b-familieAn 7 Orte musst du gehen

Der Sturm auf die Bastille – eine Stadttorburg im Osten Paris – erfolgte am 14. Juli 1789. So haben wir es noch irgendwie in unserem Gehirn abgespeichert. Einen Sturm hat es aber nie gegeben, da die Bastille durch den Kommandanten nach Aufforderung übergeben wurde.

Da die Bastille aber neben Torburg auch seit 1610 als Ort des Staatsgefängnis genutzt, in dem es 80 Kerker unterschiedlichster Qualität (je nach Zahlungsfähigkeit der Insassen) gab, geht von der Einnahme eine symbolische Bedeutung im Rahmen der französischen Revolution aus. Gefangene wurden jedenfalls nur sieben befreit, von denen niemand politsch war.

Etwas weiteres, was ich gelernt habe, ist, dass der 14. Juli zwar der Nationalfeiertag der Franzosen ist, dieser aber auf die Feier des Föderationsfestes zurückgeht, auf dem der König, die Vertreter aller Stände und aller Departemente einen feierlichen Treueeid auf die Nation geleistet haben.

Das Spiel von Queen Games ist in den Anstrich der französischen Revolution eingetaucht, kann aber über seinen abstrakten Charakter nicht hinwegtäuschen…


Das Spiel

7 Orte stehen zur Auswahl. An diesen können wir auf 2-4 Plätzen reihum drei unserer Wappen als Einflussplättchen platzieren. Diese haben zu Beginn die Werte 2-1-1. Nach Platzierung der Wappen werden die Orte nacheinander ausgewertet:

  1. Banque de Paris: Wappenwert x 2 in Geld und der vorne liegende Spieler ist zugleich (ab sofort) neuer Startspieler
  2. Notre Dame: Das Wappen wird um den Wert 1 aufgewertet (bis max 4)
  3. Versailles: Wahl aus 2 Gunsten (SP, Turmwertung, Geld, Fackeln oder Gefolgsleute)
  4. Catacombes: zwei oder ein Gefolgsmann /er werden in den Beutel gesteckt
  5. Place de Louis: Anwerben von Bauern, Soldaten, Adeligen oder Mönch (=Jocker) gegen Bezahlung
  6. Bastille: Voranschreiten auf der Turmwertung wird mit Siegpunkten und Vorauswahlrecht der Waffen (für die Angeworbenen) belohnt
  7. Etats Generaux: Aussuchen eines Auftrages. Der erste bekommt zusätzlich 2 Geld

Nach der Auswertung erfolgt noch die Flaggenwertung (entsprechend der Abbildungen auf dem Charakter) und die Vorbereitung auf die nächste Runde.

Nach der vierten und achten Runde gibt es eine Zwischen- bzw. eine Endwertung, in der Rubine, Kronen auf den Charakteren gewertet werden und aus dem Beutel je 5 Gefolgsleute gezogen werden, die sich bestimmte Boni auf einer Leiste nehmen können.

In der Endwertung wird noch geprüft, wie viele Charktere mit Waffen ausgerüstet werden konnten (sonst Minuspunkte) und Siegpunkte für die Charaktere sowie die Aufträge verteilt.


Autor: Christoph Behre • Grafiker: David Cochard, Markus Erdt
Verlag: Queen Games • Jahr: 2018

spieler3-4 Spieler • alterab 10 Jahren • zeitca. 60 Minuten

Spielregeln (ext. Link zu Queen Games)


Spielgefühl

Bastille spielt sich dabei erfreulich einfach. Das ist gilt sowohl für den Zugang wie auch für das Spielen an selbst. Die Herausforderung bei diesem Workerplacementspiel liegt in der Auswahl der einzelnen Felder. Dabei überschreibt Dilemma das Spielgefühl sehr passend. Permanent hat man mit den drei Entscheidungsmarkern mindestens 1-2 Möglichkeiten zu wenig zur Verfügung. Jedoch geht es allen Teilnehmern so. Man wird somit nicht mit allen Wappen das Optimum herausholen können, muss seine Taktik dementsprechend im Spiel einige Male umstellen. Dafür gibt es für alle Spieler genügend Alternativen, so dass man nie blockiert ist. Bastille ist in Summe eher taktisch denn strategisch angelegt.

Nicht zu unterschätzen sind die Symbole auf den Charakteren, da die Fahnenwertung, aber auch Rubine und Kronen den ein oder anderen Sieg- wie auch Bonuspunkt nach sich ziehen. Da kann es auch wichtig sein, sich das Recht des Startspielers zwischenzeitlich zu sichern bzw. nahe an diesem zu sitzen, um z.B. bei der Fahnenwertung zu profitieren.

Ein gewisses Glückselement kommt über die Katakomben ins Spiel. Auch wenn es statistische Gesetzmäßigkeiten gibt, so können die Klötzchen mal gegen einen sein und dem Spieler den Zugang zu den lukrativen Boni verweigern. Da ist der Siegpunkt je verbliebenem Klötzchen nur ein schwacher Trost am Ende.

Sehr positiv ist zu erwähnen ist, dass das Spiel wenig Downtime aufweist. Diese Aussage bezieht sich sowohl auf die einzelne Runde wie auf den Administrationsaufwand zwischen den Runden bzw. während der beiden Auswertungsphasen.

Auch wenn das optische schön aufgemachte Spiel einen französischen Anstrich hat, so darf dieses nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Spiel ein sehr abstraktes ist. Am Ende geht es darum, Wappen / Arbeiter an einem der 7 Orte unterzubringen. Thematisch holt das Spiel nicht ab, ich würde gerne tiefer eintauchen wollen.

Die beiliegende Variante ist zwar nett, aber eher unnötig aus meiner Sicht. Da würde ich dann eher auf die Queenies zurückgreifen.

  


Kurzfazit: Bastille ist ein schönes Einsteigerspiel in den Kennerspielbereich. Schnell verstanden und dennoch mit einer gewissen taktischen Tiefe ausgestattet. Hier kann man als Familienspieler mit Anspruch nach mehr, nichts falsch machen. Thematisch ist der Funke zum Spiel jedoch nicht auf mich gesprungen.

  • Schneller Zugang
  • Extrem schnelles Kennerspiel, da kaum Downtime
  • Pefekt für den Einsteig in Workerplacementspielen

 

  • Thema spielt in dem Spiel eine untergeordnete Rolle
  • Wer Glück nicht so mag, wird die Katakomben nicht so gut finden (Ich fand es begrenzt störend).

 

Gut gemachtes Workerplacementspiel. Mit Bastille kann man nichts falsch machen. Ich weiß jedoch nicht, ob bei mir selbst der Langspielerreiz anhalten wird, auch wenn ich gerne bei einer Partie Bastille mitspiele. Dafür würde ich aktiv Spiele vorziehen, bei denen ich inhaltlich stärker abtauchen kann und die strategischer ausgerichtet sind. Für Kennerspieleinsteiger ist es jedoch sehr geeignet, um mit Workerplacementspielen Erfahrungen zu sammeln.

Dazu gibt es auch noch drei Queenies, die das Spielvergnügen verlängern.


 

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