem zu weichen. Gerade Arche Nova gewinnt durch seine hohe Varianz mit zunehmender Erfahrung auch an Spielspaß.


Zusammenfassung

Bleibt die Frage, ob Arche Nova den Hype verdient, den es erfahren hat und auch immer noch erfährt. Zum einen hat es meiner Frau gut genug gefallen, um es wiederholt innerhalb kurzer Zeit auf den Tisch zu bringen. Das allein ist schon eine Errungenschaft. Zum anderen hält es uns noch immer gefesselt, dass wir kaum dazu kommen andere Neuheiten auszuprobieren.

Also ja, Arche Nova ist für mich definitiv eines der Highlights der Messe. Aber ob es DAS Highlight für uns ist, mag ich noch nicht sagen, dazu warten noch zu viele ungespielte Spiele.

  • Sehr gutes Expertenspiel mit einem gelungenen Mix aus bekannten Mechanismen
  • Hohe Variabilität sorgt für Wiederspielreiz
  • Sehr guter Einstieg trotz der hohen Komplexität
  • Fast belanglose Interaktion auf den Karten ist nicht stimmig
  • Dauer von 90 Minuten ist schwer haltbar

Aus meiner Spielerperspektive: Ein Spiel wie ich es mag: Komplex, verzahnt und es erfordert vorrausschauendes Handeln.

Arche Nova hat sich jetzt schon ein Platz unter meinen All-Time-Favorites gesichert.

Zweite Meinung Carina

Arche Nova ist für mich ohne Frage DAS unangefochtene Highlight 2021

Es war Liebe auf die erste Partie – obwohl die zu Viert und mit vier Stunden Spielzeit eigentlich zu lang für mich war. Das Spiel funktioniert für mich sehr gut zu Zweit und liegt dann auch in einem guten Zeitrahmen. 

Wenn ich also zwei Stunden Zeit für ein Spiel habe, würde ich im Moment jederzeit gerne Arche Nova wählen, denn ich kann auch nach rund zehn Partien noch nicht genug davon bekommen und habe noch einiges zu entdecken.

Zum vielzitierten Vergleich mit Terraforming Mars (TM) möchte ich mich mit einem klaren “Ja, aber” anschließen. Auch bei TM sind die Aktionen selbst nicht sehr komplex. Das Zusammenspiel und die Verzahnung machen die Komplexität und den Spielreiz aus und die vielen Karten sorgen für charmante Variabilität. Beide Spiele eint der Glücksfaktor, der sich durch die gezogenen Karten ergibt. 

Allerdings ist für mich persönlich das Thema von Arche Nova deutlich ansprechender und – da es sich mit einem realen Thema beschäftigt – ist es auch sicher schwieriger zu entwickeln gewesen, da die Zusammenhänge realistisch sein müssen. Wie der Mars am besten zu besiedeln ist, bleibt doch noch hypothetisch…

Dritte Meinung Christoph

Auch ich konnte Arche Nova inzwischen diverse Male spielen. Und für mich gehört es zu einem außerordentlich gutem Spiel und daher zu etwas besonderem in diesem Jahrgang.

Das was auffällt, wenn man das Spiel öffnet ist der nahezu unerschöpfliche Vorrat an Karten: 212 Zookarten sind in dem Spiel enthalten, die jede Partie unterschiedlich verlaufen lassen. Diese gilt es zu entdecken. Immer wieder und wieder.

Total überrascht hat mich das Tempo des Spiels. Verläuft es gerade in den ersten Runden wie im „Schneckentempo“ und die Spieler erreichen nur einige wenige Punkte, so nimmt das Spiel gerade in den letzten Runden ein extremes Tempo auf und man kann sehr viele Punkte erzielen. Das bedeutet allerdings auch eine sorgfältige Vorbereitung in den Runden davor, in der man seine kleine „Engine“ aufbauen muss, um die Arbeiter entsprechend sinnvoll einzusetzen.

Was mich jedoch stört, ist die negative Interaktion. Ich empfinde sie als eher unnötig in dem Spiel. Zumal sie sich auch schon entscheidend auf den Spielverlauf eingewirkt hat. Das war ein komisches Gefühl.

Dennoch wird Arche Nova mich noch viele Partien begleiten, um es vollständig zu entdecken. Daher freue mich auf weitere Zoobauten.

Inzwischen gibt es eine FAQ, die hilfreich bei den ersten Partien ist.

1 COMMENT

  1. Die negative Interaktion kann man ganz einfach rausnehmen und stattdessen mit den Soloeffekten in den blauen Boxen spielen.

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