Donnerstag, April 18, 2024
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Kürt die Jury nur noch Schummelspiele?

Nur noch wenige Tage bis zur Bekanntgabe des Spiel des Jahres bzw. Kennerspiel des Jahres. Und an dieser Stelle möchte ich die Wahl schon einmal anfechten. Da hat es kein Spiel verdient, in die engere Auswahl genommen zu werden.

6 Nominierungen und gleich 6 Möglichkeiten bei den Spielen intensiv zu schummeln.

Was ist da los?

Die Spiele im Einzelnen:

Nr. 1: Die Quacksalber von Quedlinburg

Das Schummelspiel schlecht hin. Erst recht, wenn jeder gleichzeitig spielt und die Spieler gar nicht mitbekommen, was der einzelne da so in seinem Beutel macht.

Von Knallerbsen im Beutel festhalten, separieren im Beutel, bis hin zu eingenähten Seitentaschen gibt es einige Möglichkeiten, um bei dem Spiel seinen Sieg deutlich zu seinen Gunsten auszulegen.

Nr. 2: The Mind

Ganz schön clever (nein, kommt an Nr. 3) muss man sein, um bei The Mind zu bescheißen. Da wird gemeinsam in der Gruppe heruntergezählt. Es soll sogar Pferde geben, die das Spiel als Nichtspiel bezeichnen, da man im Geichklang der Gruppe das Spiel aushebeln kann.

Ein Taktel mag dabei noch besondere Dienste tun.

Nr. 3: Ganz schön clever

Hier mal das Kreuz gemacht, da einen Kringel zu viel oder vergessen durchzustreichen. Wer überprüft mich denn schon, wenn ich meine Kollegen hinters Licht führe. Die haben doch mit ihren eigenen Optimierungen genug zu tun und merken nichts.

Das ist ganz schön clever!

Nr. 4 Heaven and Ale

Es wird etwas schwerer. Aber können meine Mitspieler bei der wilden Geldwechselei wirklich mitbekommen, ob ich den Preis komplett bezahlt habe?

Ob ich vielleicht die ein oder andere Figur nicht doch eins zu viel nach vorne bewegt habe? Oder wenn ich beim Einsammeln der Ressourcen, wenn ein Scheunenplatz umzingelt ist, nicht zu hohe Werte ermittelt habe. Wenn man sich geschickt anstellt, ist auch hier einiges drin.

Nr. 5 AZUL

Bei AZUL gibt es die Möglichkeit des Schummelns beim Zählen meiner Punkte. Gut, der Zählstein kann leicht verrutschen. Vielleicht gleich eine ganze Zeile nach unten oder etwas nach rechts. Merkt im Eifer des Gefechtes doch eh niemand.

Zack und ich gehe so nach und nach in Führung.

Nr. 6 Luxor

Das fällt es mir tatsächlich am schwersten. Aber es geht. Zumindest bei den Handkarten, die man geschickt zusammenstecken bzw. ziehen kann. Fällt vielleicht nicht sofort auf.

Ansonsten eher nicht ganz so einfach.

 

Würdige Preisträger?

Und das sollen tatsächlich die Spiele und Kennerspiele des Jahres werden, bei denen Tor und Tür geöffnet sind, einen unehrlichen Sieg davon zu tragen. Was hat sich die Jury nur dabei gedacht? Welche Kriterien sind da nur angelegt worden? Wieder einmal blind?
Zudem, müssten nicht auf diese Schlupflöcher die Verlage viel besser achten bzw. diese entsprechend schließen. Hier ist der Staat – äh der Autor bzw. der Verlag gefragt.

Solche oder andere Hinweise erhält man in diversen Foren oder anderen Medien.

Aber kann das wirklich das Kriterium sein, Spiele danach (positiv wie negativ) zu beurteilen, bei denen Möglichkeiten nicht ausreichend ausgeschlossen sind, zu betrügen? Oder muss sich nicht hier wirklich jeder an die eigene Nase fassen?

Bei Neymar regt sich jeder wegen seines unehrlichen Auftritts während der WM auf. Der ein oder andere Politiker wird durch die Arena geführt, wenn er sich nicht korrekt verhält. Nur am eigenen Brettspieltisch scheint das für den ein oder anderen Spieler egal zu sein und er verurteilt Spiele mit seinen vernichtenden Kommentaren, weil man dabei schummeln kann. Oder nutzt es für sich aus.

Aber ist das Spielen?
Nicht die Spiele gehören durch den Kakao gezogen, sondern die Schelme, welche sich auf diese Lücken stürzen, um zu gewinnen. Bei mir gehören sie jedenfalls vor die Tür gesetzt, denn mit solchen Spielern mag ich nicht spielen. Zudem nervt mich dieses nach Lücken suchen, ob man bei einem Spiel mogeln kann. Das kann doch nicht der wahre Sinn des Spielens sein.

>> Natürlich ist der Titel provokant – und es ist definitiv nicht die Aufgabe der Jury auf solche Themen zu achten. Mir gingen die Diskussionen in den letzten Wochen ziemlich auf den Keks. Damit hat die Jury alles richtig gemacht. <<

8 Kommentare

  1. Ich muss zugeben, dass ich auf den Anfang des Artikels reingefallen bin und schon einen wütenden Kommentar schreiben wollte. ^^
    Jedenfalls sehe ich das genau wie Du. Alleine schon wenn man sich fragt, ob die Mitspieler bei einem bestimmten Spiel zu viele Möglichkeiten zum Schummeln haben, sollte man lieber andere Spielpartner suchen anstatt es dem Spiel anzukreiden. Da kann man seine Freizeit wirklich angenehmer verbringen als den anderen Spielern höchst genau auf die Finger zu schauen, mitzuzählen etc. Dennoch mag ich Spiele mit offenen Informationen lieber, da jedem mal Fehler passieren und die Gruppe dann schnell korrigieren kann.

  2. Super Artikel :-). Danke dafür! Schummeln kann man, wenn man möchte, bei so gut wie jedem Spiel. Und ich gebe dir völlig recht. Mit Schummlern zu spielen macht keinen Spaß. Zum Glück habe ich solche Menschen in meinen Spielerunden nicht. Und durch Schummeln zu gewinnen macht mir selbst auch überhaupt keinen Spaß. Bei the mind haben wir aber tatsächlich eine kleine Regellücke entdeckt: Man spielt einfach gleich zu Beginn einer Runde „versehentlich“ eine sehr hohe Karte. Dann verliert man zwar ein Leben, aber kann alle niedrigeren Karten abwerfen. Das ist funktioniert vor allem in späteren Runden mit vielen Karten. Aber auch hier gilt: Wer sich den Spielspaß verderben lassen will ist selbst schuld.

  3. Sehr guter Artikel und eine interessante Analyse. Aber wie andere schon sagten, wer schummeln will, kann das fast bei jedem Spiel. Mit so jemanden würde ich aber nicht spielen wollen. Schließlich möchte ich zwar gewinnen, aber das ist nicht das, um was es mir primär geht. ich will vor allem Spaß haben. Wenn ich am Ende immer letzter wurde, ist das auch okay, wenn ich eine gute Zeit hatte.

  4. Schummler sollten das Brettspielen sein lassen und in die Politik oder an die Börse gehen!
    Ich hab zum Glück auch keine Schummler bei meinen Brettspielfreunden! 🙂
    Schummler betrügen nur sich selbst:
    nämlich um den (Ihren) Spielspaß, die schöne (Freunde die sich abwenden) Gemeinschaft und um einen ehrlich verdienten Sieg!!!

  5. @ Rüdiger: sagt die Regel nicjt man darf nur jeweils seine kleinste Karte spielen? Das verhindert ja dann das Spielen der größten Karte zu allererst.

    Darauf sind wir am Anfang auch herein gefallen.

  6. Nachschlag: Klar geben viele Regeln (oder auch Materialgegebenheiten) es her, diese so aus zulegen (zu benutzen), das es möglich ist naja das Spiel durch regelkonformes „Schummeln“! zu gewinnen. Ähnliches in der Gesetzgebung, wenn ich die Gesetztes Regeln zu meine Gunsten auslegen kann (weil sie halt schwammig formuliert wurden), komme ich frei/oder gefangen obwohl ich rein moralisch und nach dem Gerechtigkeitssinn, schuldig/oder nicht wäre. Es ist schade, das nicht so gut geschriebene Regeln immer auch dazu führen, das Interpretationsspielraum oder auch schlechte „Materialeigenschaften“ (sie sind nicht wirklich schlecht können aber dazu genutzt werden zum reinen Selbstzweck, unbedingt gewinnen zu müssen) von gewiefte Spieler zu ihrem Vorteil genutzt werden.
    Das Spiel kann da so gut sein wie es will und als Autor kann man ja auch nicht jeder Eventualität ausschließen.
    Diese „gewieften“ schummel Spieler möchte ich aber auch nicht am Tisch haben. 😉
    Spiele auf den Tisch und ausprobiert auch mit mit Schummelfaktor aber ohne Schummler :-), wegen des Spielgefühles und des schönen gemeinsamen Abends.

  7. Schummler mag ich nicht – aber Spieler die endlos diskutieren – wenn ich und dann wäre und dann hätte ich und wenn du nicht so sondern so – und Schummler die es dann auch noch wegdiskutieren wollen –
    NEIN DANKE

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